SOS am BeckenrandFür das Bergneustädter Freibad werden Rettungsschwimmer gesucht

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Ein Bademeister sitzt auf seinem Sitz im Stadionbad.

Ein Bademeister sitzt auf seinem Sitz im Stadionbad.

Nicht nur Bergneustadt, auch andere Freibäder in Oberberg suchen derzeit händeringend nach Menschen für die wichtigen Aufgaben am Beckenrand.

Sonnenbräune von früh bis spät, lässige Blicke durch eine verspiegelte Brille und die Abkühlung direkt vor der Nase: Die Anstellung als Rettungsschwimmer ist spätestens durch die amerikanische Fernsehserie „Baywatch“ zum Sommer-Traumjob Nummer eins erklärt worden. Die Realität sieht allerdings anders aus, Oberbergs Bäder suchen derzeit händeringend nach Menschen für die Aufgabe am Beckenrand, die mit den Klischees aus Kalifornien nur wenig gemein hat.

Sport- und Förderverein Freibad Bergneustadt startet Werbekampagne

Der Sport- und Förderverein Freibad Bergneustadt hat jetzt eine eigene Werbekampagne gestartet, um mehr Retter für die anstehende Saison zu gewinnen. Konkret geht es den Ehrenamtlern darum, den Pool einsatzbereiter Rettungsschwimmer zu füllen. Nach dem Wegzug zweier langjähriger Bademeister sei die Personaldecke nämlich durchaus dünn geworden, sagt Nanette Mai, Sprecherin des Fördervereins.

Mit Alexandra Vennteich hat der Verein bereits eine Schwimmmeisterin in Vollzeit unter Vertrag. Allerdings kommen zu den täglich acht Stunden Öffnungszeit noch anderthalb Stunden Vorbereitung, in denen zum Beispiel der Chlorgehalt und die Rutsche kontrolliert werden. Und natürlich braucht Vennteich Ruhezeiten, und es steht ihr Urlaub zu. „Vier zusätzliche Rettungsschwimmer könnten wir auf jeden Fall gebrauchen, wenn sich mehr melden, würden wir auch mehr nehmen“, sagt Mai.

Im Freibad Bergneustadt werden 520-Euro-Jobs angestrebt

Organisatorisch streben die Freibadförderer Beschäftigungen als 520-Euro-Jobs an, jeweils zwischen Mai und Anfang oder Mitte September. Saisonstart an der Kölner Straße soll diesmal am 11. oder 18. Mai sein, je nach Witterung.

Zwei oder drei Schichten in der Woche würden dem Bergneustädter Bad schon sehr helfen, erklärt Nanette Mai. „Das muss auch gar nicht den ganzen Tag sein. Auch wer nur einen Sonntag pro Monat arbeiten will, ist willkommen.“ Dass der Bademeister-Markt auch im Oberbergischen inzwischen hart umkämpft ist, wissen die Bergneustädter. „Tatsächlich suchen alle Bäder. Und die Schichten am Wochenende sind natürlich immer unbeliebt, dafür habe ich sogar Verständnis“, sagt Mai.

Generell sei es mittlerweile schwierig, Menschen nach einer 40-Stunden-Woche noch für einen Zweitjob zu begeistern. Gefährdet sei die Bergneustädter Badesaison ohne neue Rettungsschwimmer nicht, das ist den Ehrenamtlern wichtig. Aber das Ziel, an jedem Tag bis 19 Uhr zu öffnen, könne man umso entspannter angehen, je mehr neue Kolleginnen und Kollegen im Sommer für den Beckenrand bereitstehen.

Bewerbungen sind ab sofort per E-Mail möglich.


Personalsorgen auch in anderen Schwimmbädern im Oberbergischen

„Das Thema Fachpersonal für Schwimmbäder ist ein Riesenproblem“, sagt Friedrich-Wilhelm Schmidt-Werthmann, der Geschäftsführer der SFL Sport und Freizeitbad GmbH, zu der das Lindlarer Parkbad gehört. Der Beruf sei zwar abwechslungsreich, aber die Arbeitszeiten seien nicht so glücklich, weiß Schmidt-Werthmann: „Dass die Mitarbeiter in Freibädern sechs bis acht Wochenenden am Stück arbeiten müssen, ist mittlerweile normal.“

In Lindlar habe kürzlich ein Azubi zum Glück die Prüfung zum Rettungsschwimmer erfolgreich abgelegt, außerdem habe man eine Fachkraft in Elternzeit, deshalb stehe das Parkbad momentan recht gut da. Das könne sich aber schnell wieder ändern, erklärt Friedrich-Wilhelm Schmidt-Werthmann.

Das Wipperfürther Walter-Leo-Schmitz-Hallenbad musste 2023 immer wieder vorübergehend die Öffnungszeiten einschränken aufgrund von Personalmangel. Aktuell sei im Hallenbad noch ein Stundenanteil von 25 Wochenstunden zu besetzen, teilt die Stadt Wipperfürth auf Nachfrage mit. Die Wipperfürther Stadtverwaltung wirbt um interessierte Bewerber: Ab dem Sommer 2024 ist in der Hansestadt außerdem noch eine Ausbildungsstelle zum oder zur Fachangestellten für Bäderbetriebe frei. 

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