WohnungsmarktGroßer Ärger über leerstehende Häuser in Leverkusen

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Die verbretterte metzgerei Meier an der Reuterstraße. Eine der Immobilien, die Rewe gehören. 

Leverkusen – Leerstände bleiben nicht unentdeckt. Für Nachbarn kann ein sichtbar unbewohntes Haus lästig werden, weil Leute klingeln und wissen wollen, wie es zu mieten sei. Einen solchen Fall gibt es in Manfort. Dort steht ein ganzes Pfarrhaus leer. In Schlebusch stehen an der Reuterstraße eine Reihe Häuser leer – hier kommt der Bau eines Supermarkts seit Jahren nicht zustande.

Für Leser Reinhard Wolfert ist die Situation in Schlebusch schwer erträglich. Er wandte sich an die Redaktion und beklagte die Wohnraum-Verschwendung, besonders, weil jetzt wieder mehr Flüchtende aus der Ukraine erwartet werden. Tatsächlich tut sich in den Häusern an der Reuterstraße nichts.

Rewe: Keine Informationen zum geplanten Supermarkt

Rewe reagiert auf eine Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“ zu der seit 2016 diskutierten Supermarkt-Planung: „Wir bitten um Verständnis, dass wir in diesem frühen Stadium des Projektes noch keine konkreteren Informationen veröffentlichen können.“

Eine Stadtsprecherin teilt mit, es gebe „zurzeit keine Gespräche zwischen Rewe und Stadtverwaltung“. Weder Abbruch- noch Bauanträge lägen vor.

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Reuterstraße: Fenster stehen offen, die Eingangstür aufgebrochen, Leerstand, den es vielleicht noch lange geben wird. 

Die Planung war von Anfang an verfahren und höchst strittig. Der letzte Stand von 2021 war, dass sich der Eigentümer Rewe und die Stadt nicht einig geworden sind: Rewe bestand auf der Anlage ebenerdiger Parkplätze, Politik und Verwaltung haben sich aber festgelegt: Nur eine Tiefgarage wird akzeptiert, große Parkflächen seien nicht mehr zeitgemäß.

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Im Schankraum der Kneipe „Zum Musketier“. 

Die Häuser vergammeln und verkommen. Aufgebrochen scheint die ehemalige Kneipe „Zum Musketier“ mit der Durchfahrt zur Batterie-Werkstatt Grimm. Fenster stehen offen, die Tür zur ehemaligen Gaststube ist aufgebrochen. Unklar, ob dieses Haus irgendwie genutzt wird.

Leverkusen-Manfort: Ein Pfarrhaus steht leer

Das alte Manforter Pfarrhaus ist groß und hat einen schönen Garten. Aber es wurde in den letzten Jahren zu wenig daran gemacht, jetzt, in Zeiten großer Wohnungsnot, ist es nicht ohne weiteres beziehbar. 

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Das leere Manforter Pfarrhaus. 

Es ist um die 100 Jahre alt. Im Giebel steht eine Muttergottes, die zur Kirche blickt, allerdings blättert an der Westseite schon die Farbe. Seit der letzte Bewohner Pater Abraham wegen einer neuen Arbeitsstelle nach Köln gezogen ist, steht es leer. Während sich die Kirche Sankt Joseph nebenan baulich offenbar in einem guten Zustand befindet, soll das Pfarrhaus nicht bewohnbar sein, sagt Horst Baumann vom Kirchenvorstand, der sich um die Dinge rund um die Manforter Kirche kümmert, neben der er lebt. Jeden Morgen schaut er auf dem Kirchhof nach dem Rechten, alles wirkt sauber, müllfrei und aufgeräumt.

Das Pfarrhaus, sagt er, müsste mindestens ein neues Dach bekommen, die Heizung sei auch defekt. Er erinnert sich, dass die Haushälterin des beliebten Stadtdechanten Dieter Froitzheim im Obergeschoss im Sommer unvorstellbarer Hitze ausgesetzt war. An dem Haus wurde offenbar schon sehr lange wenig getan. Die Gemeinde gehört jetzt zum Verwaltungsbereich von Schlebusch, dem Seelsorgebereich Leverkusen-Südost. Über einen Abriss des Pfarrhauses werde in den Gremien diskutiert, aber das müsse man ja alles zigfach abstimmen. Vor drei Jahren aber sei schon der Denkmalschutz aufgehoben worden.

Josefstraße Manfort: Kommt ein Gewerbegebiet?

Unsicherheit in der Gemeinde bezüglich des Hauses erzeugt auch die Stadtverwaltung. Dort diskutiert man, ob an der Josefstraße ein Gewerbe-Mischgebiet entstehen könnte, weiß Baumann. Ende also offen.

Der leitende Pfarrer Hendrik Hülz sagte, weitere Pfarrhäuser stünden nicht leer. Wohnungen, die vor Zeiten noch unbewohnt waren, sind inzwischen belegt. Direkt an der Hauptkirche in Schlebusch sind jetzt Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht, meist Frauen und Kinder. Ukrainer leben auch in der ehemaligen Küster- und Diakons-Wohnung an der Kirche Thomas Morus.

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Die alte Bayer-Villa an der Ludwig-Girtler-Straße. 

Die Stadt Leverkusen besitzt wenige eigene Wohnungen: 20 sind es laut einer Stadtsprecherin. Die seien alle unter der Verwaltung der Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL) vermietet. Zusätzlich gibt es eine Handvoll Hausmeisterwohnungen. Ein Hausmeister-Häuschen an der Schule Am Stadtpark sei inzwischen auch wieder bezogen worden, das stand zuvor leer.

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Leere Wohnungen, hier in der Neustadt, fallen auf. 

Nach wie vor gibt es Leerstand in der denkmalgeschützten Wiesdorfer Beamtenkolonie, die vor kurzem an einen Investor verkauft wurde. Anfang des Sommers standen darin laut Bayer zwölf Wohnungen leer. Probleme hatte Bayer, weil die großen leer stehenden Vorstandsvillen an der Ludwig-Girtler-Straße wegen des Schutzes nicht einfach umzubauen sind.

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Das unbewohnte Haus rechte Seite Wilhelmstraße 37. 

Hier und da wirkt der große Druck des leeren Wohnungsmarktes, nicht aber überall: Inzwischen darf man die Leerstände in bester Lage der Opladener Neustadt getrost als ebenso skandalös bezeichnen wie die vergammelnden Häuser an der Reuterstraße. Vor genau einem Jahr berichtete der „Leverkusener Anzeiger“ neben anderen über das damals schon länger leer stehende halbe Mehrfamilien-Wohnhaus an der Wilhelmstraße 37 in der Eisenbahnersiedlung. Es gehört dem Immobilienunternehmen LEG.

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