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Gutes Gespür für die TechnikJugendliche aus der Ukraine zwei Tage am Campus Gummersbach

Lesezeit 3 Minuten
Schülerinnen, Schüler und Lehrer stehen zusammen, einige halten ein Diplom vor sich.

Elf junge Ukrainerinnen und Ukrainer mit Prof. Dr. Igor Shevchuk (l.), Prof. Dr.-Ing. Denis Anders (r.) und Laboringenieur Markus Baum (h.r.)

Sieben Jungs und vier Mädchen aus der Ukraine nehmen an einem Pilot-Workshop teil, den der TH-Campus Gummersbach in Zusammenarbeit mit dem ZDI-Zentrum „InvestMINT Oberberg“ für geflüchtete Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine organisiert hat.

 Es rauscht und brummt im Windkanal. Diskonebel macht die Luftströmung sichtbar, die auf ein Modellauto samt Wohnwagen-Anhänger trifft. Eigentlich ist es ein typischer Versuchsaufbau im Labor für Strömungslehre am Campus Gummersbach der Technischen Hochschule Köln. Doch an diesem Tag tüfteln nicht Studierende an Antworten auf Fragen der Aerodynamik, sondern Schülerinnen und Schüler – genauer: sieben Jungs und vier Mädchen aus der Ukraine.

Sie nehmen an einem Pilot-Workshop teil, den der TH-Campus Gummersbach in Zusammenarbeit mit dem ZDI-Zentrum „InvestMINT Oberberg“ für geflüchtete Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine organisiert hat. Eigentlich besuchen diese elf das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Wiehl, doch für zwei Tage waren sie jetzt in Gummersbach zu Gast am TH-Institut für Allgemeinen Maschinenbau.

In Kiew aufgewachsen

Dort wurden sie von Prof. Dr.-Ing. Denis Anders und Prof. Dr. Igor Shevchuk betreut. Die Kommunikation klappte problemlos: Die Jugendlichen im Alter von zwölf bis 16 kommen überwiegend aus dem russischsprachigen Teil der Ukraine. Prof. Anders selbst ist mit seinen Eltern als Kind aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommen, Prof. Shevchuk ist in Kiew aufgewachsen.

Anders kann sich gut in die Lage der jungen Ukrainer versetzen: „Ich kenne die Situation, in einem neuen Land zu sein und die Sprache nicht zu sprechen.“ Beide Professoren sind ein ums andere Mal verblüfft über das technische Verständnis der ukrainischen Jugendlichen. „Sie haben ein sehr gutes Gespür für die Zusammenhänge“, lobt Anders und ergänzt, dass naturwissenschaftliche Fächer in der Ukraine größere Bedeutung haben – das sei politisch gewollt.

Einige der Jugendlichen sind mit ihren Familien nach Deutschland gekommen, andere nicht, weiß Anders. Er weiß auch um die Frage, die die geflüchteten Menschen umtreibt: Will man sich in Deutschland eine neue Existenz aufbauen? „Ein Junge hat es so gesagt: Wir fühlen uns hier willkommen, aber es zieht einen nach Hause.“

Studium am Campus Gummersbach

Für den Fall, dass sie bleiben wollen, sollen sie wissen, was es in Oberberg für Angebote rund um das Zukunftsthema MINT gibt – zum Beispiel den TH-Campus, sagt Prof. Anders. Vielleicht lockt die TH ja auch Rückkehrer: Einer der Schüler hat sich schon erkundigt, ob er mit seinem ukrainischen Schulabschluss am Campus Gummersbach studieren könnte.

Die Nachwuchsförderung in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) sei in Oberberg als einem sehr Technik-orientierten Wirtschaftsstandort von besonderer Bedeutung, sagt Anke Koester, Leiterin des Amtes für Schule und Bildung / Bildungsbüro Oberberg, das gezielt Schülerinnen und Schüler mit Sprachbarriere fördert.

Unterstützung von der Voss-Stiftung

Zwei zweitägige Workshops können dank finanzieller Unterstützung der Wipperfürther Hans Hermann Voss-Stiftung bereits durchgeführt werden. Schulen, die mehr über das Angebot erfahren möchten, können sich an Anke Koester und Prof. Dr. Denis Anders wenden. „Wir haben viel Zeit und viel Mühe in die Vorbereitung und die Übersetzung der Folien investiert“, sagt Anders, „wir würden uns freuen, wenn sich das Projekt verstetigen würde.“ 

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