Eltern verbieten TestsSieben Waldbröler Schüler seit Monaten nicht im Unterricht

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Vorerst bis zu den Weihnachtsferien müssen sich Kinder und Jugendliche in den Schulen auf das Coronavirus testen lassen.

Waldbröl – Noch immer bleiben sieben Kinder und Jugendliche dem Unterricht am Waldbröler Hollenberg-Gymnasium fern, weil ihre Eltern nicht wollen, dass sie auf das Coronavirus getestet werden. Und das seit der Rückkehr der Schule zum Präsenzunterricht am 31. Mai. „Wir kommen einfach nicht weiter – und das ist sehr frustrierend“, sagt Direktor Frank Bohlscheid.

Im August hatte er einen Besuch von Landesschulministerin Yvonne Gebauer in der Marktstadt genutzt, um sie auf dieses Problem hinzuweisen. Die damals von der Ministerin zugesagte Unterstützung sei bisher ausgeblieben, bedauert Bohlscheid. „Uns sind die Hände gebunden, weil hier das Recht der Eltern, den Test zu verweigern, mit der Schulpflicht kollidiert.“

Jugendämter sind bereits aktiv

Die Kinder und Jugendlichen besuchen seinen Angaben zufolge die Jahrgangsstufen 5, 6, 9 und 10. Mit allen Familien habe er Gespräche geführt, wollte Aufklärung leisten. Als Grund für die Ablehnung der Tests würden religiöse Motive ebenso genannt wie medizinische Ängste, führt der Pädagoge aus, „dabei geht es doch nur um den Coronatest und nicht etwa um eine Impfung“.

Inzwischen hat der Eitorfer Bohlscheid die Jugendämter der Kreise Oberberg und Rhein-Sieg eingeschaltet. Beide hätten Mitarbeiter geschickt, um Kontakt zu den Eltern herzustellen und sie auf die Schulpflicht hinzuweisen, erklären die Verwaltungen auf Nachfrage dieser Zeitung. Dabei werde zudem das bei solchen Fehlzeiten gängige Verfahren eingeleitet, schildert Antonius Nolden, Sprecher des Rhein-Sieg-Kreises.

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„Das heißt: Unsere Mitarbeiter versuchen herauszufinden, ob das Kindeswohl in Gefahr ist.“ Sollte es Hinweise darauf geben – und nur dann – könne der Kreis einschreiten. „Ansonsten sind wir ebenso machtlos wie die Schule selbst.“ Über rechtliche Handhabe verfüge allein die Bezirksregierung.

Eltern zum Einlenken bewegen

Für den Oberbergischen Kreis bestätigt Sprecher Philipp Ising, dass das Jugendamt aktiv ist und ähnlich vorgehe wie es die Kollegen im Nachbarkreis tun. In Waldbröl werde auch die Schulsozialarbeit eingebunden, um die Eltern zu einem Einlenken zu bewegen.

Ising: „Jetzt wird das weitere Vorgehen im Einzelfall besprochen und abgestimmt, damit identifiziert werden kann, welche Gründe für die Verweigerung vorliegen und wie gehandelt werden kann.“ Denn bis zum Beginn der Weihnachtsferien besteht für die Schulen eine Testpflicht – immer montags, mittwochs und freitags. Auch ein anerkannter Bürgertest kann vorlegt werden, er darf nicht älter als 48 Stunden sein.

Fehlende Schüler werden online betreut

Zurzeit werden die Schülerinnen und Schüler über das Internet und die Onlineplattformen des Gymnasiums mit dem Unterrichtsstoff versorgt. „Doch eine Familie verweigert auch da den Zugang, sodass wir deren Kinder allein per E-Mail beliefern können“, nennt Leiter Frank Bohlscheid ein weiteres Problem.

Er vermutet, dass andere Schulen im Kreisgebiet ebenfalls mit Testverweigerern zu kämpfen haben. „Offenbar wird das Problem aber oft und gern verschwiegen.“ Er werde nun die Kölner Bezirksregierung kontaktieren – „und die Ministerin nach Waldbröl einladen, zusammen mit den anderen Schulen in der Stadt“.

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