Die oberbergische Einrichtung des Kirchenkreises An der Agger steht vor finanziellen Herausforderungen. Beim Weihnachtsbesuch gab es eine Spende.
BeratungsangebotNeuer Verein fördert die Telefonseelsorge Oberberg

In den Räumen der Telefonseelsorge begrüßten Superintendent Michael Braun (l.), Pfarrerin Birgit Iversen-Hellkamp und Einrichtungsleiter Arno Molter (r.) den Gummersbacher Bürgermeister Raoul Halding-Hoppenheit.
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Eine der Mitarbeiterinnen der Evangelischen Telefonseelsorge Oberberg bringt es auf den Punkt: „Gerade an Weihnachten fühlen sich viele Menschen allein.“ Einsamkeit sei ohnehin der Hauptgrund, weshalb Menschen diese Einrichtung kontaktieren. Und das können sie rund um die Uhr machen – an 365 Tagen im Jahr.
Gummersbachs Bürgermeister Raoul Halding-Hoppenheit hat am Heiligabend die Telefonseelsorge des Kirchenkreises An der Agger besucht, um die Arbeit der Ehrenamtler zu würdigen, die rund ums Jahr für andere da sind. Er sieht ebenfalls das Problem der Einsamkeit, besonders bei eingeschränkter Mobilität: „Ein Viertel der Gummersbacher ist älter als 60 Jahre.“ Für den neuen Amtsinhaber ist es der erste Besuch in den Räumlichkeiten: „Ich möchte gerne diese Tradition meines Amtsvorgängers Frank Helmenstein fortführen.“ Mitgebracht hat er einen Scheck über 1000 Euro, dieser sei der Unterstützung durch die Sparkasse Gummersbach zu verdanken.
Telefonseelsorge war von Sparzwängen bedroht
Arno Molter, Leiter der Telefonseelsorge, zeigt sich dankbar für die Spende und hat auch gleich eine gute Verwendung dafür: die Ausbildung neuer ehrenamtlicher Mitarbeiter. Die Kosten für jeden Helfer beziffert er auf 15.000 Euro, hinzu komme der Aufwand für die spätere Supervision, der das bestehende Team aus gut 40 Mitarbeitern unterliegt. Diese Aufarbeitung sei notwendig, um die oft belastenden Inhalte der jährlich rund 8200 Gespräche zu verarbeiten.
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Der Fortbestand der oberbergischen Telefonseelsorge war in diesem Jahr von Sparzwängen bedroht. Sie ist eine Einrichtung des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger und wird von diesem zu 100 Prozent finanziert. Superintendent Michael Braun berichtet, dass in Zeiten rückläufiger Kirchensteuereinnahmen auf der Kreissynode im Mai alle Ausgabenposten auf den Prüfstein gestellt werden mussten: „Wir merken die Kirchenaustritte.“ Die Telefonseelsorge sei aber am Ende in ihrem Erhalt bestätigt worden. Ihr Fortbestand ist nun bis zur nächsten Synode im Jahr 2028 gesichert.
Weiträumig der einzige Kreis mit eigener Telefonseelsorge
Braun schilderte, dass Oberberg weiträumig der einzige Kreis mit einer eigenen Telefonseelsorge sei. In anderen Regionen gebe es Zusammenschlüsse mehrerer Kreise und unterschiedlichen Trägerkombinationen. Zwar sei eine Unterstützung von staatlicher Seite oder durch die Krankenkassen denkbar, doch dürfe dabei der seelsorgerische Aspekt nicht unter den Tisch fallen: „Die Telefonseelsorge ist eine genuiner Ausdruck von Kirche.“ Braun begrüßt daher die Bildung eines Fördervereins aus dem Mitarbeiterstamm heraus, der im Frühjahr gegründet werden soll.
„Wir sind für die Seele der Anrufenden da, jeder bekommt den Raum, den er braucht“, sagt Pfarrerin Birgit Iversen-Hellkamp, Leiterin der Sonderseelsorge im Kirchenkreis, über die Arbeit der vorwiegend weiblichen Gesprächspartner.
„Mal wollen die Leute einfach nur reden, mal helfen wir beim Sortieren ihrer Gedanken“, erläutert eine der Mitarbeiterinnen, die anonym bleiben sollen. Manchmal gebe es auch minutenlanges Schweigen: „Diese Stille auszuhalten, ist nicht so einfach.“ Tabu sei es, Ratschläge aus der eigenen Sicht zu geben: „Wir helfen den Menschen, selbst Lösungen für ihre Probleme zu finden.“
Erreichbar ist die Telefonseelsorge unter den beiden kostenfreien Rufnummern 0800/1110111 und 0800/1110222. Für den neuen Ausbildungskurs im Herbst 2026 werden noch Interessenten gesucht.

