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Notaufnahme am LimitOberbergische Krankenhäuser kämpfen mit Patientenflut

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Ein Patient liegt auf einer Liege, während ein Krankenhaus Mitarbeiter über ihn  gebeugt ist.

Ein Behandlungsraum in der Notaufnahme des Gummersbacher Krankenhauses während einer Übung. Langeweile kommt beim Personal nie auf – die Patientenzahlen steigen immer weiter an.

Die Zahl der Notfälle ist im Klinikum Oberberg um zehn Prozent gestiegen – Notfallzentren sollen das Problem lösen. 

Volle Wartebereiche vor der Notaufnahme im Krankenhaus Gummersbach sind die Regel. Und das nicht nur in den Abendstunden und an den Wochenenden, sondern zunehmend auch zu den Zeiten, in denen   die niedergelassenen Haus- und Fachärzte ihre Praxen geöffnet haben. Davon berichtet das Krankenhaus Gummersbach.

Und die Zahl der Patienten in der Gummersbacher Notaufnahme wächst. „Die Inanspruchnahme unserer Notaufnahmen ist in den vergangenen Jahren tendenziell gestiegen. Im Vergleich zu 2024 behandeln wir heute knapp zehn Prozent mehr Patientinnen und Patienten – das ist auch für uns ein Höchstwert“, sagt die Pressesprecherin des Krankenhauses, Angela Altz. An den Standorten Gummersbach und Waldbröl waren es in diesem Jahr bereits 50.000 Patienten.   Das Plus von zehn Prozent bedeutet einen neuen Rekord für das Klinik.

Kontinuierliche Entwicklung

„Die wachsende Zahl von Notfällen, gepaart mit einer häufig zunehmenden Überlastung, stellt uns vor enorme Herausforderungen, sowohl hinsichtlich der Versorgungskapazitäten als auch der Belastung unserer Teams“, sagt Timo Puschkarsky, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin der Kreiskrankenhäuser in Gummersbach und Waldbröl.

Die Entwicklung verlaufe jedoch nicht sprunghaft, sondern eher kontinuierlich, ergänzt Altz. Die Gründe für eine Vorstellung in der Notaufnahme seien sehr vielfältig. Ein großer Teil entfalle auf internistische und chirurgische Notfälle, zum Beispiel Brustschmerzen, Atemnot, Stürze und akute Bauchschmerzen. „Daneben sehen wir auch Patientinnen und Patienten mit Beschwerden, die prinzipiell auch ambulant hätten behandelt werden können“, sagt Altz. Es sei schon auffällig, dass das Notfallpatientenaufkommen nicht nur in den Abendstunden sowie an Wochenenden und Feiertagen, sondern zunehmend auch zu ganz normalen Tageszeiten inzwischen höher ist.

Maßnahmen zur Entlastung von Personal und Patienten

Der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Roland Adelmann, sagt: „Der zunehmende Abbau der ambulanten Strukturen und die Eingrenzung von Notdienstzeiten verstärken die Belastung der Notaufnahmen der Krankenhäuser sowohl bei erwachsenen Patienten wie auch bei Kindern.“ Notfallchefarzt Timo Puschkarsky ist sicher, dass „viele Menschen in der Notaufnahme Hilfe suchen, die auch von ihrem Hausarzt oder anderen ambulanten Anlaufstellen versorgt werden könnten. Das ist sicherlich ein Problem, das wir nicht alleine lösen können.“

Hohe Kosten für jederzeit verfügbare Notfallversorgung

Puschkarsky stellt klar: „Gleichzeitig gibt es auch große Zahl von Patienten, die nur in der Notaufnahme die notwendige und schnelle Versorgung erhalten können. Hier zeigt sich einmal mehr, wie wichtig unsere Notaufnahmen als Teil der Daseinsvorsorge sind.“ Kliniksprecherin Altz erklärt, was die Mehrbelastung der Ambulanz bedeutet: „Die steigenden Patientenzahlen wirken sich selbstverständlich auf die Arbeitsbelastung des Personals aus. Wir steuern dem mit einer klar strukturierten Notfalltriage, organisatorischen Anpassungen und einer möglichst interprofessioneller Zusammenarbeit entgegen“, berichtet Altz. „Medizinische Notfälle mit hoher Dringlichkeit werden bei uns weiterhin sofort behandelt.“   Längere Wartezeiten beträfen darum in der Regel Patientinnen und Patienten mit weniger dringlichen Beschwerden.

Chefarzt Puschkarsky: „Die Situation in der Notaufnahme ist nicht einfach – wir stehen im Spannungsfeld zwischen der enormen Belastung, die die steigenden Fallzahlen mit sich bringen, und den begrenzten finanziellen, räumlichen und personellen Ressourcen“, erläutert der Mediziner. Die Vorhaltekosten für eine jederzeit verfügbare Notfallversorgung seien hoch, und die Finanzierungslücken seien nicht zu übersehen.

Trotzdem setze das Krankenhaus alles daran, die Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherzustellen und gleichzeitig seine Prozesse zu optimieren, um die Belastung für das Team und die Patienten so gut wie möglich zu reduzieren.


Reformgesetz

Die stetig steigende Zahl ambulanter Notfallbehandlungen stellt ein bundesweiten Trend dar, der auch in den Notaufnahmen der Kreiskrankenhäuser Gummersbach und Waldbröl zu beobachten ist, wie das Klinikum berichtet. Die Menschen suchten die Notaufnahmen auch in sogenannten Bagatellfällen in der Regel nicht aus Bequemlichkeit auf, sondern weil sie sich nicht anders zu helfen wissen. Ursache sei nicht nur der steigende Behandlungsbedarf, sondern vor allem eine fehlende Steuerung der Patientenströme.

Doch das soll sich ändern: Das geplante Notfallreformgesetz soll dieses Problem lösen. Kernstück des Konzepts sind die sogenannten Integrierten Notfallzentren (INZ), in denen die Krankenhausnotaufnahme, der ärztliche Bereitschaftsdienst und eine strukturierte Ersteinschätzung organisatorisch zusammengeführt werden. Ziel ist es, echte medizinische Notfälle weiterhin schnell und zuverlässig in der Klinik zu versorgen, während weniger dringliche Fälle ambulant oder telemedizinisch behandelt werden. Der Entwurf des Notfallreformgesetzes soll im Februar im Bundeskabinett beraten werden.