Ausstellung in LindlarNS-Vergangenheit des Bergischen Landes
Lindlar – Auf den ersten Blick wirkt das Gebäude einfach nur wie ein beliebiger Schuppen. Tatsächlich aber ist die 80 Jahre alte Baracke, die im Depot des Freilichtmuseums Lindlar eingelagert auf ihren Wiederaufbau wartet, ein Zeitdokument aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Frühere Barackensiedlung auf dem Falkenhof
Der kleine Holzbau mit einer Grundfläche von rund 70 Quadratmetern wurde 1938 für das Reichsarbeitsdienstlager Seelbach bei Siegen errichtet. Das Lindlarer Exemplar stammt aus den Kölner Holzbauwerken. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs diente es bis 1961 als Wohnhaus. Bis 2018 wurde es als Garten- und Geräteschuppen genutzt.
Solche Baracken wurden im NS-Deutschland in großer Stückzahl seriell hergestellt. Sie beherbergten nicht nur Arbeitsdienstpflichtige und Soldaten, sondern auch Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und die mehr als sechs Millionen Menschen, die in den Konzentrationslagern ermordet wurden. Auch in Lindlar waren solche Baracken zu finden. Eine Barackensiedlung stand einst auf dem Falkenhof, in Kaiserau waren Zwangsarbeiter in Baracken untergebracht.
Lindlar baut Baracken neu auf und stellt sie aus
Das Freilichtmuseum will das Gebäude deshalb nutzen, um dort über die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus und seine Ausbreitung im Bergischen Land und im Siegerland zu informieren. In einem ersten Schritt soll die Baracke repariert und in der Nähe des Müllershammers im Lauf des Jahres wieder aufgebaut werden.
Bitte um Hinweise von Leserinnen und Lesern
Lindlar. Auch in Lindlar gab es einst ein Lager des Reichsarbeitsdienstes, vermutlich auf dem Gelände von Schloss Heiligenhoven. Im Archiv der Gemeinde existiert ein historisches Hinweisschild, in der Einwohnerkartei lassen sich noch die Namen von Arbeitsdienst-Zugehörigen finden.
Das Freilichtmuseum hofft zu diesem Thema auf Hinweise unserer Leser unter 0 22 66/90 10-0 oder per Mail an michael.kamp@lvr.de. (cor)
Michael Kamp, der Leiter des Freilichtmuseums Lindlar, erforscht seit mehreren Jahren die Geschichte von seriellen Holzbauten. „Obwohl der Barackenbau in Deutschland in beiden Weltkriegen und den folgenden Nachkriegsjahren in der deutschen Bauwirtschaft eine hohe Priorität genoss, zeigen erst zwei Freilichtmuseen in Deutschland ihrem Publikum je einen derartigen Behelfsbau“, so Kamp.
Buch über die NS-Zeit im Bergischen Land
Unterstützt wird das Projekt vom Aus- und Weiterbildungszentrum Bau in Kreuztal, dem Stadtarchiv Siegen und dem Lindlarer Gemeindearchiv. Gemeinsam mit dem Geschichtsverein Rösrath und seinem langjährigen Vorsitzenden Robert Wagner will das Museum ein Buch über die NS-Zeit im Bergischen Land erstellen, das dann als Basis für die Ausstellung dienen soll.
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Beleuchtet werden sowohl die Wurzeln der NS-Ideologie, ihre Ausbreitung als auch ihr Weiterleben bis in die Gegenwart. Ausgewählte Biografien von Menschen im Bergischen Land – seien es Parteigänger, Zwangsarbeiter oder Widerstandskämpfer – sollen das Thema veranschaulichen.
Museumsleiter Michael Kamp sagt: „Wir müssen viel mehr tun, damit dieses beschämende Kapitel der deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.“ Insbesondere viele Jugendliche wüssten außer dem Namen „Adolf Hitler“ kaum noch etwas aus der Zeit des Nationalsozialismus.