„Neugiernasen“ sollen Leverkusener Kinder zum Lesen bringen

Zeynep ist elf, Theo ist zehn. Zusammen sind sie „die Neugiernasen“, die fünf Orte in ihrer Heimat Leverkusen entdecken, Abenteuer erleben und Rätsel lösen.

Ausgedacht und in eigenen Zeichnungen zum Leben erweckt hat die beiden Buchhelden Jessica Jübermann. Als Lehrerin an einem Gymnasium erfährt sie hautnah die Folgen der mangelhaften Lesekompetenz bei einem Großteil der Schülerschaft. „Ich unterrichte zwar kein Deutsch, aber auch in Kunst, Informatik und Mathematik muss man Aufgaben lesen und verstehen. Und ich sehe, dass das seit den zehn Jahren, die ich im Dienst bin, schon deutlich schlechter geworden ist.“

Wie kann man also mehr Kinder zum Lesen bringen, hat sich die Mutter von zwei Jungen im Kita-Alter gefragt. Und kam zu dem Ergebnis: „Wenn die Kinder die Orte kennen, die Geschichten spannend und nicht zu lang sind, wird das Lesen vielleicht attraktiver.“

Roman zur Rettung des Ziegengeheges

Zum Wildpark Reuschenberg hat Jübermann bereits eine Verbindung. Zur Finanzierung eines neuen Ziegengeheges nach dem Hochwasser hatte sie den Roman „Die Otter sind schuld“ geschrieben, der im Buchhandel erhältlich ist, vor allem aber auf Veranstaltungen im Wildpark verkauft wurde. „Da haben viele gesagt: Toll, das bringe ich meinem Kind mit“, sagt Jübermann. Allerdings handelt es sich um einen Roman für Erwachsene. „Dann habe ich mir gedacht: Du musst auch mal was aus dem Wildpark für Kinder schreiben.“

So war also der erste Ort schnell gefunden. In Anlehnung an das große Kinderfest „Levspielt³“ kamen die anderen beiden Veranstaltungsorte dazu: der Neulandpark und das Naturgut Ophoven. Und dann noch zwei weitere Orte, von denen Jübermann glaubt, dass die Kinder besonders gerne zugreifen werden: die Jugendfeuerwehr und die Bay-Arena. In den interaktiven Geschichten sind nicht nur kleine Rätsel und lokale Geheimtipps versteckt, sondern auch Botschaften aus den Bereichen Kinderrechte, Naturschutz und Mobbing.

Ehrenamtliches Engagement

46 Stunden Arbeit hat Jübermann alleine in die Illustrationen gesteckt, den Aufwand für Recherche, Texte und Absprachen mit den lokalen Einrichtungen, etwa Markenrechte betreffend, hat sie nicht einzeln festgehalten. Geld verdienen möchte sie mit den fünf Broschüren aber nicht.

„Es ist ein Herzensprojekt“, sagt die junge Mutter. „An dem Stand bei Wildparkfesten habe ich gemerkt, dass viele Kinder kommen und ein Buch haben möchten, aber kein Geld dabei haben und die Eltern kein Geld ausgeben wollen oder können.“ Deswegen wäre es schön, wenn sie die Bücher einfach ausgeben könnte.

Druck soll spendenfinanziert werden

Dafür hat Jübermann eine Crowdfunding-Kampagne im Internet gestartet. Seit dem 1. Juni können Unterstützer einen beliebigen Betrag spenden, es werden auch Pakete angeboten, bei denen je nach Betrag Bücher und Lesezeichen, Widmungen, Originalskizzen und personalisierte Zeichnungen gebucht werden können. Für Einrichtungen wie Schulen und Buchhandlungen und Sponsoren gibt es ebenfalls spezielle Pakete.

Der Erlös aus der Spendenkampagne fließt komplett in die Druck- und Materialkosten für die Bücher. „Wenn ich 1000 Euro zusammenbekomme, kann man damit schon eine ganz ordentliche Auflage drucken“, sagt Jübermann. Wie viele Exemplare letztendlich gedruckt werden können, hängt von der Spendenhöhe ab. Zum Kinderspielfest Levspielt³ am 24. August sollen die Bücher dann an die angehenden Leser gebracht und außerdem in Büchereien oder den abgebildeten Institutionen ausgelegt werden.

Schlebuscher sattelt wegen Corona um

Aus Hochzeitsillustrator wird Kinderbuchzeichner

Dem ersten Testleser jedenfalls haben die Geschichten schon einmal gefallen. Sohn Oliver ist eher schüchtern, auf die Frage, ob er die Bücher gut findet, nickt der Fünfjährige ohne lange nachzudenken mit sichtbarer Begeisterung.