Genossenschaft gegründetDieringhauser Gaststätte „Zum Hohl“ soll weiterleben

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Auf ihr Projekt stoßen Helmut Stumpe (2.v.l.), Peter Lüdorf  (4.v.l.) und ihre weiteren Genossen an.

Dieringhausen – „Es soll alles so bleiben, wie es ist!“ Mit seinem  Herzenswunsch spricht Helmut Stumpe vielen Stammgästen aus der Seele, die beim „Dia“ in der Kneipe „Zum Hohl“ viele Jahre lang zum Feierabendbier einkehrten, sich zum Schocken trafen oder zum Stammtisch.

Vier Jahrzehnte lang, seit 1982, war Diamantis Xanthoulis eine Institution in Dieringhausen, bis der 77-Jährige im Dezember aus gesundheitlichen Gründen den Zapfhahn zudrehte – zum Leidwesen der verwaisten Gäste.

Die letzte Kneipe im Dorf

Deshalb haben sie jetzt  eine Genossenschaft gegründet, um Dieringhausens letzte Dorfkneipe zu erhalten, sie mit neuem Leben zu erfüllen und dabei die Tradition fortzuführen. „Weil es uns hier so gut gefällt“, sagt der Vorsitzende Helmut Stumpe und lässt den Blick über die Wände wandern, die mit Erinnerungsfotos gepflastert sind, über Pokale und Souvenirs aus Griechenland.

Diamantis kam 1968 als Gastarbeiter nach Bergneustadt. Daneben hängt eine lange Reihe von Karnevalsorden, darunter der von 2018, als der neue zweite Vorsitzende Peter Lüdorf in Bielstein Prinz war und ihm  „beim Dia“  ein  Empfang bereitet wurde. 

„Wir müssen was machen“

„Als im Dezember klar wurde, dass es nicht mehr weiter geht, haben wir gesagt, wir müssen was machen“, erzählt Lüdorf. Beim Wirt hätten sie mit ihrer Idee offene Türen eingerannt, denn ein neuer Pächter war nicht in Sicht, und die beiden Söhne Alexandros und Georgios haben längst eigene Berufe.

Sie hatten in den in den vergangenen Jahren nach Feierabend vor allem mitgeholfen, um den Vater zu unterstützen. Ein Pappsoldat vom Flohmarkt mit rotem Uniformrock, Napoleonhut und OP-Maske erinnert an die zusätzliche Belastung durch zwei Jahre Corona-Schutzmaßnahmen.

Künftig sollen wieder Feiern stattfinden

„Vorher feierten hier manchmal 40, 50 Gäste, als gäbe es kein Morgen“, erinnert sich Georgios ein bisschen wehmütig. So soll es wieder werden, hoffen die Genossen. Die Kneipe soll wieder Treffpunkt, der kleine Saal neben der Gaststube  ein Ort werden für Vereine. Früher trafen sich hier Fußballer, die jecken „Hohler Bären“, der Tischtennisverein. In Zukunft könnte es zudem auch Dart-Turniere, Konzerte oder ein Whiskey-Tasting geben.

Immer wieder mischen sich die Zukunftspläne mit Erinnerungen: Wie Dia den heute 55-jährigen Peter Lüdorf, damals 16-jährig, mehrmals an die Luft beförderte. „Aber er hat mich immer wieder in Gnaden aufgenommen“, schmunzelt der Vizevorsitzende. Deshalb nennen viele den alten Wirt auch „Papa“. Oder  wie seine Frau Tula, Herrin in der Küche, wenn ihre legendären Schnitzel fertig waren, so laut mit ihrem Ring an die Durchreiche klopfte,  „dass man es bis Erbland hörte“.

Jeder kann Genosse werden

Ob die Küche wieder in Betrieb genommen werden soll, steht  nicht fest. Noch sind eine Menge Fragen zu klären, mit der Stadt Gummersbach, mit der Lebensmittelüberwachung des Kreises, die Prüfung durch den Genossenschaftsverband steht auch noch aus.

„Auch wenn wir viel Unterstützung bekommen und uns die Hülsenbuscher, die 2014 mit ihrer Genossenschaft ihre Kneipe  gerettet haben,  zur Seite stehen – manchmal wache ich nachts auf und denke, das alles ist ganz schön kompliziert“,  gesteht Helmut Stumpe.

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Aber dann freut er sich, dass die Genossenschaft in Gründung schon 46 Mitglieder hat, davon 20 aktive. „Und das, obwohl wir bisher noch keine Werbung gemacht haben. Das Ziel bis zum Sommer: 100 Mitglieder, davon 50 aktive, so dass jeder einmal im Monat in einem Zweierteam den freiwilligen Thekendienst versieht.“

Ein Genossenschaftsanteil kostet 100 Euro. Wenn alles klappt, könnte im Hohl Ende Mai, Anfang Juni wieder das erste Bier gezapft und im Sommer ein Fest zur Eröffnung gefeiert werden. „Dann sitzt hoffentlich auch der Papa auf dem Barhocker und lässt sich mal bedienen“, hofft Alexandros  Xanthoulis, der mit seinem Bruder zu den ersten Genossenschaftsmitgliedern gehört.

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