Starker Rap, softe TöneJunge Frauen lernen in Gummersbach Sprechgesang von zwei Expertinnen

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Zwei junge Frauen, sportlich gekleidet, sitzen lässig und mit jeweils einem Fuß auf einen Stuhl gestellt, in einem Tonstudio.

Im Tonstudio des Jugendzentrums: Liser (l.) und Bush.ida zeigen Gummersbacherinnen, wie gerappt wird.

Bei einem fünftägigen Rap-Workshop für Mädchen und junge Frauen im Gummersbacher Jugendzentrum stand das Musikgenre Rap im Mittelpunkt.

Die Rapper-Szene ist immer noch stark männlich geprägt. Die Songs seien bisweilen frauenfeindlich und gewaltverherrlichend, weiß Eyleen Fenske vom Netzwerk gegen Rechts im Oberbergischen Kreis: „Laut und aggressiv zu sagen, was man denkt, wird eher den Männern zugestanden. Wir wollen den Diskurs aufbrechen und eine andere Perspektive aufzeigen.“

Das geschieht seit vergangenem Dienstag bei einem fünftägigen Rap-Workshop im Gummersbacher Jugendzentrum, zu dem das Netzwerk gemeinsam mit dem Verein für Soziale Bildungsarbeit (VSB) speziell Mädchen und junge Frauen eingeladen hat – das Motto: „Rappen wie die Jungs? Von wegen!“

Ab und zu schlichen sich softere Töne in die Musik rein

Die Teilnehmerinnen sollen in die Welt des Raps reinschnuppern, dabei ihre eigene Kreativität auf die Probe stellen und vor allem „ihre Frau stehen“. Sie lernen dabei nicht nur, wie man Texte schreibt, sondern auch die Technik des Rappens selbst bis hin zur Aufnahme eines Songs, erklärt Fenske (29).

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Die Veranstalter haben sich dafür mit den Kölner Rapperinnen Bush.ida (Ida-Maria Sommerfeldt) und Liser (Lisa Klingler) zwei Expertinnen ins Jugendzentrum geholt. Beide haben sich in den vergangenen Jahren in der Rap-Szene einen Namen gemacht. In ihren Songs geht es um Themen wie Politische Korrektheit, Feminismus und Empowerment, also Strategien zu einem selbstbestimmten Leben.

Liser (25) sagt: „Anfangs habe ich meine Texte aus der Männerperspektive geschrieben. Das tat ich völlig unbewusst, einfach weil es immer so war. Schlichen sich dann doch einmal softere Töne mit rein, hieß es direkt von meinen männlichen Kollegen, dass das nicht ginge.“ Doch mit der Zeit sei sie selbstbewusster geworden. „Ich wollte über meine eigenen Gefühle schreiben, wollte soft sein. Da wusste ich, ich muss meine Perspektive ändern.“

Auch der 30 Jahre alten Bush.ida liegt es besonders am Herzen, junge Frauen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, auszudrücken, was sie bewegt und was sie denken. Der Schreibprozess sei dabei ein wichtiger Faktor, erklärt Liser: „Ein Liedtext beginnt mit einem Gefühl, einer Message. Das wichtigste ist immer der erste Satz, der den weiteren Weg vorgibt. Danach beginnt das Songwriting.“ Manchmal sprudelten dabei die Worte nur so aus einem heraus. „Es kann mit unter aber auch Stunden oder gar Tage dauern, bis der Text fertig ist.“

Unter den zehn Teilnehmerinnen sind auch die Schwestern Rashid (17) und Zilan (16) aus Bernberg. Sie und ihre Freundinnen, die ebenfalls am Workshop teilnehmen, sind Fans der Rap-Musik und besonders die Songs der Kölner Rapperinnen hat es den jungen Frauen angetan.

„Als wir von dem Workshop erfahren haben, wollten wir unbedingt daran teilnehmen. Von den Profis zu lernen, wie man Texte schreibt und rappt, ist eine tolle Erfahrung und wir sind sehr motiviert, uns hier die nächsten Tage mit viel Kreativität zu beteiligen“, erzählt die 17-jährige Rashid. Inhalt des Workshops ist es aber nicht nur, einen Text zu Papier zu bringen. Das Ziel ist ein professioneller Text samt Videoclip.

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