Krieg in der UkraineGummersbacher Paar in großer Sorge wegen der Familie

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Die Ohnmacht ist kaum auszuhalten. Svetlana und Juri Zavreski bemühten sich gestern aber um Normalität. Im ständigen Kontakt mit der Familie informierten sie sich über die Lage.

Die Ohnmacht ist kaum auszuhalten. Svetlana und Juri Zavreski bemühten sich gestern aber um Normalität. Im ständigen Kontakt mit der Familie informierten sie sich über die Lage.

Gummersbach – Dr. Juri Zakrevski bekam heute morgen um 6.30 Uhr eine Nachricht von seiner Mutter aufs Mobiltelefon und rief sie gleich zurück. Seitdem weiß er, dass in seiner Heimat Krieg ist. Nein, nicht mehr allein in der entlegenen Donbass-Region, sondern auch 100 Kilometer östlich von Kiew, wo der Gummersbacher (45) und seine Frau Svetlana (42) herstammen.

Er weiß, dass es ihr gut geht, auch wenn inzwischen der Strom ausgefallen ist und Telefongespräche nicht mehr möglich sind. Svetlana Zakrevski hat dreimal mit ihren Eltern gesprochen. „Mein Vater hat gesehen, wie Raketen ganz dicht über sein Dorf geflogen sind.“ Ihre Schwester berichtet von einem Angriff auf den Flughafen in der Nähe ihres Wohnorts, der die komplette Stadt aufgeschreckt hat. „Unsere ganze Familie lebt in der Ukraine, selbstverständlich sind wir in großer Sorge.“

„Alle unsere Verwandten sind betroffen“

Die Eheleute kamen 2002 nach Deutschland, wo der Physiker zunächst am Fraunhofer-Institut in Potsdam arbeitete. 2013 zogen sie mit ihren beiden Söhnen (heute 18 und 9) nach Gummersbach um, wo beide als Dozenten an der Technischen Hochschule beschäftigt sind. 2015 nahmen die Zakrevskis die deutsche Staatsbürgerschaft an.

Die beiden arbeiten derzeit viel im Homeoffice und haben sogar versucht, heute etwas zu erledigen, sagt Svetlana Zakrevski. „Aber es fällt mir schwer, mich zusammenzureißen. Alle unsere Verwandten sind betroffen.“ Er nickt: „Im Kopf geht gerade alles durcheinander.“ Sie informieren sich über das deutsche Fernsehen und über ukrainischen Internetportale. Er rechnet auch mit zivilen Opfern. „Putin ist das egal.“

Erst vergangenen Sommer zuletzt in der Ukraine gewesen

Erst im vergangenen Sommer war sie in der Ukraine. „Da war alles ganz ruhig, ganz normal.“ Er wirft ein: „Natürlich war der Krieg schon da, aber eben nur im Osten.“ Sie sagt: „Wir hatten schon damit gerechnet, dass etwas passieren würde, aber gehofft, dass es begrenzt bleibt.“ Ihr Ehemann ergänzt: „Wir hatten nicht erwartet, dass Putin anfängt, auf die ganze Ukraine Bomben zu werfen.“

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Die Zakrevskis bemühen sich um Normalität, schon der Kinder wegen. Gestern brachten sie den neunjährigen Sohn zum Gitarrenunterricht. Nach der Schule konnten sie noch gar nicht in Ruhe reden, sagt Svetlana Zakrevski. „Er hat gesehen, dass ich weine. Das muss ich mit ihm noch alles besprechen.“

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