Hartnäckige GerüchteGummersbacher weiter wegen angeblichem Gewerbegebiet besorgt

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Ein mögliches Gewerbegebiet in Rospe erhitzt weiter die Gemüter.

Ein mögliches Gewerbegebiet in Rospe erhitzt weiter die Gemüter.

Gummersbach – Die Sorge im Raum Rospe, Hanfgarten und Liefenroth über die mögliche Ansiedlung eines Gewerbegebietes ebbt nicht ab. Diese soll in einigen Fällen sogar so weit gehen, dass ältere Menschen oder Hausbesitzer völlig aufgelöst angerufen oder sich per E-Mail gemeldet haben und wissen wollten, ob es stimme, dass sie ihr Haus verlassen müssen, weil dieses abgerissen werden solle. Das hat der Vorsitzende des Ausschusses für Stadtentwicklung, Jörg Jansen (CDU) nach eigener Auskunft erfahren.

„Da sind scheinbar Leute unterwegs, die machen Stimmung“, kritisiert der Fraktionsvorsitzende. Er ist empört: „Ich will nicht, dass da Leute Halbwahrheiten verbreiten, kein konkretes Wissen haben und Menschen dadurch stark verunsichern. Ich versichere allen, dass aufgrund dieser Regionalplanung heute und auch künftig niemand in seiner Existenz gefährdet ist.“ Mitglieder seiner Fraktion haben mit Betroffenen und Aktivisten, etwa dem Landwirt Volker Dannenberg, Kontakt aufgenommen. „Da entsteht der Eindruck, dass die Tatsachen und Argumente nicht gehört werden“, bedauert Jansen.

Infoveranstaltung für Sonntag geplant

Dannenberg hatte – wie berichtet – eine Online-Petition gegen ein angeblich in der Planung befindliches Gewerbegebiet gestartet, die inzwischen von fast 2700 Unterstützern unterschrieben worden ist. In dieser Woche konnte zudem an Drive-in-Stationen online unterschrieben werden. Volker Dannenberg berichtet, dass etwa 130 Menschen gekommen seien. Überhaupt sei die Solidarität in der Dorfgemeinschaft groß.

Auch er habe davon gehört, dass sich ältere Leute angeblich verzweifelt im Rathaus gemeldet haben sollen – in der Sorge, ihr Häuschen zu verlieren. „Ich habe dann in der Hardtstraße die Leute dazu befragt, doch von denen war es niemand“, versichert der Landwirt. „Ich weiß nicht, wo das herkommt.“ Für den Sonntag ist eine Wanderung in dem Gebiet geplant, danach wird es eine Infoveranstaltung geben.

Bereits 2018 Gespräche mit Gummersbach geführt

Wie berichtet, soll ein rund 20 Hektar großes Areal im künftigen Regionalplan, für dessen Aufstellung das Kölner Regierungspräsidium zuständig ist, als Potenzialfläche ausgewiesen werden. Wie Dannenberg und seine Mitstreiter in einer Mitteilung erläutern, seien bereits 2018 Gespräche mit der Stadt geführt worden, bei denen die Grundstückseigentümer deutlich gemacht hätten, dass sie nicht verkaufen. Dass das Verfahren dennoch nicht gestoppt worden sei, wird daher kritisiert.

Ein Hinweis, den auch Jörg Jansen ernst nimmt und sich fragt, ob das Thema, das bereits im Dezember 2015 auf der Tagesordnung des öffentlichen Teils im Bau-Ausschuss gestanden hatte und dort einstimmig beschlossen wurde, hinreichend öffentlich kommuniziert worden ist. „Ich schwanke da. Allerdings muss man auch betonen, dass nicht die Stadt Gummersbach und deren politische Gremien, sondern der Regierungspräsident zuständig ist. Und der führt derzeit ja gerade das Beteiligungsverfahren durch, in dem sich jeder äußern kann. Zudem haben Vertreter der Stadt mit Betroffenen auch direkt gesprochen.“

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Dannenberg indes wittert System dahinter, dass selbst die Landwirtschaftskammer, die bereits im Februar davon erfahren habe, ihre Landwirte erst vier Wochen vor Ablauf der Frist informiert haben soll.

Jansen betont derweil, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar sei, ob das Areal in Rospe überhaupt als Potenzialfläche in den Regionalplan komme. Und er betont aber auch, dass die Stadt Reserve- oder Tauschflächen für weitere Gewerbeansiedlungen brauche.

Handlungsfähigkeit sichern

Mit einer solchen Ausweisung sei aber noch längst nicht gesagt, dass Rospe/Hanfgarten in Stein gemeißelt sei. Vielmehr gehe es darum, handlungsfähig zu sein und im Fall der Fälle Flächen tauschen zu können. „Wenn wir das nicht machen, wird man uns später vorwerfen, keine Vorsorge für Gummersbach getroffen zu haben.“ Fläche getauscht habe man bereits bei der Ausweisung des Gewerbegebietes Herreshagen-Sonnenberg. Damals sei ein Areal in Veste als Potenzialfläche im Regionalplan ausgewiesen gewesen. Diese sei dann allerdings getauscht worden gegen die Grundstücke in Herreshagen.

Volker Dannenberg wäre schon viel damit geholfen, wenn er schriftlich bestätigt bekäme, dass er aus rechtlichen Gründen gar nicht enteignet werden kann. Jansen sagt dazu, dass er „gerne bestätigen kann, dass Dannenberg oder andere Grundstücksbesitzer aus rechtlichen Gründen nicht enteignet werden können“. Das müsse als konkrete Aussage des Ausschussvorsitzenden reichen.

Kommentar – Offen sein für Gespräche

Sturm im Wasserglas oder begründete Sorge? Die einen sagen so, andere so. Zugegeben: Wer mit Verwaltungsvorgängen wie der Aufstellung eines Regionalplans vertraut ist, wittert hinter einer Potenzialfläche nicht gleich die Baugenehmigung für ein Gewerbegebiet. Wer damit aber nur einmal im Leben zu tun hat, der ist verunsichert und sucht nach Wegen, vermeintliche Planungen auf dem eigenen Grund und Boden zu stoppen.

Ob zu wenig und zu spät öffentlich gesprochen wurde, lässt sich schwer sagen und wird am Ende auch hier eine Frage des Standpunkts sein. Die bisherigen Gespräche konnten die Betroffenen in Rospe nicht davon abbringen, dass nicht doch ein Gewerbegebiet kommt. Hier sollten beide Seiten noch einmal offen sein und einen zweiten und auch dritten Versuch wagen.

Was auf keinen Fall geht, ist mit der Angst von Menschen zu spielen. Wer auch immer hier für Verunsicherung gesorgt haben sollte, muss sich dafür schämen. 

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