Mit der Nasa und Armstrong im AllBilder der Derschlager Firma Jobo gingen um die Welt

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Unternehmenschef Johannes Bockemuehl-Simon mit der Hasselblad Kamera.

Derschlag – Wer würde heute noch, in nostalgischer Verklärung historischer Ereignisse schwelgend, den Astronauten Edwin Aldrin anno 1969 munter auf dem Mond herumhüpfen sehen können, wenn es da nicht schon damals diese Derschlager Firma Jobo gegeben hätte. Die Hasselblad-Kamera, mit der Neil Armstrong die erste Mondlandung der Menschheit und seinen Kumpel „Buzz“ Aldrin fotografierte, konnte schließlich noch keine Live-Bilder übermitteln, sondern das Geschehen nur speichern – auf einem Analogfilm mit kostbarer Silberhalogenid-Beschichtung.

Dass später diese spektakulären Fotografien um die ganze Welt gehen konnten, ist auch dem von der Nasa eingesetzten Equipment der Derschlager Firma Jobo zu verdanken. „Jobo“, das sind die Kürzel von Johannes Bockemühl, dem Gründer des Unternehmens, das seit 1960 von seinem Sohn Johannes Jürgen Bockemühl geleitet und in der Folgezeit zu Weltmarkt-Bedeutung geführt wurde.

Unternehmen aus analoger Fotografie nicht wegzudenken

Ist das Nümbrechter Unternehmen Sarstedt aus kaum einem medizinischen Labor dieser Welt wegzudenken, war es mit Jobo ein oberbergisches Unternehmen in der analogen Fotografie. Ein Fotolabor ohne Jobo-Prozessoren? Undenkbar. Die zur Entwicklung von Roll- und Kleinbildfilmen dienenden schwarzen Kunststoffbehälter mit dem roten Jobo-Schriftzug waren omnipräsent.

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Ausrüstung der Firma Jobo: Jahrelang erprobt.

Sie sind es sogar immer noch, denn auch nach 30, 40 Jahren funktionieren sie wie am ersten Tag. Die sogenannte „geplante Obsoleszenz“ gab und gibt es bei Jobo nicht. „Die Präzision und Haltbarkeit der Jobo-Prozessoren ist kein Geheimnis“, heißt es dazu in einem Firmen-Selbstporträt. Auch Jahre nach der Mondlandung kreiste Jobo weiter munter um die Erde, denn die damals sowjetische Raumstation Mir hatte gleich eine komplette Laborausrüstung „Made by Jobo“ an Bord.

Innovationen ab 1990er Jahren entwickelt

Als die analoge Fotografie zunehmend durch die Digitalfotografie ersetzt und mit den 1990er Jahren im alltäglichen Gebrauch sogar fast verdrängt wurde, brachen auch für das Derschlager Familienunternehmen harte Zeiten an. Um den wegfallenden Analogumsatz auszugleichen, wurden viele Innovationen entwickelt, ab 2001 dann unter der Regie von Johannes Bockemühl-Simon.

Die Firma Jobo

Von der Gründung zum Erfolg

Weil er Fotos entwickeln wollte, aber keine Dunkelkammer zur Verfügung hatte, erfand der Derschlager Johannes Bockemühl Entwicklungstanks für Schwarz-Weiß-Filme – die nach ihm benannten Jobo-Tanks – und gründete 1923 die Firma Jobo. Heute ist sein Enkel Johannes Bockemühl-Simon der Chef und setzt voll auf den neuen Trend zur analogen Fotografie.

Gemeinsam mit einem japanischen Unternehmen bietet Jobo Chemie-Kits an, die optimal für die Filmentwicklung geeignet seien und höchsten Ansprüchen gerecht würden, so Jobo. Diese sind in den kommenden Tagen als Jobo Colorc-Chemie zunächst europaweit verfügbar. (mf)  

Die 2002 gegründete Aktiengesellschaft wurde jedoch 2010 schon aufgegeben, Johannes Bockemühl-Simon gründete die Jobo International GmbH, die heute noch besteht. „Wir mussten wieder ganz von vorne anfangen“, sagt der Enkel des Firmengründers, der die zunächst noch kleine Nische des Marktes für analoge Fotografie erfolgreich bespielte.

Ein Markt, der zunehmend keine Nische mehr ist, denn – ähnlich wie bei der Renaissance der Vinyl-Schallplatte – entdecken immer mehr Menschen die Kunst der klassischen Fotografie wieder oder neu. Besonders junge Leute setzen auf die eigene Kreativität im Umgang mit Blende und Brennweite – Motto: Handy-Selfies kann jeder, fotografieren erfordert etwas mehr Geschick und Verstand. Angespornt durch Blogger, Youtuber und Workshops wird auch die eigene Farbfilmentwicklung immer populärer. Ein Umstand, den sich die Jobo international GmbH innovativ zu eigen macht.

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