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Traditions-Kirmes im Dorf am RheinHitdorfer küren neuen Hahnenkönig

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Hitdorfer Kirmes mit neuem Hahnenkönig

Denis Bohr ist neuer Hahnenkönig.

Auch wenn die Kirmes deutlich kleiner als früher ist: Der Hitdorfer Geselligkeitsverein blickt auf ein gelungenes Festwochenende zurück.

Es war ein Fest der Traditionen, der Begegnung und der gelebten Heimatverbundenheit: Am Wochenende lud der Hitdorfer Geselligkeitsverein (HGV) zur Kirmes ein – ein Fest, das in Hitdorf seit Jahrzehnten fester Bestandteil des Dorflebens ist. Auch wenn die Zeiten sich geändert haben, der Geist der Festivitäten ist geblieben.

Bereits seit 1967 pflegt der HGV – hervorgegangen aus dem Verein „Et löstige Dutzend“ – die heimatliche Kultur. Über 130 aktive Mitglieder engagieren sich für Veranstaltungen wie das Oktoberfest oder eben die Kirmes am ersten Augustwochenende. Ein Engagement, das in Hitdorf geschätzt wird – auch wenn das Fest längst nicht mehr das ist, was es einmal war.

Festumzug durch Hitdorf

Hier wird feierlich der neue Hahnenkönig abgeholt. Die Kirmes gibt es bereits seit Jahrzehnten.

„Die Kirmes, wie wir sie früher kannten, gibt es so leider nicht mehr“, sagte HGV-Vorsitzender Bernd Ruther. Die Anforderungen und Auflagen seien enorm gestiegen, Fahrgeschäfte blieben wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit fern, und gerade kleinere Orte wie Hitdorf spürten das besonders. „Doch wenn niemand mehr kommt, bleibt auch der Nachwuchs aus – und mit ihm das Interesse an unseren Traditionen.“

Hitdorf: Gemeinschaft statt Rummelplatz

Trotzdem zeigte das Wochenende, dass es auch ohne Riesenrad und Autoscooter geht – wenn der Zusammenhalt stimmt. „Ich bin mit dem HGV groß geworden“, so Ruther, „und es war immer ein Ort, an dem ich mich sicher und geborgen gefühlt habe.“ Diese Erfahrungen versuche der Verein bis heute weiterzugeben.

Insgesamt nahmen dieses Jahr sieben, wenn man Untergruppen mitzählt sogar neun Vereine an der Kirmes teil. Große Programmhöhepunkte wie in anderen Stadtteilen blieben zwar aus, dafür standen die traditionellen Elemente im Mittelpunkt – allen voran das Hahneköppen, das Herzstück des Festes.

Bereits am Samstagnachmittag wurde auf dem Festplatz gefeiert. Ab 17 Uhr begann das Hahneköppen für jedermann –  per Losverfahren wurden Teilnehmer auf die Bühne gerufen, die mit verbundenen Augen und einem Holzsäbel versuchten, einen Gummihahn zu treffen. Zur Orientierung half oft das Publikum: „Vor – zurück – höher – tiefer!“ – ein Spiel, das für viel Heiterkeit sorgte.

Gegen 18 Uhr wurde es dann ernst: Der Wettbewerb um die Königswürde begann. Nur Vereinsmitglieder und ortsansässige Bürger durften sich beteiligen, nachdem in der Vergangenheit einmal die Königskette in einen Nachbarort getragen worden war. In diesem Jahr war es Denis Bohr, ein 32-jähriger Chemiearbeiter und seit sieben Jahren im Verein, der sich die Königswürde sicherte. 

Der Sonntag stand dann im Zeichen des Nachwuchses: Beim Kinderschürreskarren-Rennen und dem Kinderhahneköppen durften die Kleinsten mitfiebern und mitmachen. Dabei blieb das ganze Wochenende Zeit für Gespräche, für Erinnerungen – und für eine klare Botschaft: „Ohne Vereine, ohne das Ehrenamt, ohne das Miteinander geht es nicht mehr“, betonte Ruther. „Wir geben weiter, was wir selbst erlebt haben.“

Tradition mit tiefer Bedeutung

Das Hahneköppen hat übrigens eine historische Wurzel, die bis ins Mittelalter zurückreicht – und vermutlich über den Hofadel zum Volk kam. Die heute bekannteste Deutung stammt aus der Zeit der Französischen Revolution: Als französische Truppen das Rheinland besetzten, soll das symbolische Köpfen eines Hahns – dem Wappentier der Franzosen – dem Widerstand Ausdruck verliehen haben. Heute ist es vor allem eines: gelebtes Brauchtum. Neben Hitdorf halten auch Bürrig, Manfort und Rheindorf an dieser rheinischen Tradition fest.

Was Hitdorf dabei besonders auszeichnet? Laut Ruther sei es die Nähe zum Rhein – und die Nähe der Einwohner zueinander.