Wenn Klarinettenklänge und Bläserfanfaren am Montagmittag in einem leuchtenden Dialog verschmelzen, entsteht eine kleine Revolution des Hörens. Zwischen Tradition und Aufbruch.
„Start“-Festival LeverkusenDavid Orlowskys Klarinettenklänge treffen Bayer-Blasorchester

David Orlowsky trifft Bayer-Blasorchester: Eine außergewöhnliche Begegnung zwischen Filmmusik und Klezmer im Erholungshaus Leverkusen, die Tradition und Innovation klangvoll verbindet.
Copyright: Timon Brombach
Auf der einen Seite das Bayer-Blasorchester, verwurzelt in der regionalen Musiktradition, auf der anderen das David Orlowsky Trio mit seiner Mischung aus Klezmer, Jazz und Weltmusik.
Orlowskys Klarinette trägt die Melodie warm und erzählerisch, während die Gitarre einen feinen Klangteppich webt – harmonisch begleitend, nie aufdringlich. Das Bayer-Blasorchester ergänzt mit Posaunen, Trompeten und Hörnern, die die intime Ästhetik in einen raumfüllenden Klangkörper verwandeln. Eine Symbiose, die hier spürbar lebendig wird.
David Orlowsky – vielfach ausgezeichneter Klarinettist, Künstler bei Sony und Warner, Echo-Klassik-Preisträger – bringt dabei nicht nur seine internationale Bühnenerfahrung ein. Für ihn ist dieses Konzert auch eine Art Rückkehr: Seine ersten musikalischen Gehversuche machte er als Schlagzeuger in einem klassischen Blasorchester. Dass er nun in diesem Rahmen mit so vielen Klarinettistinnen und Klarinettisten auf einer Bühne steht, ist für ihn „etwas ganz Besonderes“.
Klezmer als Brücke von Vergangenheit zu Gegenwart
Die Klarinette spielt einen traditionellen Klezmer-Nigun – eine improvisierte, wortlose Melodie mit spiritueller Tiefe. Das Blasorchester nimmt diesen Klang auf und verleiht ihm eine fast sakrale Dimension. Diese Verbindung verweist auf eine europäische Musikgeschichte, in der Klezmer und Blasmusik nebeneinander existierten – und sich in diesem Moment neu begegnen. Orlowsky lässt modale Tonleitern und exotische Klangfarben einfließen, während das Orchester mit präziser Phrasierung antwortet. Wenn hinten eine Holzklappe perkussiv anschlägt, antworten die Bläser fugiert – eine mehrstimmige Struktur, in der sich klassische Disziplin und Kreativität durchdringen.
Ein besonders emotionaler Moment ist das Stück „Happiness“, das Orlowsky mit Anfang 20 schrieb – sein erstes Werk für ein solches Ensemble. Es handelt von den verschiedenen Arten, glücklich zu sein – und entfaltet hier eine neue, orchestrale Tiefe. Für Fans des Blasorchesters wird an diesem Pfingstmontag klar: Blasmusik ist längst mehr als Marsch und Polka. Für Jazz- und Weltmusikliebhaber öffnet sich die Tür zu einer Klangwelt voller Farben, Finesse und orchestraler Kraft.
Klezmer ist eine traditionelle Musikrichtung der osteuropäischen Juden, die ursprünglich bei Festen und Hochzeiten gespielt wurde. Sie ist emotional und lebendig, oft geprägt von improvisierten Melodien und speziellen Tonleitern, die an menschliche Stimmen erinnern. Typische Instrumente sind Klarinette, Geige und Akkordeon.