Spekulation drohtStadt Leverkusen will Grundstück kaufen und später weiterverkaufen

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Das Brachland an der Wiesdorfer Stadtkante. Deutlich ist die historische Straße "Am Knochenberg" zu sehen.  Rechts die Büros der Pronova. 

Leverkusen – Gelegentlich wird der Stadt Leverkusen vorgeworfen, dass sie bei wichtigen Grundstücken ihr gesetzlich verbrieftes Vorkaufsrecht nicht anwendet. Bei einem Grundstück an der Peschstraße will man jetzt aber zugreifen, auch wenn das eine schöne Stange Geld kostet.

Es geht um ein zur Zeit brachliegendes Stück Land im Dreieck zwischen Breidenbachstraße und Peschstraße. Für die Stadtplanung ist das ein wichtiges Grundstück, es schließt den Wiesdorfer Süden zum Chempark ab.

Städtebauliche Missstände sollen verhindert werden

Beseitigung beziehungsweise Verhinderung städtebaulicher Missstände als Aufgabe der Stadt Leverkusen gibt die Verwaltung als Grund für den Kauf in einem Papier an, das dem „Leverkusener Anzeiger“ vorliegt. Bei der offenbar drohenden Versteigerung könnte wieder einmal ein Schlüsselgrundstück in die Hand von unseriösen Investoren oder Spekulanten geraten. Mit ähnlichen Problemen, die auch schon einmal in erpressungsähnlichen Situationen enden können, hat die Stadt mehrfach zu tun gehabt. Etwa in der City C.

Den Kauf soll der Stadtrat in der nächsten Sitzung entscheiden; traditionell werden Grundstücksangelegenheiten im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung verhandelt. Wenn der Rat zustimmt, will die Verwaltung das 1041 Quadratmeter große Grundstück kaufen. Es gehört der Bundesrepublik Deutschland und wird von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben verwaltet, die es verkaufen will.

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Die Straße Am Knochenberg ist sogar noch zu erkennen. 

Die Bewertungsstelle der Stadt hatte einen Verkehrswert von lediglich 385.000 Euro ermittelt.  Das Land liegt in der inneren Seveso-III-Zone um das Chemiewerk, in der wegen der Gefahr durch mögliche Unfälle in Chemieanlagen längst nicht alle Gewerbe zulässig sind, schon gar nicht etwa Geschäfte mit Laufkundschaft.  Mit 580.000 Euro wären anscheinend sowohl Stadt als auch die Bundesrepublik einverstanden, gut 40.000 Euro Nebenkosten kommen für die Stadt noch hinzu. Die Anstalt hatte ursprünglich 660.000 Euro veranschlagt.

Kämmerer hat wohl einen Investor an der Hand

Leverkusens Kämmerer Michael Molitor warb am Telefon für den Kauf. Anscheinend hat der Kämmerer einen Investor an der Hand, der dort Büros errichten, aber nicht den vollen Kaufpreis zahlen kann oder will. Die Lücke will die Stadt füllen. Der fragliche Investor könnte nach Informationen des „Leverkusener Anzeiger“ derselbe sein, der die Pronova-BKK-Büros gegenüber von Tor 4 gebaut hat.

„Man muss manchmal ungewöhnliche Wege gehen“, sagt Molitor zu dem Zuschussgeschäft, er ist aber überzeugt, dass die Sache für Leverkusen richtig ist.

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Das Grundstück ist städtebaulich wichtig, aber es ist auch nicht sauber. Auch wenn das ehemelige Bayerwerk in Rufweite liegt, ist die Chemieindustrie ausnahmsweise unschuldig. Über das Grundstück verlief bis vor 25 Jahren die Straße Am Knochenberg, mit zum Schluss abbruchreifen Häusern und noch früher einer Tankstelle, die wahrscheinlich eine Altlast hinterlassen hat. Für die Sanierung käme die Stadt auf. Abgesehen von der Verschmutzung durch die Tankstelle, vermutet man Kampfmittel im Boden.

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