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Interview

Fünf Fragen
Oberbergs Landratskandidat Lichtmann möchte Ansprechpartner auf Augenhöhe sein

3 min
Porträt von Sven Lichtmann.

Sven Lichtmann möchte Landrat in Oberberg werden. Am Sonntag geht er in die Stichwahl um den Posten. 

Der SPD-Kandidat Sven Lichtmann sieht im Oberbergischen Kreis unter anderem bei der Jugendhilfe und Schaffung von Wohnraum Nachholbedarf.

Der Gummersbacher Sven Lichtmann ist Kandidat von SPD und Linken. Hier die Antworten auf Fragen, die Andreas Arnold ihm gestellt hat:

Was dürfen die Menschen in Oberberg von Ihnen erwarten, wenn Sie Landrat sind?

Sven Lichtmann: Die Menschen in Oberberg dürfen einen Ansprechpartner auf Augenhöhe erwarten. Als Landrat werde ich mich partnerschaftlich um die Daseinsvorsorge für Jung und Alt kümmern und durch einen maßvollen Umgang mit der Kreisumlage darauf achten, dass die Kommunen selbst handlungsfähig bleiben. Indem wir gemeinsam Probleme anpacken und lösen, können wir dem Vertrauensverlust in unser Gemeinwesen und der Demokratie entgegenwirken.

Was muss sich in der Verwaltung ändern, um diese zukunftsfähig zu machen, ist die aktuelle Zahl der Beamten in Zukunft noch erforderlich?

Die wichtigste Modernisierungsaufgabe ist die bislang stiefmütterlich behandelte Digitalisierung. Ich werde sie zur Chefsache machen und alle Abläufe in der Verwaltung digitalisieren. Damit wird die Verwaltung effizienter und auch bürgerfreundlicher, weil lästige Behördengänge durch eine „Oberberg-App“ ersetzt werden können. Mit Blick auf die Personalstruktur strebe ich an, die Zahl der Beamten auf das notwendige Mindestmaß zu reduzieren, um die Personal- bzw. Pensionskosten zu senken.

Wo hat Oberberg noch großen Nachholbedarf?

Großer Nachholbedarf besteht im Bereich der Jugendhilfe. Hier muss ein Mentalitätswechsel erfolgen, indem wir mehr auf Vorsorge statt Nachsorge setzen. Wenn wir benachteiligte Kinder und junge Menschen niederschwellig und präventiv unterstützen, ist das für die betroffenen Menschen besser und auch volkswirtschaftlich günstiger.

Unser ländlicher Raum ist darüber hinaus von einer Unterversorgung mit Haus- und Fachärzten bedroht. Deswegen müssen Kreis und Kommunen zusammenarbeiten und u. a. durch die Einrichtung Kommunaler Medizinischer Versorgungszentren selbst aktiv werden, um jungen Ärzten und Ärztinnen ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. Attraktiv als Arbeitsstandort werden wir jedoch nur durch gute Mobilitäts- und Wohnungsangebote.

Deswegen müssen wir die Elektrifizierung der RB 25 und ihren Ausbau zur S-Bahn bis Marienheide beschleunigen und den ÖPNV durch einen guten Angebotsmix aus Linienbussen, On-Demand-Verkehren wie Monti, Bürgerbussen und Sharing-Diensten stärken. Um bezahlbaren Wohnraum insbesondere für junge Familien zu schaffen, plane ich, die Oberbergische Aufbaugesellschaft (OAG) in Zusammenarbeit mit den Kommunen zu einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft weiterzuentwickeln.

Wo sind wir gut aufgestellt und vielleicht Vorbild für andere Kreise?

Ein Erfolgsmodell ist die Agewis, sie übernimmt die schulische Ausbildung der Auszubildenden für die Pflege- und Seniorenheime sowie für ambulante Pflegedienste. Außerdem bildet sie Notfallsanitäterinnen und Sanitäter für unseren eigenen Rettungsdienst aus, der ein echtes Erfolgsmodell ist.

Sind die Pläne für Kreishaus II in der jetzigen Form aber auch mit Hinblick auf die Kosten gesetzt oder diskussionsbedürftig?

Mit mir wird es eine grundlegende Neuplanung des Vorhabens geben, um die Kosten deutlich zu senken. Ein schlüssiges Gesamtkonzept muss erstens die Sanierung und Nachnutzung leerstehender, zum Teil denkmalgeschützter Immobilien, zweitens günstigere Neubauten an alternativen Standorten (ggf. auch in anderen Kommunen als Gummersbach, wo bestimmte Ämter wie das Jugendamt besser untergebracht sind), und drittens moderne Arbeitsformen berücksichtigen.

Homeoffice und Desksharing lassen den Flächenbedarf sinken und die umfassende Digitalisierung der Arbeitsabläufe macht die vollständige Zentralisierung der Kreisverwaltung überflüssig.