Neue SchutzverordnungMehr Freiheiten dank der 3G-Regeln

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Für gute Stimmung beim Wipperfürther Musiksommer sorgte der Musiker Brad Marr aus Australien.

Für gute Stimmung beim Wipperfürther Musiksommer sorgte der Musiker Brad Marr aus Australien.

Wipperfürth – Einen Tag nach Inkrafttreten der neuen Corona-Schutzverordnung erlebt die Hansestadt eine Musiksommer-Auflage mit voll besetzten Zuschauerplätzen in den Biergärten. Die Menschen sind von dem Wunsch getrieben, bei warmen Temperaturen noch ein Stück vom bergischen Sommer aufzusaugen. Auf den ersten Blick weist am Samstagabend nichts darauf hin, dass nun das neue NRW-Regelwerk mit dem Spitznamen „3G-Regel“ gilt. Im Prinzip gibt es nur neue Hinweisschilder, die allerdings alle Gastronomen an ihren Eingangstüren befestigt haben.

Bei einer Inzidenz über 35 – wie sie aktuell das Land NRW insgesamt und der Kreis erst recht überschreiten – müssen die Gäste im Außenbereich der Kneipen keine besonderen Voraussetzungen erfüllen. Es muss kein Nachweis über eine Impfung oder Genesung mitgebracht werden und es braucht auch keine aktuelle Testbescheinigung. Sogar die Registrierungspflicht ist entfallen.

Strenge Regeln gelten für den Innenraum

Weit strengere Bestimmungen gelten für jene, die ihr Kölsch im Gastraum leeren möchten. Hier ist die Eintrittskarte an den Status geimpft, genesen oder aktuell negativ getestet geknüpft. Geimpften und genesenen Menschen sollen alle Angebote wieder offenstehen – diese Aussage hat die Landesregierung zum Grundsatz der neuen Verordnung erhoben, an dem sich künftig alles orientieren solle.

„Brauhaus“-Inhaber Marco Schlierenkamp spricht von „guten Regeln für den Gast und den Wirt“. Zuletzt habe er eine steigende Müdigkeit der Besucher bei der Selbst-Information erlebt. „Die Vorschriften für die Gastronomie änderten sich ja spätestens alle drei Wochen wieder – dieses Hin und Her sollte jetzt vorbei sein“, erwartet Schlierenkamp, der darüber hinaus in Richtung Winter mit der „2G-Regel“ rechnet. Nicht-Geimpfte dürften dann nämlich ohnehin schwerer an Tests kommen als bislang.

„Niemand möchte, dass unsere Mitarbeiter zu Spreadern werden“

Draußen auf dem Marktplatz wirbelt der Australier Brad Marr gerade über das Grauwacke-Pflaster und macht klar, warum er bei seinem dritten Auftritt in Wipperfürth inzwischen auf eine imposante Fan-Gemeinde blicken kann. Zwischen Cover-Songs von Bon Jovi und Eagle-Eye Cherry nimmt der sympathische Musiker Wünsche aus dem Publikum entgegen. Als der Marktplatz nach AC/DC ruft, dreht Marr mit „Thunderstruck“ erst richtig auf und beweist, dass er dem Original in Nichts nachsteht – und zwar weder dem Kreischgesang von Brian Johnson noch den Gitarrenkünsten von Angus Young.

Geimpft, getestet oder genesen

Die neue Corona-Schutzverordnung trat in NRW am Freitag in Kraft. Die 3G-Regel gilt ab einer Inzidenz von 35 oder mehr. Geimpften, genesenen und getesteten Menschen stehen damit auch bei höheren Ansteckungszahlen viele Angebote des gesellschaftlichen Lebens offen. Dazu gehören Besuche in der Innengastronomie, Hotelübernachtungen, Friseurbesuche oder Sport in Hallen. Bestehen bleibt die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen sowie im Handel und in Innenräumen.

Nicht-Geimpfte müssen weiter Corona-Tests vorlegen, wenn sie am gesellschaftlichen Leben teilnehmen möchten. In Clubs und Diskotheken, bei Tanzveranstaltungen und bei privaten Feiern muss ein PCR-Test vorgelegt werden. (dpa)

Auf der anderen Seite des gemeinsamen Biergartens der Wirte am Markt herrscht inzwischen Hochkonjunktur an Bierwagen und Würstchenstand. Turnusmäßig sind heute der Platz 16 und das Hansecafé für den Service verantwortlich. Für den Gang zur Nachschubstelle müssen die Gäste die Maske überziehen – umgekehrt tragen auch die Kellner einen Mund-Nasenschutz, wenn sie an die Tische treten. Das gesamte Personal ist obendrein vor der Schicht getestet worden. „Niemand möchte, dass unsere Mitarbeiter zu Spreadern werden“, erklärt Platz-Wirt Uwe Sünger.

3G ist noch nicht auf dem Prüfstand, das ändert sich jedoch im Herbst

Heidi Falenbach ist mit der ganzen Familie aus Kierspe zum Musiksommer gekommen. Sie habe sich lange nach „dem Stück Normalität gesehnt, dass dieser Musiksommer uns bietet“. Dass sie die Maske aufsetzen muss, wenn sie zur Toilette geht oder frische Getränke ordert – für die 46-Jährige kein Problem, sondern ein „kleines Übel, mit dem wir gut klarkommen“.

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Die neue „3G-Regel“ kommt am Samstag noch nicht ernsthaft auf den Prüfstand – was vor allem daran liegt, dass so gut wie niemand den sommerlichen Samstagabend im Inneren der Kneipen verbringen mag. Doch mit dem Herbst, da sind sich Gäste, Wirte und Servicekräfte einig, wird ihre Zeit kommen.

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