Zwei Engelskirchener möchten ihre Häuser für eine Wohnpartnerschaft öffnen. Und sie haben gute Gründe dafür.
WohnpartnerschaftenMit fremden Menschen unter einem Dach leben?

Öffnet seine Haustür: Detlev Krause ist davon überzeugt, dass es Menschen nicht guttut, allein zu leben.
Copyright: Monika Siegfried-Hagenow
Mit einem zunächst fremden Menschen unter einem Dach wohnen – wer will das eigentlich? Zum Beispiel Detlev Krause und Sabine Röder, die sich beim Projekt „JA Wohnpartnerschaften Engelskirchen“ gemeldet haben. Wir haben sie gefragt, warum sie nach einem Mitbewohner suchen.
Detlev Krause (70): „Ich habe mich schon während meines Studiums für alternative Wohnformen interessiert, habe mich auch im Rahmen meiner Diplomarbeit damit beschäftigt. Und im Laufe meines Lebens habe ich in Wohngemeinschaften gelebt. Ich bin überzeugt, dass es uns Menschen nicht gut tut, allein zu leben. Das steckt schon in unsern Genen. Seit rund 300.000 Jahren haben wir immer mit vielen Menschen unter einem Dach zusammen gelebt, in der Höhle, im Zelt, im Tipi. Es ist für unsere Psyche und unser Sozialleben viel gesünder, mit anderen zusammen zu wohnen, anstatt als Single zu leben. Einsamkeit kann krank machen, kann zu Depressionen führen. Deshalb habe ich gleich mein Interesse für das Projekt bekundet.
Neun Zimmer für zwei Personen
Seit die Kinder erwachsen und ausgezogen sind, habe ich in meinem großzügigen Haus viel Platz. Ich bin zwar noch ziemlich fit und aktiv, daher geht es mir nicht so sehr um Hilfe. Eher um gemeinsames Kochen, gemeinsame Gartenarbeit, das macht ja viel mehr Spaß, auch wenn man in Gesprächen mal den Spiegel vorgehalten bekommt. Mir geht es um den Austausch. Natürlich muss man sich vertrauen können. Aber bei jedem Kennenlernen ist man sich erst einmal fremd, auch die beste Freundin, der Partner waren ursprünglich Fremde. In der Begegnung stellt sich heraus, wie nahe man sich kommt. Mir ist es ganz gleich, ob eine Einzelperson, ein Paar oder eine Familie einzieht, es kommt auf die Sympathie an. Wenn es gelingt, dann ist das eine unendliche Lebensverschönerung.“
Sabine Röder (70, Name geändert): „Ich wohne mit meinem Mann in einem großen Haus mit neun Zimmern auf drei Etagen. Die nutzen wir nicht alle, ich könnte mir vorstellen, zwei, maximal drei Zimmer anzubieten, an eine Einzelperson oder ein Paar. Ich kann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr saugen und putzen, auch Hilfe im Garten wäre schön. Und ich mache mir Sorgen, wenn mein Mann auf die Leiter steigt. Er sieht das noch nicht so, dass wir Unterstützung brauchen, aber ich denke auch ans Älterwerden und würde gern vorsorgen.
Mir ist schon bewusst, dass ich dafür manche Freiheit aufgebe, ich könnte dann nicht mehr im alten Schlafanzug durchs Haus wackeln. Und ich möchte auch mal meine Ruhe haben. Vertrauen ist ein wichtiger Punkt. Da finde ich es gut, dass beim Projekt ,Wohnen für Hilfe' eine Vorauswahl getroffen wird und ich mir nicht wer weiß wie viele Leute angucken muss in der Hoffnung, dass es passt. Und dass ich Unterstützung bekomme, wenn es zu einer schwierigen Situation kommen sollte.
Mir gefällt auch, dass es, anders als bei einer Vermietung, überschaubare und flexible Kündigungsfristen gibt. Ich finde das Projekt wichtig und hoffe, dass es Schule macht. Ein Rest persönliche Unsicherheit bleibt doch. Deshalb könnte ich mir gut ein Probewohnen vorstellen, damit man sieht, wie man miteinander klar kommt.“

