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„Reichlich Alkohol“Anwohner frustiert nach illegaler Party in Opladen

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Party Opladen2

Ab 20 Uhr kamen immer mehr Jugendliche zusammen. Um 22 Uhr rückte die Hundertschaft der Polizei an.

Leverkusen – Nach der illegalen Party in Opladen sind die dortigen Anwohnerinnen und Anwohner wütend. Partys seien sie zwar gewohnt, im Sommer würden sich regelmäßig Jugendliche zum Feiern treffen, bestätigt ein Mann, der an der Bahnstadtchaussee wohnt und seinen Namen in der Zeitung nicht genannt haben möchte. Aber: „Die Geschehnisse in der Nacht von Samstag auf Sonntag haben das bisherige noch einmal getoppt.“

Er habe von seiner Terrasse aus beobachten können, wie sich nach 20 Uhr immer mehr Jugendliche versammelt hätten, erzählt er. „Ab 22 Uhr wurden es deutlich mehr, anscheinend hatten sie sich für 23 Uhr verabredet“, mutmaßt er. Der Spielplatz am Funkenturm sei voller Menschen gewesen, ein bis zwei Masken habe er gesehen, alle unter dem Kinn. Abstand: Fehlanzeige.

Es sei „reichlich Alkohol“ konsumiert worden, bis tief in die Nacht hätten die Personen laut gegrölt, in Hauseingänge und an Hauswände uriniert, fremdes Eigentum beschädigt und jede Menge Müll und zerbrochenes Glas hinterlassen, schildert der Opladener, der nach eigenen Angaben seit sieben Jahren an der Bahnstadtchaussee wohnt. Dazu seien „mit PS-starken Autos Kick-Starts vorgeführt“ worden. „Ein Drogenumschlagplatz war der Bereich schon immer“, sagt er. Und auch am Samstagabend, als er mit seiner Frau kurz draußen gewesen sei, habe man die Drogen riechen können.

Problem seit Jahren bekannt

Noch am Tag danach lagen Wupsiräder, d leere Wodkaflaschen und Müll aufs komplette Areal verstreut herum. Schon häufiger habe es Beschwerden gegeben, erklärt der Anwohner, doch es sei nie irgendetwas passiert. „Nach meiner Kenntnis ist das Problem seit vielen Jahren bekannt, ohne dass sich bisher jemand um eine Lösung bemüht hat. Nun ist eine neue Eskalationsstufe erreicht, der umgehendes Handeln folgen sollte. Man kann sich nicht einerseits für neu fertiggestellte Projekte feiern und andererseits schwerwiegende Probleme an diesen Projekte aussitzen“, kritisiert er die Verantwortlichen der Neuen Bahnstadt und fordert eine Stellungnahme von deren Geschäftsführer Alfonso Lopez de Quintana.

„Ich gehe davon aus, dass ich nicht der Einzige bin, dem die Entwicklung der Bahnstadt Ost nicht mehr gefällt, und könnte mir vorstellen, dass nun mehrere Anwohner die Initiative ergreifen werden.“

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Vom gesundheitlichen Risiko ganz zu schweigen: „Den Aspekt, dass am Samstagabend eventuell in der Gruppe sehr wahrscheinlich noch nicht alle durchgeimpft waren und somit die Deltavariante des Coronavirus verbreitet wurde, muss man nicht weiter vertiefen. Die Inzidenzen werden es uns zeigen.“ Bemerkenswert in dem Zusammenhang sei, dass das Ordnungsamt einen Garagenflohmarkt hier im Viertel verbieten lasse, weil es bei dem zu voll werde, „eine Horde von Ungeimpften jedoch über mehrere Stunden Party machen kann“, sagt der Opladener frustriert.

Sicherheitsdienst im Gespräch

Auch Jan Lukat von „MyDabbawala“, einem Catering- und Rikschaservice, der seinen Firmensitz im neuen Magazin der Bahnstadt hat, bekommt seit acht Jahren den Vandalismus mit. „Über Jahre hinweg ist nichts passiert“, moniert er. Früher habe sich sogar einmal im Monat eine Runde zusammengesetzt, um Lösungen zu suchen. Lukat habe damals sogar einen privaten Sicherheitsdienst vorgeschlagen. „Immer hat es geheißen: Wenn die Gegend hier erstmal mehr bewohnt ist, löst sich das Problem von selbst“, erinnert sich der 51-Jährige. Mitnichten. Für ihn ist klar: „Die Kommunalpolitik ist hier gescheitert.“ Er kreidet der Politik auch an, die umliegenden Stadtteile Quettingen und Lützenkirchen nicht integriert zu haben, Jugendliche hätten „kein Alternativangebot“.

Auch eine Bekannte Lukats ist wütend. „Unerträglich“ sei die Situation geworden, erzählt sie. Auch sie möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Von der Skater-Anlage schalle es her, abends könne sie kein Fenster mehr aufmachen, auf die Spielplätze geht die zweifache Mutter nicht mehr – zu viel Urin, Kot und Scherben. Schon oft habe sie bei der Polizei angerufen. Aber auch deren Einsätze brächten nichts. Die Jugendlichen hätten immer weniger Respekt. „Verzweiflung, Sprachlosigkeit und auch Wut“, empfindet sie. Während Corona sei es etwas weniger geworden, doch jetzt „geht es volle Pulle wieder los“. Waren es früher nur Partys am Wochenende, feierten die Leute mittlerweile fast täglich. Die Opladenerin hat ihre Konsequenz gezogen: Nach knapp sieben Jahren in der Neuen Bahnstadt wird sie wegziehen.

400 bis 500 Personen hatten nach Polizeiangaben am Samstagbend rund um die grüne Mitte und den Funkenturm gefeiert. Alarmiert wurden die Einsatzkräfte vom städtischen Ordnungsamt kurz nach 20 Uhr, bestätigte eine Polizeisprecherin. Gegen 22 Uhr rückte die Hundertschaft an. Es wurden Platzverweise ausgesprochen und Personalien festgestellt. Nach wie vor stelle die Zusammenkunft einen Verstoß gegen die Corona-Schutzverordnung dar, sagte die Sprecherin.

Eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung ist bei der Polizei eingegangen. Auf der Campusallee soll ein 19-jähriger Leverkusener Faustschläge gegen den Kopf erlitten haben. Die Polizei fahndet nach zwei Männern. Einer der dunkelhaarigen Tatverdächtigen soll ein schwarzes T-Shirt getragen haben und eine rote Musikbox mit sich geführt haben. Sein Alter wird auf Anfang 20 geschätzt. Hinweise von Zeugen nimmt die Polizei unter der Telefonnummer ☎0221 229-0 oder per E-Mail entgegen. (Aga)

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