Ein Leverkusener Jugendfußballtrainer hatte auf Mallorca ein Deutschlandtrikot mit der Aufschrift „Führer“ getragen.
Nazi-Trikot-EklatZusammenschluss von Fanprojekten äußert Kritik an Entscheidung des SSV Alkenrath

Der Trainer leitet inzwischen wieder Einheiten mit Kindern und Jugendlichen.
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Nach der Berichterstattung über einen Jugendfußballtrainer des SSV Alkenrath, der auf einem Junggesellenabschied auf Mallorca ein Deutschlandtrikot mit der Aufschrift „Führer“ und die optisch an SS-Runen erinnernde Rückennummer 44 getragen hat, hat sich die Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW beim „Leverkusener Anzeiger“ gemeldet, nachdem Radio Leverkusen dort angefragt hatte.
Nachdem der Verein sich zunächst vom Trainer getrennt hatte, leitet der Mann inzwischen wieder das Training. Die Eltern seiner Jugendmannschaft hatten sich in einem Brief dafür ausgesprochen. Unter anderem hieß es darin: „Wer Micha kennt, der weiß: Hier liegt keine Haltung vor, sondern ein gedankenloser, unkluger Moment.“ Vom Verein hieß es: „Seine glaubhafte Entschuldigung, sowie der Elternbrief haben unseren sportlichen Leiter bewogen, ihn wieder als Trainer einzusetzen, dem wir als Vorstand nicht widersprochen haben.“
Leverkusen: Institution stellt Eignung des Trainers infrage
Wie die Landesarbeitsgemeinschaft mitteilt, sei ihnen der Fall „aus verschiedenen Richtungen über unser anonymes Meldeportal übermittelt worden“. Man sehe das als „antisemitische Grenzüberschreitung und Shoah-Relativierung“. Der Trainer wisse genau, was er trage: „Der Jugendtrainer des SSV Alkenrath wiederholt mehrfach, wie geil es sei, ein Führertrikot zu tragen.“ Zu sehen ist das in einem Video, das die „Bild“-Zeitung veröffentlicht hat.
Die Landesarbeitsgemeinschaft sieht für Vereine in einem solchen Fall „eigentlich keinen Gestaltungsspielraum“. Die Institution findet, dass jemand, der so etwas öffentlich sagt, „sich nachweislich nicht als Lehrpersonal für Jugendliche“ eigne und „von allen Ämtern entbunden werden sollte“. Denn Trainer seien auch immer Vorbilder, die „einen immensen Einfluss auf die Meinungsbildung von Jugendlichen“ hätten. Dieser Verantwortung müsse sich ein Trainer bewusst sein und dementsprechend handeln. In der Mitteilung heißt es deutlich: „Wer sich alkoholgeschwängert antisemitisch und Shoah-relativierend äußert, eignet sich definitiv nicht, um Kinder und Jugendliche in dieser wichtigen Lebensphase zu begleiten.“
Grundsätzlich, so die Landesarbeitsgemeinschaft, gebe es diverse Vorfälle dieser Art, nicht nur in Alkenrath: „Hitlergrüße, rechte Tätowierungen, rassistische Beleidigungen oder Personen aus der gesichert rechtsextremen Szene als Funktionäre, Spieler oder Sponsoren.“ Bekannt sei nur ein kleines „Hellfeld“, aber der Vorfall sei definitiv kein Einzelfall.
Der Trainer hatte im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“ Reue geäußert: „Ich habe einen riesigen Fehler gemacht. Das war geschmacklos, unüberlegt und hat mir und dem Verein geschadet. Ich freue mich, dass Eltern hinter mir stehen und sich für mich eingesetzt haben.“