KrankenhausreformWie gut Leverkusens Kliniken sind, weiß Karl Lauterbach noch nicht

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Blick auf das Sankt-Remigius-Krankenhaus in Opladen

Der Betreiber des Sankt-Remigius-Krankenhauses ist in Schwierigkeiten.Karl Lauterbach sieht das Haus aber nicht existenziell gefährdet.

Der Bundesgesundheitsminister verteidigt die Reform als unabdingbar, um die Patienten besser zu stellen.

Der Mann, der Leverkusen und das nordöstliche Köln für die SPD im Bundestag vertreten soll, ist schon lange ziemlich abgelenkt. Karl Lauterbach ist Gesundheitsminister und will „die einmalige Gelegenheit nutzen, viel anzuschieben“. Ganz heiß ist im Moment die Krankenhausreform, die ihm schon eine Menge Ärger eingebracht hat und weiter einbringen wird.

Obwohl er zumindest für Leverkusen nicht damit rechnet, dass am Ende nur das Klinikum und so von einst drei eben nur ein Krankenhaus übrig bleibt. Dass die K-plus-Gruppe zu kämpfen hat, ist Lauterbach aber bewusst: Das Sankt Josef in Wiesdorf hat sie schon als Krankenhaus aufgegeben, das Opladener Sankt Remigius wird umfänglich umstrukturiert.

Der Abgeordnete und Minister kommentiert das nicht im Detail. Es ist aber klar, dass die Konzentration auf die Stärken, die in Opladen gerade läuft, genau dem Ziel seiner Reform entspricht. In jeder Klinik soll nur noch das gemacht werden, was dort häufig und geläufig ist. Kleine Häuser abseits der Metropolen dienen nur noch der Grundversorgung.

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Komplizierte Operationen, sofern sie zeitlich planbar sind oder Krebstherapien will der Mediziner nur noch dort sehen, wo viel Erfahrung ist. Kein Wunder, dass die Chefs der Universitätskliniken auf seiner Seite sind. Lauterbach betont es trotzdem am Dienstagnachmittag im SPD-Haus an der Dhünnstraße: Weil es nicht selbstverständlich sei.

Transparenz wird auch in Leverkusen Ärger bringen

Was ihm selbstverständlich weiteren großen Ärger einbringen wird, sind die Aussagen über Art und Anzahl der Behandlungen in den 1719 deutschen Krankenhäusern. Womit sie dann in – Lauterbach meidet das Reizwort nicht – „Leistungsgruppen“ unterteilt werden. Mehr noch: „Wir werden wichtige Qualitätsdefizite öffentlich machen“, unterstreicht der Bundesgesundheitsminister. Auf diese Offenbarung wird man in Leverkusen noch warten müssen. „Die Zahlen habe ich noch nicht“, sagt Lauterbach auf Nachfrage.

Seine Kollegen in den Ländern haben sich ausgeklinkt. Mit Bewertungen einzelner Kliniken wollen sie nichts zu tun haben. Erst recht nicht, weil die Folge der Qualitätsdebatte sein kann, dass einzelne Krankenhäuser schließen müssen. Lauterbach hält das für möglich, betont im Moment aber, dass gerade kleinere Kliniken durch die Reform besser gestellt würden, weil die Zahl der Behandlungsfälle nicht mehr das einzige Maß der Dinge sein werde. Sondern eine „Vorhaltepauschale“ gezahlt wird einzig dafür, dass es die Krankenbetten überhaupt gibt. „Wenn man geschickt handelt, ist das neue System fast eine Existenzgarantie“, so seine Behauptung.

Unter dem Strich wird die Qualitätsdebatte dennoch viel Verdruss bringen. Denn Lauterbach will, dass vor allem die Krebstherapien in Deutschland besser werden, „das spart uns tausende Tote“. Und es sei nur zu erreichen, wenn man in den kleinen, nicht spezialisierten Krankenhäusern künftig die Finger davon lässt: „Die Qualität ist nicht dort, wo sie sein sollte.“

Insofern sei die deutsche Klinik-Struktur „komplett problematisch“. Wer solchen Klartext redet, provoziert Widerspruch. Das weiß der schon lange heftig angefeindete Minister. Mit Blick auf dieses heiße Eisen sagt er: „Da rappelt es natürlich.“ Durchziehen will der 60-Jährige die Sache in seiner ersten Amtsperiode trotzdem.

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