Edmund SchiefelingSo setzt Engelskirchen dem Nazi-Gegner ein digitales Denkmal

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Edmund Schiefeling sitzt gemeinsam mit vier Kindern auf einer Decke beim Picknick im Wald.

Bilder aus dem Privatbesitz der Familie Schiefeling wurden nun im Rahmen eines Erinnerungs-Projekts erstmals digitalisiert. Sie zeigen den Journalisten Edmund Schiefeling im Kreise seiner Familie und Aufnahmen aus dem Ort.

Dem Widerstandskämpfer Edmund Schiefeling wird 2024 ein multimediales Denkmal gesetzt, das Vorbild für weitere Erinnerungsorte werden soll.

Die Nazis steckten ihn schließlich ins KZ. Doch zuvor hatte der Engelskirchener Journalist Edmund Schiefeling jahrelang gegen den Faschismus angeschrieben. Schiefeling überlebte das Lager und kehrte nach dem Krieg zurück ins Aggertal um am Wiederaufbau zu arbeiten.

Der Hausgeber der Zeitung „Bergische Wacht“ und erster Nachkriegsbürgermeister ist noch heute im Ort als Namensgeber des zentralen Edmund-Schiefeling-Platzes präsent. Doch diese Symbolik als Karnevals-Kulisse und Standort des Grillhähnchen-Wagens reicht seiner Familie nicht: Sie wollen Edmund Schiefeling und vor allem seine Ideale wieder präsenter werden lassen.

Edmund Schiefeling sitzt in einem Anzug auf einer Bank.

Edmund Schiefeling, 1882-1947. Dem Journalisten und Verleger wird 2024 ein Denkmal gesetzt: Analog im Ort und digital im Internet.

Und bedienen sich dazu seiner Methoden: moderne Technik. Als Schiefeling die Bergische Wacht herausgab, war die gedruckte Zeitung das Medium der Stunde. Das Multitalent schrieb, fotografierte und druckte Nachrichten. Er verbreitete Haltung gegen politische Eiferer von Rechts- und Linksaußen.

Zusammenarbeit mit dem Aggertal-Gymnasium und Sekundarschule Engelskirchen

2024 soll moderne Technik sein Vermächtnis erlebbar machen: Wer ab März zu Fuß im Ortskern unterwegs ist, wird Schiefeling sehen, er wird ihn hören und kann von ihm lesen. Schiefeling wird ein interaktives, multimediales Denkmal gesetzt. Kürzlich stellte die Familie das Projekt vor, das am 8. März mit viel Programm und Beteiligung der Engelskirchener Schulen eingeweiht werden soll.

Mann und Frau sind auf diesem verblassten Farbbild an einem gedeckten Tisch vor einer Fachwerkwand zu sehen.

Ab März 2024 wird dem Journalisten und Zeitungsverleger Edmund Schiefeling ein digitales Denkmal gesetzt.

Bildungsinstitut „Tinkerbrain“ aus Lohmar beteiligt

Die Familie kontaktierte Kulturwissenschaftlerin Dr. Katrin Hieke aus Bonn, die schon mehrere Ausstellungen in Oberberg konzipiert hat, zuletzt für das Freilichtmuseum Lindlar. Dazu kam das Lohmarer Bildungsinstitut „Tinkerbrain“, das deutschlandweit Museen und Kommunen hilft, Geschichte erlebbar zu machen.

Ein Paar schaut auf dieser nachkolorierten Aufnahme in die Kamera.

Bislang unveröffentlichte Privataufnahmen zeigen Edmund Schiefeling als Familienmenschen.

Herausgekommen ist ein Gesamtpaket, das neue Wege der lokalen Erinnerungskultur gehen will und das dem Ahnen gerecht wird. Denn:  „In eigener Sache zeigte er sich hingegen eher zurückhaltend, in der Selbstdarstellung bescheiden“, berichtet Stefan Lukas. Passend sollte das Projekt Raum lassen, damit sich gerade junge Menschen den Themen nähern können, die Schiefeling wichtig waren,

Historisches Material steuerte Marianne Möller bei. Ebenfalls Schiefeling-Enkelin, hat sie mehr als 2000 teils bislang unbekannte Dokumente wie Tagebücher, Familienbilder und Korrespondenz aus dem Nachlass digitalisiert und zusammengeführt.

Datenbank mit bislang unveröffentlichten Dokumenten

Die Ergebnisse der Forschung von Lokalhistoriker Peter Ruland sind ebenso Teil des wissenschaftlichen Fundaments. Neu ist das Andocken an die Schulen: Schülerinnen und Schüler des Aggertal-Gymnasiums und der Sekundarschule Walbachtal nähern sich ihrem historischen Nachbarn im Unterricht.

Verblüffend war für die Ausstellungsmacher dabei, wie vielfältig sich der Stoff in den Unterricht einfügen lässt: „Geschichte, Deutsch, Kunst“, viele Fächer docken an Schiefelings Schaffen an, zählt Stefan Lukas auf.

Porträt stammt von der Illustratorin Astrid Jaekel

Apropos Kunst: Kernstück wird eine Tafel am Schiefeling-Platz. Die wird bedruckt mit einem eigens in Auftrag gegeben Porträt, das die deutsch-schottische Illustratorin Astrid Jaekel angefertigt hat. Jaekels Stil ist reduziert in der Form und gleichzeitig regelrecht aufgeladen mit Details.

Aus ihrer Feder stammen Kinderbücher, Illustrationen und der aktuelle Lageplan des Botanischen Gartens der schottischen Universität St. Andrews. Die Illustration bildet ab März den Ausgangspunkt — ihr Aussehen ist noch ein gut gehütetes Geheimnis.

Von hier aus fügen sich das digitale Archiv, eine Website und eine Audiostele an. Das Gesamtprojekt soll Raum für Erweiterungen lassen. Bildungsdesignerin Anke Leitzgen von Tinkerbrain ist von dem Ansatz überzeugt. „Für uns ist das ein Leuchtturmprojekt, das wir anderen Kommunen empfehlen werden“.

Das Schwarz-weiß-Bild zeigt zerstörte Häuser im Aggertal in Westdeutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Das zerstörte Engelskirchen nach dem Zweiten Weltkrieg, erster Bürgermeister der Nachkriegszeit war der Edmund Schiefeling.

Engelskirchens Bürgermeister Dr. Gero Karthaus ist ebenso überzeugt von dem Projekt. „Gerade vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen“, sei es wichtig, die Erinnerung an den Widerständler und Wiederaufbauer Schiefeling wach zu halten.

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