Nach der Explosion in LeverkusenJetzt macht die Deponie Sorgen

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Kilometerlang ist die Grundwassersperre mit den Brunnen, die die gesamte Deponie und die Altlast umschließt.

Leverkusen – Birgit Hardiman verkaufte die Nachricht noch so positiv wie möglich: Der einwöchige Ausfall zweier Brunnenkolonnen am Fuß der Sondermülldeponie in Bürrig habe „sehr wahrscheinlich nicht zu einer Belastung des Grundwassers und des Rheins geführt“, sagte die Leiterin des Bereichs Umwelt im Rathaus. Das sei aber nur eine „erste und vorläufige Einschätzung“, die in jedem Fall noch von einem Gutachter geprüft werden müsse. Ein Spezialist komme dafür aus der Schweiz, berichtete Hardiman am Donnerstagabend in der Sitzung des Stadtrats.

Currentas Technik-Chef steht an drei Tagen Rede und Antwort

In der kommenden Woche bietet Hans Gennen an drei Terminen Sprechstunden für Bürgerinnen und Bürger an. Currentas Technischer Geschäftsführer steht am Dienstag, 24. August, zwischen 13 und 14.30 Uhr, am Mittwoch, 25. August, zwischen 10 und 12 Uhr sowie am Donnerstag, 26. August, zwischen 11.30 und 12.30 Uhr im Nachbarschaftsbüro „Chempunkt“ in der Friedrich-Ebert-Straße 102 zur Verfügung.

Für die Sprechstunden muss ein Termin vereinbart werden: Das ist möglich über die Internetseite, die Currenta inzwischen für den Chemie-Unfall eingerichtet hat. Dort sollen Interessenten mitteilen, an welchem Tag sie in die Sprechstunde kommen wollen. Currenta benötige außerdem die Kontaktdaten der Bürgerinnen und Bürger sowie eine Telefonnummer für Rückfragen und die exakte Terminvergabe.

www.currenta-info-buerrig.de

Das Nachbarschaftsbüro in Wiesdorf werde sich dann mit genügend Vorlaufszeit für den genauen Besuchszeitraum zurückmelden, heißt es.

Für den Besuch der Sprechstunden gilt die 3-G-Regel: Wer geimpft, von einer Corona-Infektion genesen oder getestet ist, kann kommen. Außerdem muss im Gespräch eine medizinische Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden. (tk)

Der hatte nach der Flut auch die nächste, 13 Tage später eingetretene Katastrophe auf der Tagesordnung. Die Fragen der Bürgerliste boten den Anlass. Allerdings blieb vieles auch nach einer rund zweistündigen Debatte ungeklärt. Currenta hatte die Zusage zur Teilnahme kurzfristig rückgängig gemacht. In der Familie von Technik-Chef Hans Gennen gebe es einen Trauerfall. Das wurde natürlich respektiert – aber warum der Chempark-Betreiber keinen Vertreter aufbot, stieß schon auf weniger Verständnis.

Pumpen schotten den Giftmüll ab

Vom Chempark-Betreiber wäre sicherlich auch eine Einschätzung des Brunnen-Problems an der Deponie gekommen. Nach der Explosion und dem Brand in der benachbarten Sondermüllverbrennung war nicht nur die Steuerung der Kläranlage ausgefallen, sondern eben auch die Pumpen, die dafür sorgen, dass es keinen unterirdischen Wasseraustausch zwischen der Giftmüll-Deponie und ihrem Umland sowie dem Rhein gibt. Aus dem ja Trinkwasser filtriert wird.

Für Gisela Kronenberg steht fest, dass auch in dieser Sache sehr viel Glück im Spiel gewesen ist: „Bei Hochwasser wäre die Deponie ohne die Pumpen in drei Tagen abgesoffen“, sagte die Vertreterin der Linken – „das sollte man nicht verniedlichen“. Was das für die Trinkwasserversorgung von Leverkusen, Köln und weiteren Anrainern bedeutet hätte, wolle man sich nicht ausmalen.

Hermann Grevens Protokoll

Ein glücklicher Umstand war wohl auch, dass die Rauchwolke, die nach der großen und den folgenden kleineren Explosionen sowie dem Brand aufstieg, keinen Kontakt zum Boden bekam. Das habe ein Luftbeobachter um 11.11 Uhr festgestellt, erklärte Hermann Greven in seinem Protokoll der Ereignisse am 27. Juli. Der Chef der städtischen Feuerwehr war durch Zufall ziemlich in der Nähe, als um 9.37 Uhr der Tank 3 am Sondermüllofen in die Luft ging.

Das bedeutete aber auch, dass er einen Menschen sah, der brennend von der Unglücksstelle weglief. Dem Zufall geschuldet war auch, dass die Wehren der Stadt und des Chempark praktisch gleichzeitig an der Anlage eintrafen: Durch die Wucht der Explosion sei die Brandmeldeanlage bei Mercedes am Overfeldweg ausgelöst worden, so Greven. Dorthin seien die Kameraden unterwegs gewesen, bis er sie zum Entsorgungszentrum dirigiert habe.

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Protokolliert hatte Greven auch den Zeitverzug, der aus dem Erdschluss der 110-Kilovolt-Leitung entstand, die über das Gelände führt und die Wehren hinderte, den Großbrand von zwei Seiten zu bekämpfen: 102 Minuten. Die von Erhard Schoofs aufgeworfene Frage, warum so eine Leitung über einem Störfallbetrieb hängt, hätte jemand von der Bezirksregierung beantworten können. Sie ist Currentas Anlaufstelle für nahezu alle Genehmigungen. Im Gegensatz zum Landesamt für Umwelt, Agrar und Verbraucherschutz war die Kölner Behörde nicht vertreten. Das wurde ebenso kritisch gesehen wie das Fehlen von für Chemieunfälle geeigneter Messtechnik der städtischen Feuerwehr.

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