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OVAG GummersbachTeilweise brutale Angriffe – Sicherheitsdienst patrouilliert seit einem Jahr am Busbahnhof

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Panoramabild des Gummersbacher Busbahnhofs.

Immer wieder kam es am Busbahnhof in Gummersbach zu Straftaten. 

Bei der Ovag hat man den Eindruck gewonnen, dass Fahrgäste sowie Busfahrerinnen und Busfahrer ein besseres Sicherheitsgefühl gewonnen haben.

Vor einem Jahr hat die Ovag einen privaten Sicherheitsdienst damit beauftragt, am Gummersbacher Busbahnhof zu patrouillieren. Zuvor hatte es rund um den Busbahnhof mehrere, teils brutale Angriffe gegeben. Trauriger Höhepunkt war am 29. Februar 2024 der Mord am sogenannten Trinkerbüdchen (s. Kasten), also dem Treff der Gummersbacher Trinkerszene. Inzwischen gehören die Mitarbeiter des privaten Dienstleisters mit ihren gelb leuchtenden Oberteilen zum Bild am Busbahnhof, sodass Ovag-Chefin Corinna Güllner beim Treffen mit dieser Zeitung eine erste Bilanz ziehen konnte.

Und die fällt positiv aus, denn bei der Ovag hat man den Eindruck gewonnen, dass sowohl die Fahrgäste als auch die Busfahrerinnen und Busfahrer ein besseres Sicherheitsgefühl gewonnen haben. Letztere haben unmittelbar an das Trinkerbüdchen angrenzend ihren Pausenplatz.

Ovag zählt am Gummersbacher Busbahnhof täglich 12.000 Fahrgäste

Seit einem Jahr nun ist von 10 Uhr am Morgen bis 1 Uhr in der Nacht eine Zweierstreife an dem zentralen Verkehrsknotenpunkt im Oberbergischen vor Ort. 17 Buslinien der Ovag verkehren hier, berichtet Güllner. Über den Tag sind es bis zu 12.000 Fahrgäste, die am Busbahnhof kommen und gehen. Hinzu kommt die Regionalbahn 25, deren Haltepunkt unmittelbar an den Busbahnhof angrenzt. „Wir haben hier ein sehr hohes Aufkommen“, sagt Corinna Güllner.   Sowohl im Betriebsrat als auch im Aufsichtsrat des Verkehrsunternehmens sei darauf gedrungen worden, die Sicherheitssituation zu verbessern.

Mit der Beauftragung des Sicherheitsdienstes hätten sich sowohl die subjektive, als auch die objektive Sicherheit am Busbahnhof verbessert, sagt Güllner. Das fange schon damit an, dass die Streife als Ansprechpartner gut erkennbar sei – und das nicht nur in sicherheitsrelevanten Situationen. „Es kann auch sein, dass die diensthabenden Menschen im Rollstuhl in den Bus helfen oder – ganz banal – Ortsauskünfte geben“, sagt die Geschäftsführerin.

Sicherheitsdienst sorgt für ein besseres Gefühl bei den Fahrgästen

Und wenn es dann doch mal brenzlig wird?   Oliver Orth vom Gummersbacher Ordnungsamt berichtet, dass es keine nennenswerten Vorfälle gegeben habe, seitdem der Sicherheitsdienst patrouilliere. Auch Orth berichtet, dass die Streife auf dem Areal bei den Bürgern gut ankomme. Sorge sie doch für ein verbessertes subjektives Sicherheitsgefühl. Was die Situation auch verbessert habe, sei die nachträglich installierte Videoüberwachung am Busbahnhof. Deren Bilder hatten, wie berichtet, im Februar 2024 zum Mörder am Busbahnhof geführt.

Gummersbachs Pressesprecher Siegfried Frank ergänzt, dass die Fälle von Vandalismus und der Umfang der Verschmutzung seitdem deutlich weniger geworden seien. Die Leute würden eben wissen, dass sie gesehen werden. Und was das subjektive Sicherheitsgefühl angehe, so trage gewiss auch die Videoüberwachung zu einer Verbesserung mit bei.

Orth berichtet auch von einem „sehr guten Austausch“ mit der Sicherheitsfirma WSD Lütke. Deren Geschäftsführer Ingo Lütke, dessen Unternehmen 80 Beschäftigte hat, erklärt, in welchem Umfang seine Streife am Busbahnhof eingreifen kann. Im Rahmen des Jedermannsrecht könnten seine Bediensteten einen Täter in bestimmten Situationen festhalten, bis die Polizei komme. Paragraf 127 der Strafprozessordnung regelt ein solches Handeln.

Was die Ausrüstung angeht, so haben die Wachleute natürlich keine Waffen dabei. Was alles zu ihrem Equipment gehört, will Ingo Lütke aber nicht preisgeben – mit Verweis darauf, dass bestimmte Personenkreise sich dann darauf einstellen könnten.


Straftaten im Bereich des Gummersbacher Busbahnhofs

14. November 2023: Der Messerangriff eines 30-Jährigen auf die Polizei sorgt für bundesweites Aufsehen. Ausgangspunkt war ein räuberischer Diebstahl im Einkaufszentrum Forum, ehe der Mann in der Fußgängerzone nur mit mehreren Schüssen der Polizei gestoppt werden konnte. Vor Gericht wurde bekannt, dass er bereits zuvor bei einem Angriff auf seinen Vermieter mit einem Messer herumhantiert haben soll. Er wurde dauerhaft in die Psychiatrie eingewiesen.

Das sogenannte Trinkerbüdchen neben dem Gummersbacher Busbahnhof. Polizisten fotografieren nach einem Mord Spuren. Im Hintergrund liegt eine mit Goldfolie abgedeckte Leiche.

Das sogenannte Trinkerbüdchen neben dem Gummersbacher Busbahnhof war Schauplatz von Messerangriffen.

29. Februar 2024: Tödlich endete der Angriff eines 21-Jährigen auf einen 24-Jährigen im Bereich des sogenannten Trinkerbüdchens am Gummersbacher Busbahnhof. Die Art und Weise des Vorgehens bei der Tat hatte die Staatsanwaltschaft zu dem Ergebnis kommen lassen, dass die Tat heimtückisch begangen wurde. Das belegte auch ein Video, das mit den Kameras am Busbahnhof aufgenommen wurde. Der Angeklagte wurde schließlich wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

22. Mai 2024: Mit einem Messer greift ein 38-Jähriger am Trinkerbüdchen am Gummersbacher Busbahnhof einen neben ihm sitzenden Gleichaltrigen an, der schwer verletzt wird. Zuvor hatte der 38-Jährige auf dem Bernberg unvermittelt auf eine 71-Jährige eingeschlagen.