ProzessEs war schon drei Jahre Schluss – trotzdem stalkte Leverkusener seine Ex-Freundin

Lesezeit 2 Minuten
Blick auf den neuen Teil des Amtsgerichts in Opladen

Vor dem Amtsgericht musste sich ein junger Mann wegen Nachstellung verantworten.

„Nachstellung“ nennen das Juristen: Ein heute 24-Jähriger aus Leverkusen konnte seine frühere Partnerin nicht in Ruhe lassen.  

Es war seine erste „richtige“ Beziehung, sagt der Rechtsanwalt. Zwischen 2015 und 2021 sei das Paar zusammen gewesen. Was, wie sich eine halbe Stunde später herausstellt, schon die erste falsche Wahrnehmung war: „Anfang 2019 haben wir uns getrennt“, sagt die 23 Jahre alte Frau, der von Dezember 2021 bis Februar 2022 auf allen denkbaren Kanälen nachgestellt wurde. Von ihrem Ex, der einfach nicht einsehen wollte, dass Schluss war. Auf WhatsApp und Instagram und mit bis zu 20 Anrufen am Tag habe er sie belästigt – und als sie ihn sperrte, sei es über Telefone von Verwandten weitergegangen. Das berichtete sie schließlich der Polizei.  

Nach drei Monaten hatte sie genug, erstattete Anzeige gegen den 24-Jährigen, der sich vom Freund zum Stalker verwandelt hatte und ganz genau wissen wollte, mit wem sie denn nun verkehrt. Auch Drohungen gab es – und Bitten, ihm noch einmal eine Chance zu geben, steht in der Anklageschrift. Inzwischen gebe es keinen Kontakt mehr, sagt sie vor Gericht. „Wollen Sie, dass er bestraft wird“, fragt Richter Thomas Nagel. Daraufhin schüttelt sie den Kopf. Man könne das Verfahren also auch einstellen, wenn es nach ihr ginge.

Bald ein Wiedersehen vor dem Opladener Gericht

Trotzdem wird Richter Nagel den Mann bald wiedersehen. Der ist nämlich durchaus kein unbeschriebenes Blatt für die Justiz. Ein schwerer Raub mit Waffen steht in den Akten. Mit der Erfüllung seiner Bewährungsauflagen hat der Mann offenkundig auch so seine Probleme. Weil er zu viel Marihuana konsumiert, soll er sich einer Therapie unterziehen. Aber zu den Gesprächskreisen in Bergisch Gladbach schaffe er es oft nicht, berichten er und seine neue Bewährungshelferin am Montag in Opladen übereinstimmend.  

Ein Problem: Der junge Mann, der nach der Förderschule keinen Ausbildungsplatz fand, lebt seit geraumer Zeit auf der Straße. Inzwischen habe er aber eine Wohnung in Wiesdorf in Aussicht, sagt er. Und mit viel Glück könnte er in einer Sicherheitsfirma unterkommen, ergänzt seine Betreuerin. Eine Perspektive, immerhin.

KStA abonnieren