Neustart im MuseumIn der Marienheider Drehorgel nagte der Holzwurm

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Dr. Ullrich Wimmer führt eine Drehorgel vor.

Dr. Ullrich Wimmer (r.) führte die ersten Gäste nach der Wiedereröffnung durch seine Ausstellung.

Ein Schädlingsbefall hatte den Betrieb des Bergischen Drehorgelmuseums in Marienheide-Kempershöhe lahmgelegt.

Hinter Dr. Ullrich Wimmer und Doris van Rhee liegen schwierige Wochen. „Ich war im Museum, als aus der Großorgel plötzlich ein ohrenbetäubendes Geheule ertönte. Ich war im ersten Moment geschockt, weil ich keine Idee hatte, was das hätte auslösen können“, erinnert sich der Museumsinhaber. Experten wurden zu Rate gezogen und dann das niederschmetternde Ergebnis: Der Holzwurm hatte es sich in dem historischen Instrument gemütlich gemacht.

Glück im Unglück: Die ehemalige Dorfkirche, in der sich das Museum befindet, als auch die anderen größtenteils aus Holz bestehenden Instrumente ließ der Holzwurm unangetastet. Die Orgel aber musste für sieben Wochen durch ein mit Stickstoff gefülltes Zelt umschlossen werden, um so den Holzwurm auszumerzen. Kostenpunkt: 10 000 Euro. „Wir mussten aktiv werden, denn es bestand die Gefahr, dass sich der Schädling weiter ausbreitet“, erklärte Dr. Wimmer den ersten Gästen nach der Wiedereröffnung am Sonntag. Nun stehe noch die Restaurierung der Orgel an. Die sei für September geplant und werde nochmals rund 3500 Euro kosten.

Wir mussten aktiv werden, denn es bestand die Gefahr, dass sich der Schädling weiter ausbreitet.
Dr. Ullrich Wimmer

Das Drehorgelmuseum hatte am Wochenende erstmals auch wieder für Besucher geöffnet. Die Führung war sehr zur Freude Dr. Wimmers gut besucht, kein Stuhl blieb unbesetzt. „Es freut mich immer sehr, neben bekannten Gesichtern auch immer wieder neue Gesichter in unserem Museum willkommen zu heißen“, sagte er in die Runde und zückte auch zugleich das erste historische mechanische Musikinstrument, um mit seiner rund einstündigen Führung zu beginnen. „Hierbei handelt es sich um ein Metallophone oder Zilotone im Englischen in Form eines Kinderspielzeugs, dass um 1920 in den USA hergestellt wurde“, erklärte Wimmer.

Kleine Drehscheiben dienten in der damaligen Zeit quasi als Speichermedium. So können verschiedene Melodien abgespielt werden. „So ist man ein Virtuose, ohne musikalisch sein zu müssen oder fähig, ein Instrument zu spielen. Deshalb sammle ich diese mechanischen Musikinstrumente seit über 50 Jahren“, erzählte er mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Eine Stunde durch die Geschichte mechanischer Instrumente

Mit Hinweis auf das perfekt erhaltene Spielzeug kam er nicht umhin noch anzumerken: „Was müssen das für brave Kinder gewesen sein, die damit gespielt haben.“ Mit weiteren solcher Geschichten und auch persönlichen Anekdoten geleitete er die Besucher durch die Geschichte der mechanischen Musikinstrumente. Neben selbstspielenden Musikwerken wie Spieldosen und Musikuhren, wurden auch Musikautomaten und Drehorgeln des 18. bis 20. Jahrhunderts gezeigt und gespielt.

Darunter auch Vogelorgeln, deren Vögel mit den Schnäbeln klapperten und die Schwanzfedern zum Gesang bewegten sowie ein Ballettmusik-Automat mit drei sich im Takt drehender kleiner Puppen, der in der Schweiz den Bahngästen die Wartezeit versüßen sollte.

Begeistert lauschten die Besucher den Worten Dr. Wimmers und der Musik der Instrumente und tauchten nur zu gerne ab in längst vergangene Zeiten.

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