Neues Buch vorgestelltEin Blick in die Zeit des Nationalsozialismus in Oberberg

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Das neue Buch stellten (v.l.) Autor Michael Kamp, Christian Bürgin von der Stadtbücherei und Katja Kuhlmann vom LVR-Freilichtmuseum Lindlar sowie Autor Frederik Grundmeier vor.

Das neue Buch stellten (v.l.) Autor Michael Kamp, Christian Bürgin von der Stadtbücherei und Katja Kuhlmann vom LVR-Freilichtmuseum Lindlar sowie Autor Frederik Grundmeier vor.

Gummersbach – „Indoktrination – Unterwerfung – Verfolgung“, lautet der Titel des 360 Seiten starken Bandes, in dem 28 Autoren verschiedene Aspekte des Nationalsozialismus im Oberbergischen, Rheinisch-Bergischen und Rhein-Sieg-Kreis beleuchten. Bei einer Buchpräsentation am Donnerstagabend in der Gummersbacher Bücherei schilderte Katja Kuhlmann, Volontärin im Freilichtmuseum Lindlar, den gut einjährigen Entstehungsprozess des Buches von der Idee in 2020 bis zum Druck im Dezember letzten Jahres.

Michael Kamp, Leiter des Museums, schilderte, dass die Inspiration dazu nach dem Angebot einer Baracke des Reichsarbeitsdienstes aus Siegen entstanden sei, die zukünftig in der neuen Baugruppe am Forsthaus wieder aufgebaut werden soll. Er kündigte an, gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Frederik Grundmeier als Mitherausgeber in zwei Vorträgen über das Buch hinausgehende Seiten des Nationalsozialismus zu fokussieren.

„Weißer Fleck“ auf Oberbergischer Karte

Einen „weißen Fleck“ zeigte Grundmeier auf einer Karte des Oberbergischen um das Jahr 1800. Erst ab 1820 seien Synagogen in der Region errichtet worden und jüdische Mitbürger hätten sich hier eingelebt. Doch schon rund 100 Jahre später habe nach dem Erlass des Ermächtigungsgesetzes 1933 die Diskreditierung der Juden begonnen.

Mit beeindruckenden Tonkonserven von Nachrichten und Erinnerungen führte er die rund 15 Zuhörer in die damalige Zeit: „Kauft Deutsche Ware nur in Deutschen Geschäften“ – wer sich nicht daran halte, werde fotografiert. In einem Vortrag beschrieb er die fortschreitende Ausgrenzung bis zur Vertreibung und Vernichtung.

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Kamp beschrieb die „Gehirnwäsche“, von der vor allem die Jahrgänge 1920 bis 1935 in Schule, Jugendorganisationen und auch Kirchen betroffen gewesen seien. Durch eine Indoktrination in allen Lebensbereichen seien Kinder und Jugendliche der NS-Propaganda ausgeliefert gewesen. Schon in Schulbüchern seien Vergleiche der Kosten zwischen einer das Volk belastenden Klinik und einer Arbeitersiedlung für „gesunde Deutsche“ gezogen worden. In einer Diskussion kommentierte das Publikum die Folgen dieser Beeinflussung, widmete sich auch den Ursachen der Aussage „Davon habe ich nichts gewusst.“

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