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Unfallprävention„Crash-Kurs“ in Gummersbach geht unter die Haut

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Auf einer Leinwand zeigen die Polizisten Bilder von Unfällen, bei dem junge Menschen starben.

Auf einer Leinwand zeigen die Polizisten Bilder von Unfällen, bei dem junge Menschen starben.

Emotionale Reaktionen: Die Kreispolizei war mit ihrer Veranstaltung zur Unfallprävention an der Gesamtschule in Gummersbach-Derschlag.

Sarah, David, Alicia, Benny, Hannah, Erik, Nils und Emily – sie alle waren zwischen 18 und 24 Jahre alt, als sie bei Verkehrsunfällen tödlich verunglückt sind. Fotos von verunfallten Autos, teilweise so deformiert, dass sich nicht einmal mehr die Karosserie erahnen lässt, flimmern an diesem Morgen über die Leinwand in der Mensa der Gesamtschule Gummersbach in Derschlag. Zwei Schülerinnen ertragen den Anblick nicht, müssen für einen kurzen Moment an die frische Luft. Die anderen Schüler der Jahrgangsstufe 12 und 13 blicken mit ernsten Gesichtern auf die Bilder. Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die die Veranstaltung bei den jungen Menschen auslöst.

In Zusammenarbeit mit der Kreispolizeibehörde findet an der Gesamtschule an diesem Tag die Präventionsveranstaltung „Crash-Kurs NRW“ statt. Zuvor hatte Schulleiter Ingolf Weber die Schülerschaft auf das Kommende vorbereitet: „Normalerweise ist es immer ein schöner Moment, wenn wir uns in der Mensa versammeln, um zum Beispiel den Abschluss zu feiern. Aber ein Spaß wird das heute nicht.“

Schon drei Schüler verloren

Neben den Opferschutzbeauftragten der Polizei, Uwe Petsching und Ina Bartz, sind Vertreter der Ökumenischen Notfallseelsorge, des oberbergischen Rettungsdienstes, eine Notärztin sowie eine an einem Verkehrsunfall Beteiligte in die Schule gekommen. Sie alle berichten den Schülerinnen und Schülern von Unfallerlebnissen, die sich auf Straßen im Oberbergischen ereignet haben. „Wir wollen euch nicht die Teilnahme am Straßenverkehr vermiesen. Aber wir möchten deutlich machen, dass nur eine Sekunde der Unachtsamkeit reichen kann, um eine Katastrophe auszulösen“, sagt Ingolf Weber. Im Laufe seiner Zeit als Schulleiter habe er bereits drei Schüler im Straßenverkehr verloren. Jedes Mal habe er sich gefragt, wie das passieren konnte.

Genau bei dieser Frage setzt der Vortrag des Opferschutzbeauftragten Uwe Petsching an. Für ihn und seine Kollegin Ina Barz sei der „Crash-Kurs“ eine Herzensangelegenheit. „Die Fotos und Videos, die wir euch gleich zeigen werden, führen euch die Realität vor Augen. Es sind echte Unfälle von Fahranfängern, wie ihr es seid. Warum tun wir das? Wir wollen, dass ihr euer Ziel immer sicher und unbeschadet erreicht, und dass ihr eure Träume und Wünsche erfüllen könnt“, appelliert Barz an die Vernunft der Schülerinnen und Schüler, sich im Straßenverkehr korrekt und achtsam zu verhalten. Dabei seien sie nicht nur für das verantwortlich, was sie tun, sondern auch für das, was sie nicht tun.

Nicht Teil der Todesstatistik werden

„Nach einer Party mit Alkohol sollte sich niemand hinter das Steuer eines Fahrzeugs setzen. Aber genauso wenig solltet ihr mit einem Freund fahren, der Alkohol konsumiert hat, sich aber für fahrtüchtig hält. In so einem Fall müsst ihr aktiv werden und deutlich sagen, dass das ein No-Go ist“, betont Petsching.

Untermauert wird der Vortrag mit dem Auszug aus einer Unfallstatistik der vergangenen vier Jahre. Demnach waren vor allem junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 24 Jahren überproportional häufig an Verkehrsunfällen beteiligt, berichtet Barz. „Wir wollen nicht, dass ihr oder einer eurer Lieben Teil dieser Statistik wird“, betont die Opferschutzbeauftragte.

Ein Video von Angehörigen tödlich verunglückter junger Menschen sowie die Berichte von Notfallseelsorgern, Rettungssanitätern und einer Notärztin gehen besonders unter die Haut und sorgen für betretendes Schweigen in der Mensa. Ein Trailer mit zusammengeschnittenen Fotos von Unfällen endet mit der simplen Botschaft: „Alle Unfälle hatten eines gemeinsam – sie wären vermeidbar gewesen“.


Killer-Ursachen

Polizist Uwe Petsching erklärte den Schülern die vier von ihm so bezeichneten „Killer-Ursachen“ für Unfälle: Geschwindigkeit, Drogen- und Alkoholkonsum, nicht angegurtet sein und eine hohe Risikobereitschaft. Häufige Auslöser seien mangelnde Fahr-Erfahrung, Selbstüberschätzung, durch Gruppendynamik ausgelöster Druck auf die Fahrer oder Imponiergehabe und Ablenkung. „Während eines Blicks auf das Handy – es reicht schon eine Sekunde – seid ihr 14 Meter weitergefahren, ohne auf die Straße zu achten. Nichts kann so wichtig sein, um dafür sein Leben oder das der anderen Straßenverkehrsteilnehmer zu riskieren“.