Wie Rechte Religion nutzen„Das Deutsche Volk ist ein Entwurf Gottes“

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Die Hamburger Juristin Liane Bednarz war auf Einladung von Jens Künstler (r.) und Ulrich Wagner (2.v.l.) in das Gemeindehaus nach Windhagen gekommen. Volker Kohlschmidt moderierte nach dem Vortrag von Liane Bednarz die Diskussion.

Die Hamburger Juristin Liane Bednarz war auf Einladung von Jens Künstler (r.) und Ulrich Wagner (2.v.l.) in das Gemeindehaus nach Windhagen gekommen. Volker Kohlschmidt moderierte nach dem Vortrag von Liane Bednarz die Diskussion.

  • Mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen warnt das oberbergische „Netzwerk gegen Rechts“ aktuell vor Rechtsextremismus und Rassismus.
  • So soll auch versucht werden, rechte Aktivitäten und Strukturen in Oberberg im Blick zu behalten.
  • „Rechtspopulismus – Retter oder Gegner des christlichen Abendlands?“ war am Freitag das Thema.

Windhagen – Als Gastgeber stimmte Vorstandsmitglied Ulrich Wagner die etwa 50 Zuhörer mit den Worten des Apostel Paulus auf eine kritische Haltung ein: „Verachtet prophetische Aussagen nicht, prüft aber alles und behaltet das Gute.“ Für seine Gemeinde stellte er später klar: „Uns ist ein soziales, konstruktives und kein völkisch korrumpiertes Christentum sehr wichtig.“

In ihrem Vortrag definierte die Hamburger Juristin und Publizistin Liane Bednarz: „Rechts ist das, was das konservative Denken sprengt.“ Dabei sei aber gerade der Begriff „konservativ“ schwierig, weil ihn sich viele Rechte auf die Fahne schreiben würden. Zudem seien Neonazis von den „Neuen Rechten“ abzugrenzen, die an völkisches Gedankengut vom Anfang des vorigen Jahrhunderts anknüpften. Problematisch sei vor allem deren diffuse Inanspruchnahme der christlichen Religion, die auf das Ziel hinauslaufe, das Abendland gegen Fremdgläubige zu verteidigen und eine ausgrenzende, religiös-nationalistische Identität zu schaffen.

„Neuen Rechte“ präentiert sich mit Heiligenbildern, Weihwasser und Rosenkranz

In einem Video zeigte Bednarz, wie Akteure der „Neuen Rechten“ sich vor einem Hintergrund mit Heiligenbildern, Weihwasser und Rosenkranz präsentieren. Sie würden zwar andere Kulturen auf den ersten Blick nicht ablehnen, seien andererseits jedoch gegen jegliche Vermischung und propagierten die Reinerhaltung des deutschen Volkes, etwa mit Sprüchen wie „Das Deutsche Volk ist ein Entwurf Gottes“.

Den Einwurf eines Gemeindemitglieds in der anschließenden Fragerunde („Ich weiß nicht, was in den Hirnen der Leute steckt, die auf solche Thesen hereinfallen“) nutzte Liane Bednarz, um auf die „sektenähnlichen Strukturen“ dieser Gruppierungen hinzuweisen. Frustrierte Menschen fühlten sich in diesem Kreis angenommen, der Konsum seriöser Medien gehe zurück und wenn das persönliche Umfeld auf die Veränderung befremdet reagiere, finde man neue Freunde in den sozialen Medien. Das so angestoßene „Feindbildkarussell“ verstärke den „Gehirnwascheffekt“.

Positive Resonanz der Gäste

Veranstalter Jens Künstler, seit Anfang des Jahres Koordinator des Netzwerks gegen Rechts in Oberberg, freute sich über die überaus positive Resonanz der Gäste. Aber auch wenn sich die Neonazi-Kameradschaft „Freie Kräfte Oberberg“ aufgelöst habe, gelte es weiterhin, möglichst breit gefächert gegen Rechtsextremismus und Rassismus vorzugehen und aufzuklären. Derzeit drehe er in Kooperation mit dem „Medienprojekt Wuppertal“ und oberbergischen Schulen drei Videos gegen Alltagsrassismus.

Als nächste Veranstaltung des Netzwerks findet am Montag, 26. Oktober, von 14 bis 20 Uhr eine „Multiplikatorenschulung“ im Gummersbacher Kreishaus statt, um Rechtspopulismus und Rechtsextremismus zu erkennen und Gegenstrategien zu entwickeln.

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