Razzia in LeverkusenFamilienclan soll gewarnt worden sein – Verdächtiger wieder frei

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Einsatzkräfte der Polizei durchsuchten den mutmaßlichen Hauptsitz der Bande in Leverkusen.

Leverkusen – Bekamen die Mitglieder eines stadtbekannten Leverkusener Familienclans am Vortag der Razzia einen Tipp? Beobachtungen von Augenzeugen, die sich beim „Leverkusener Anzeiger“ meldeten, könnten darauf hinweisen. Die in der Sache federführende Staatsanwaltschaft Köln hatte bisher keine Hinweise in dieser Richtung, ein entsprechender Bericht ist der Behörde jetzt aber zugegangen.

Demnach soll es am Nachmittag des 13. März in einem Hof, der zu einem großen, von Mitgliedern der Großfamilie bewohnten Haus gehört, zu plötzlichen aufgeregten Aktivitäten gekommen sein. Zunächst, so die Schilderung, habe man das Hoftor zugesperrt.

Koffer und Taschen vom Hof geschafft

Im Hof standen mehrere Autos, die üblichen teuren Sportwagen und Limousinen, aber auch zwei unauffällige Kombis. „Fünf Personen, die augenscheinlich zum Familienclan gehören, begannen damit, hektisch einen Koffer und mehr als zehn große und kleine Taschen zu verstauen, vor allem in den Kombis und in einem Mercedes“, sagte der Zeuge. Die Taschen könnten Sporttaschen gewesen sein, sagte der Zeuge, sie hätten etwa so ausgesehen.

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Als in der Ferne ein Martinshorn zu hören gewesen sei, sei zwischenzeitlich regelrecht Aufregung unter den Leuten im Hof aufgekommen. Wenig später seien die Autos vom Hof gefahren worden.

Am nächsten Morgen in aller Frühe zogen Staatsanwaltschaft und Polizei ihre Razzia in Schlebusch, Küppersteg und an der Hauptstraße in einem Café in Wiesdorf durch, bei der vier Personen im Alter von 42 bis 54 Jahren in Haft genommen wurden und mehrere Luxusautos beschlagnahmt wurden (wir berichteten). Ihnen wird unter anderem Sozialbetrug in großem Stil vorgeworfen. Wie die Staatsanwaltschaft Köln auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte, durfte einer der vier Hauptverdächtigen das Gefängnis am Dienstag unter Auflagen verlassen.

Zeugen haben Angst vor Racheaktionen

Da eine Razzia logistisch geplant werden muss, gibt es vorher eine ganze Menge Menschen, die in die Pläne eingeweiht sind. Nicht nur bei der Polizei und Staatsanwaltschaft, auch Medien und Fernsehanstalten bekommen einen Hinweis auf bevorstehende Aktivitäten der Ermittlungsbehörden.

In der Umgebung der vom Familienclan bewohnten Objekte traut sich nicht jeder, bei Problemen oder Beobachtungen mit den Behörden in Kontakt zu treten. Die Angst vor Racheaktionen und Kleinkrieg mit Mitgliedern des Clans sitzt manchen im Nacken, so dass Beschwerden erst spät oder nie bei der Polizei ankommen, sagte eine Anwohnerin. Auch unsere Augenzeugen haben diese Angst und bleiben deshalb anonym.

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