Schulbusse in Leverkusen„Müssen die Kinder auf ein größeres Zeitfenster verteilen“

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Marc Kretkowski

Leverkusen – Herr Kretkowski, wie sehen Sie zwei Wochen nach dem Schulstart die Situation mit den Pendelbussen für die von Verlegung betroffenen Schulen?

Marc Kretkowski: Die Situation ist für uns sehr schwierig. Nach unserer Beobachtung ist es inzwischen schon so, dass wir die Kinder befördert bekommen. Es bleibt kein Kind mehr irgendwo stehen. Aber wir haben natürlich die Problematik, dass die Busse voll sind und auch nicht jedes Kind einen Sitzplatz bekommen kann.

Oft kommt von Eltern die Fragen, warum dann nicht mehr Busse eingesetzt werden.

Weil wir schlicht und einfach nicht mehr haben. Wir haben keine Fahrzeugreserven mehr, die Werkstattmitarbeiter fahren, teilweise auch die Verwaltungsmitarbeiter, die einen Busführerschein haben. Was irgendwie fahren kann, fährt. Wir machen zusätzlich zum normalen Angebot 22 Fahrten täglich.

Können Sie keine weiteren Busse beschaffen?

Wir versuchen das unentwegt. Es gibt aber keine zusätzlichen Ressourcen am Markt mehr. Unsere Subunternehmer haben ohnehin schon alles eingebracht, was sie können, auch schon wegen Corona. Wir haben auch im ganzen Umfeld Partnerunternehmen angefragt, die alle ausgelastet sind. Neue Busse haben eine Lieferzeit von einem Jahr, der Gebrauchtmarkt ist abgegriffen, ebenso der Stellenmarkt für Fahrer. Viele Busse sind im Kreis Ahrweiler im Einsatz, es gibt viel Schienenersatzverkehr wegen der Bauarbeiten in der Region. Trotzdem bemühen wir uns weiter um zusätzliche Ressourcen.

Wie lief die Kommunikation in Bezug auf die Schulverlagerungen?

Bei dem Konzept sind wir vor der Entscheidung nicht eingebunden worden. Die Entscheidung wird sicherlich gute Gründe gehabt haben, verkehrlich ist diese natürlich problematisch, weil die Schüler durch das Stadtgebiet hin und her geschickt werden. Das erhöht die Nachfrage natürlich insbesondere zu einer konkreten Zeit gebündelt. Dazu kommt noch, dass uns die Schulanfangs- und Endzeiten nicht komplett vorliegen. Teilweise variieren diese auch täglich, was dazu führt, dass unser Außendienstmitarbeiter an einem Tag einen zusätzlichen Bus anfordert, der dann am nächsten Tag zur selben Zeit fast leer fährt.

Ihnen fehlen also wichtige Informationen?

Ja, aber mittlerweile stehen wir in einem konstruktiven Austausch mit der Stadt und den Schulen. Wir haben einen Fragebogen erstellt zur Erhebung der Informationen, die wir von den Schulen benötigen. Also konkret: Wie viele Schüler fahren wann auf welchen Wegen. Das hilft uns, Busse gezielter einzusetzen.

Welche Lösungsansätze für die Problematik sehen Sie?

Wir fahren in der Spitze mit allem, was wir haben. Die Kapazitäten sind knapp. Es gibt nicht mehr. Das große Problem das wir haben, ist das kleine Zeitfenster. Es gibt nur die eine Möglichkeit, die vorhandene Schülerzahl auf ein größeres Zeitfenster zu verteilen. Es ist oft schon damit getan, wenn die Schüler einen Bus 15 Minuten früher oder später nehmen, die fahren dann schon oftmals wieder leer auf dem Linienweg. Das machen die Schüler von sich aus natürlich nicht, aber da würde ein Konzept der Staffelung der Schulzeiten helfen. So würden die Schüler sich besser auf das reguläre Liniennetz verteilen und wir könnten einen Sonderbus noch einmal auf eine zweite Runde schicken. Wir werden aber nicht dahin kommen, dass jedes Kind immer einen Sitzplatz hat. Das muss ich ganz deutlich sagen.

Den Ärger darüber bekommen dann oft die Mitarbeiter vor Ort ab.

Ja. Man fühlt sich schon ein bisschen schlecht dabei, weil wir immer den Ärger abbekommen. Mir tun meine Mitarbeiter leid, die sich den ganzen Tag bemühen und am Ende feststellen: Trotzdem reicht es nicht und klappt alles nicht so richtig und die Leute schimpfen. Da muss man auch mal sagen: Es liegt nicht an Euch, ihr macht einen super Job, es sind die äußeren Rahmenbedingungen, die dazu beitragen.

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