Neues Wettbüro in City BStadt verstößt gegen eigenes Konzept - Schulen zu nah

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Trotz gültigem Vergnügungsstättenkonzept: Am ersten Samstag im Juli 2020 eröffnete dieses Wettbüro in der Leverkusener City. Im Hintergrund ist eine Nachhilfeschule zu sehen.

Leverkusen – Das Vergnügungsstättenkonzept, das der Stadtrat im Juli 2018 mit großer Mehrheit beschlossen hat, ist eindeutig: „Innerhalb des Zentralen Versorgungsbereichs (gemeint ist die City Wiesdorf, d. Red.) sind zum Erhalt und zur Sicherung der Einzelhandels- und Dienstleistungsnutzungen sowie zur Weiterentwicklung des entsprechenden Angebotes Spielhallen und Wettbüros sowie Vergnügungsstätten aus dem Erotikbereich auszuschließen.“

Dennoch gibt es ein brandneues Wettbüro in der City B. In einem Laden, der bis neulich als Schmuckwerkstatt gedient hat. Er liegt zwischen dem Perückengeschäft und Teeladen. Samstag war Eröffnung.

Skeptische Nachbarn

Aus der Nachbarschaft sind keine begeisterten Stimmen zu hören. Zwei Meinungen: Ein Blumenladen wäre besser gewesen und Wettbüros lockten doch nicht die Leute an, die hier gebraucht werden.

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Tatsächlich entwickelt sich die Gegend um den Kreisverkehr Dönhoffstraße Ecke Friedrich-Ebert-Straße, an der auch der Leverkusener Anzeiger sein Redaktionsbüro hat, schwierig: Im Umfeld der Christuskirche werden schon mal offen Drogen gedealt, Nachbarn und die Gemeinde haben mit dem Klientel ihre Probleme. Weshalb die Stadtverwaltung ihr eigenes Konzept nicht ernst nimmt und an dieser Stelle eine weiteres Wettbüro zugelassen hat, ist ein Rätsel. Eine Nachfrage bei der Stadtverwaltung blieb bis Montagabend unbeantwortet, soll aber zeitnah nachgereicht werden: Verantwortliche seien im Urlaub.

Überdurchschnittliche Dichte an Vergnügungsstätten 

Die Stadtverwaltung ließ erst vor kurzem ein Gutachten erstellen: Leverkusen hat demnach bei den problematischen Vergnügungsstätten – zu denen zählen Wettbüros und Spielhallen – eine im Landesvergleich überdurchschnittliche Dichte. Tatsächlich gibt es viele Wettbüros in der Nähe: Am Bahnhof, am Marktplatz und auch besonders weiter unten an der Hauptstraße gibt es eine Menge Daddelbuden und Wettbüros.

Wettbüros wirken sich auf eine Stadt nicht gut aus, das ist nachgewiesen: Neben Verdrängungsprozessen und der Verzerrung von Mietpreisen fürchten Händler den „Trading-Down“-Effekt, die Abwertung der Geschäftslage und des Ortsbildes. Spielhallen und Wettbüros sind zudem das Gegenteil dessen, was die Stadt Leverkusen mit dem laufenden integrierten Handlungskonzept für Wiesdorf erreichen will: Die Aufwertung des Stadtteils, für die im Übrigen viel Steuergeld eingesetzt wird.

Weil das Gutachten eindeutig war und weil Wettbüros und Spielhallen von der Mehrheit stets kritisch gesehen werden, hat die Politik das Vergnügungsstättenkonzept vor zwei Jahren fast einstimmig angenommen. Problematisch ist dabei nicht nur der städtebauliche Aspekt, sondern auch die Nähe zu Schulen, eine Spielhalle wäre gesetzlich hier gar nicht mehr möglich. In Rufweite stehen zwei private Nachhilfeschulen. Die Musikschule ist 200 Meter entfernt. Aber das ist nicht alles: 100 Meter Fußweg, direkt hinter der Christuskirche, steht das Haus der Suchthilfe. Dorthin sollen Leverkusener Spielsüchtige kommen, wenn sie Hilfe suchen.

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