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A.S. CreátionGummersbacher Tapetenhersteller überzeugt Cosmopolitan

4 min

Tim Herder (li.) und Stefan Gauger berichten über die neue Kollektion, die mit der Zeitschrift Cosmopolitan entstanden ist. 

Der Gummersbacher Tapetenhersteller und die Frauenzeitschrift legen eine neue Kollektion auf.

Der Gummersbacher Tapetenhersteller A.S. Création hat eine neue Kollektion aufgelegt und dabei, wie schon mehrfach seit Gründung des Unternehmens im Jahr 1974, einen großen Namen für sich gewinnen können. Nach Karl Lagerfeld (1993), Senta Berger (2000), Versace (20213) oder die von Designer Michael Michalsky entworfene Kollektion Metropolis (2013) geht A.S. ab dem 1. September mit Cosmopolitan online und stationär in den Handel.

Floral und feminin kommt das Design daher, das in Kooperation mit der Frauenzeitschrift entstanden ist und demnächst Häuser und Wohnungen zieren soll. Entsprechend stolz ist man in der Gummersbacher Unternehmenszentrale. Und die Hoffnungen, neue Kunden zu gewinnen, sind entsprechend. „Die Branche ist schwierig“, sagt der Vorstandsvorsitzende Tim Herder. Es werde weniger gebaut, Mietwohnungen würden weniger gewechselt. Und er sagt auch, dass Corona immer noch nachwirke. Gewachsen ist bei A.S. das Online-Geschäft. Dazu gehört neben einem eigenen Online-Shop auch das Geschäft über den Riesen Amazon.

Wie kann man Tapete im Netz visualisieren?

Aber auch Ebay und Otto werden bespielt. Doch die Einbußen, die man im stationären Handel erlitten hat, kann das noch nicht kompensieren. Zweistellige Zugewinne im E-Commerce machten sich noch nicht in dem Maße bemerkbar, da diese Sparte nur zehn Prozent des Umsatzes ausmache. Fachhandel, Großhandel und Baumärkte machten halt noch immer 90 Prozent des Geschäfts von A.S. aus, sagt Herder. Eine der großen Herausforderungen im Digitalgeschäft ist es, die Tapete im Netz zu visualisieren. Im Laden kann man die Rolle seiner Wahl anfassen. Haptik und Reliefs im Netz zu verdeutlichen, sei eine Herausforderung, sagt Stefan Gauger, Leiter Marketing. Neben zahlreichen Fotos zu jedem Design macht A.S. am Ende aber auch das Angebot, Muster an den Kunden zu versenden.

Herder sieht im Online-Geschäft klare Vorteile. Rund 5000 unterschiedliche Tapeten hat das Unternehmen im Angebot. Mit entsprechenden Filtern wie „grün-weiße florale Tapete“ komme man im Netz rasch zu einer Vorauswahl, was in den klassischen Tapetenbüchern schon mal zur Herausforderung für Verkäufer und Kunde werden könne. Neben der neuen Cosmopolitan-Kollektion hat A.S. mit seinen Designdrop-Tapeten einen weiteren Vorstoß unternommen, Kunden für Tapeten und DIY, also das Do-it-yourself, zu begeistern. Bei diesen Fließtapeten ist der Kleister gleich auf der Rückseite eingebunden und muss vor Ort beim Kunden nur noch mit Wasser aktiviert werden. Herder hat im eigenen privaten Umfeld die Erfahrung gemacht, dass es noch immer einer Scheu gebe, selbst zu tapezieren. Mit den Designdrop-Tapeten könne das wirklich jeder, sagt er.

Ergriffene Maßnahmen zeigen Wirkung

Auf die aktuellen Halbjahreszahlen des Unternehmens angesprochen sagt der Vorstandsvorsitzende, dass der Umsatzrückgang der Konsumstimmung in den wesentlichen Absatzmärkten entspreche. So betrug der Umsatz 56,1 Millionen Euro, was ein Rückgang gegenüber 2024 ein Minus von 4,5 Millionen oder 7,4 Prozent bedeutet. Trotzdem habe das Unternehmen seiner Ertragskraft steigern können. So betrug das operative Ergebnis 1,2 Millionen Euro, im Vorjahr lag es noch bei minus 0,5 Millionen. Herder sieht in dieser Entwicklung auch den Beleg dafür, dass die bei A.S. ergriffenen Maßnahmen fruchten. Dazu gehöre auch eine „schmerzliche“ Reduzierung der Mitarbeiterzahl. Diese lag im Jahr 2015 noch bei 800, Ende 2024 waren es 667. Und man werde noch weiter sinken Richtung 643, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Die Zeiten, in denen der Gummersbacher Tapetenhersteller in Osteuropa riesige Umsätze habe machen können, seien vorbei. Inzwischen sei dort eine eigene Infrastruktur entstanden, die der in Oberberg in nichts nachstehe. A.S. müsse sich also durch Alleinstellungsmerkmale von anderen Herstellern abheben.

Dazu gehört auch ein digitales Angebot, das dem Kunden die Möglichkeit biete, seine Räume nicht mit Rollenware von der Stange, sondern individuell zu gestalten. Hinzu kommt eine große Angebotspalette über Tapeten hinaus. Dazu gehören auch Stoffe, Stuckleisten, Leinwandbilder auf Keilrahmen und seit geraumer Zeit auch Farbe. Und wenn Architekten Pläne für die Gestaltung von Innenräumen haben, können diese individuell erledigt werden. „Das geht so weit, dass unsere Servicetechniker zu Kunden raus fahren“, berichtet Herder.


Umzugspläne

Die Pläne der Gummersbacher Tapetenfabrik A.S. Création, das Areal am Standort in Derschlag zu verkaufen, sind nach wie vor aktuell, wie Vorstandsvorsitzender Tim Herder sagt. Der Totalverkauf gestalte sich allerdings schwierig. Es gebe Angebote, allerdings entsprächen die von der Höhe her nicht dem, was man erwarte. Inzwischen sei man mit einem Makler dabei, Teile der Immobilie zu vermarkten. Wie berichtet, hatte auch die Stadt Gummersbach Interesse an dem Areal bekundet, mit Blick auf das Entwicklungspotenzial am Standort Derschlag. Auch über ein Vorkaufsrecht wurde laut nachgedacht. Seitdem ist von den Überlegungen nichts mehr zu hören.