Explosion in LeverkusenWarum hängen Stromleitungen über dem Müllofen?

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Zu nah am Gefahrenherd: Die Bürgerliste fordert Aufklärung über die Stromleitungen am Currenta-Sondermüllofen.

Leverkusen – Nach den „Technischen Baubestimmungen“ des Landes hätte es die Leitung offenbar nicht geben dürfen. Dort wird darauf hingewiesen, dass sich Störfallbetriebe wie Currentas Sondermüll-Verbrennungsanlage und Hochspannungsleitungen nicht vertragen. Kommt es zu einem Brand, sei diese Kombination sehr gefährlich, heißt es in der Richtlinie.

Als am 27. Juli um 9.37 Uhr Tank 3 in der Nähe des Ofens für Chemiemüll explodierte und weitere Behälter in Brand gerieten, konnte die Feuerwehr das gewaltige Feuer zunächst nur von einer Seite aus bekämpfen: Eine Stromleitung hing im Weg und musste gekappt werden. Das dauerte ungefähr eine Stunde, heißt es. Erst danach hatten die Wehrleute freie Bahn.

Bürgerliste fordert Aufklärung

Für die Bürgerliste sind das „erhebliche und folgenschwere Zeitverzögerungen“ – und sehr erklärungsbedürftig. Ein Job für den Oberbürgermeister. Uwe Richrath soll dem Stadtrat außerdem den aktuellen externen Notfallplan für den Störfallbetrieb der früheren Bayer-Tochter Currenta vorlegen. „Den habe ich trotz ausgiebiger Suche nicht gefunden“, sagte Erhard Schoofs dieser Zeitung.

Für den Fraktionschef der Bürgerliste sieht es im Moment so aus, als seien „wesentliche gesetzliche Grundlagen“ beim Betrieb der Currenta-Anlage nicht beachtet worden. Damit meint er nicht nur die aus seiner Sicht nicht erlaubte Hochspannungsleitung über dem Gelände in Bürrig, sondern eben auch den Notfallplan. Eine aktuelle Fassung sei ihm nicht zugänglich, außerdem müsse ein solcher Plan laut dem Gesetz über Brandschutz, Hilfeleistung und Katastrophenschutz regelmäßig geprobt werden. Derartiges sei ihm erst recht nicht in Erinnerung, so Schoofs. Nach dem Gesetz müssen solche Notfallpläne alle drei Jahre nach dem technischen Stand aktualisiert und für einen Monat öffentlich ausgelegt werden.

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Unterdessen bemüht sich der Betreiber der schwer havarierten Anlage, dem großen Informationsbedürfnis der Betroffenen besser nachzukommen als in den ersten drei Wochen nach der Katastrophe. Currenta hat auf einer eigenen Internetseite das aufgeführt, was nützlich erscheint. Zum Beispiel Angaben über den Inhalt der Tanks und die eigenen Analysen 63 Proben aus Luft und Boden. Auch die Aussagen des Lanuv und von Greenpeace sind aufgeführt.

www.currenta-info-buerrig.de

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