„Wir leben wie Einsiedler“Thomas Dörmbach erzählt aus seinem Corona-Alltag

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Er leitet das „Haus der Familie“ in Wipperfürth: Thomas Dörmbach. 

Thomas Dörmbach leitet die Familienbildungsstätte „Haus der Familie“ in Wipperfürth. Wo er sonst des Berufes wegen mit jeder Menge Menschen zusammenkommt, gilt nun Distanz. Das nehmen seine Frau und er, die in Köln leben, ziemlich ernst und üben die einzige Form von Solidarität aus, die laut Dörmbach wirklich hilft: Rückzug.

Schulen und Kindergärten sind weiter geschlossen. Wie halten Sie bei der Familie denn die Stimmung hoch?

Thomas Dörmbach: Unsere Kinder sind schon ausgezogen. Meine Frau und ich leben wie Einsiedler. Daher haben wir damit angefangen, digitale Möglichkeiten zu nutzen, um Kontakte aufrechtzuerhalten. Wir machen Spieleabende mit Freunden oder veranstalten ein gemeinsames Krimidinner, das mittlerweile online und per Videochat gespielt werden kann, wobei wir spannende Fälle lösen. Gerade sind wir dabei, eine private, virtuelle Karnevalssitzung zu organisieren, das stößt im Freundeskreis auf große Resonanz und ist einer der kleinen Anker, die die Laune hochhalten, weil Ziele da sind.

Welches Buch liegt bei Ihnen gerade auf dem Nachttisch?

Es liegt da, aber ich habe noch nicht mit dem Lesen angefangen: Es ist das Kinderbuch „Bitte nicht öffnen - schleimig“ von Charlotte Habersack. Die Geschichte ist fantasievoll, aber einfach geschrieben. Ich schätze eine leichte Lektüre zum Entspannen.

Haben Sie jüngst eine Serie gesehen?

Weniger. Wir haben keinen Fernseher. Wenn, dann schauen wir uns etwas über die Mediatheken an, aber ich hatte kürzlich nichts, wo ich gesagt hätte: „Das isses!“. Vor längerer Zeit hat mich die Ku’damm-Reihe beeindruckt und über Weihnachten „Babylon Berlin“.

Was machen Sie sonst? Sortieren Sie Ihre Briefmarkensammlung neu?

Ich bin viel im Homeoffice und kann mir meine Arbeitszeit neu einteilen. Meine Mittagspause ist nun länger und ich nutze sie für einen Spaziergang oder eine Wanderung, dafür arbeite ich abends länger. Anfangs habe ich wie viele andere auch aufgeräumt. Ansonsten brauche ich mehr Zeit für Entspannung als sonst, denn für die Psyche ist der Lockdown eine anstrengende Phase.

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Was darf im Lockdown nicht in Ihrem Kühlschrank fehlen?

Nichts. Ich lebe in einem Land, wo ich mir alles Ess- und Trinkbare kaufen kann. Anfang des Jahres haben wir sogar zwölf Tage Heilfasten gemacht. Bis auf Gemüsebrühe blieb der Kühlschrank leer.

Haben Sie sich Fähigkeiten angeeignet, die Sie vorher nicht hatten?

Für die Familienbildungsstätte sind Videokonferenzen mit Zoom gerade sehr wichtig, da unsere Angebote (Qualifizierungskurse Ganztag und Kindertagespflege, Babymassage, Yoga, etc., Anmerkung der Redaktion) nun online weiterlaufen. Ich habe mich sofort in die Support-Gruppe integriert und gelernt, wie man mit dem Programm umgeht. Neulich haben wir einen „Abend gegen Lagerkoller“ für gestresste Eltern angeboten, um Kontakte zu anderen Menschen einschränken, um die Ausbreitung des Coronavirus’ zu bremsen. Das heißt für viele Menschen, dass sie mehr Zeit zuhause verbringen.

Was tun Sie als Erstes, wenn der Lockdown vorbei ist?

Mir fehlt die Geselligkeit. Im Film begegnen sich Menschen, geben sich die Hand, umarmen sich oder sitzen im Restaurant. Ich denke viel über die Situation nach. Besonders für Singles ist diese Zeit schwierig. Auf jeden Fall werde ich mich mit Leuten treffen, einen geselligen Abend verbringen oder lecker essen gehen, einfach sehr basale Dinge tun, die das Leben schön machen.

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