Muss eine Pflichtfeuerwehr her?Nümbrecht braucht mehr Einsatz bei den Rettungskräften

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Beim Brandeinsatz in Nümbrecht-Berkenroth vor zwei Wochen hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun.

Beim Brandeinsatz in Nümbrecht-Berkenroth vor zwei Wochen hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun.

Nümbrecht – Das Gewinnen Dutzender neuer Einsatzkräfte gehört laut Fortschreibung des Nümbrechter Brandschutzbedarfsplanes zu den vordringlichsten Aufgaben, die im Sinne des Brandschutzes zu erledigen sind. Demnach ist die Verfügbarkeit von Einsatzkräften in Nümbrecht besonders tagsüber unzureichend. Sollte die Anzahl der Einsatzkräfte weiter sinken bzw. der Erreichungsgrad nicht steigen, müsse gar die Einführung einer Pflicht- oder einer hauptamtlichen Feuerwehr geprüft werden.

Die Gründe für die Lage sind vielfältig und bei vielen Feuerwehren im ländlichen Raum bekannt. So pendeln viele Feuerwehrangehörige zu ihrem Arbeitsplatz nach außerhalb, Arbeitsprozesse erlauben eine unerwartete Abwesenheit nicht oder ihre Verfügbarkeit ist – etwa bei Landwirten – stark saisonabhängig. Zugleich hat sich das Freizeitverhalten geändert.

Weitere Ansätze in Fortschreibung

Was also tun? Neben der personellen Verstärkung – die Gemeinde Nümbrecht stellt 25 000 Euro für eine Werbekampagne bereit – gibt es in der aktuellen Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans, den der Gemeinderat am heutigen Donnerstag beschließen soll, weitere Ansätze. Darunter ist auch der Vorschlag, die Ehrenamtler zu entlasten, indem bei der Gemeinde angesiedelte Kräfte bei Verwaltungs- und Wartungsaufgaben helfen. Für Bürgermeister Hilko Redenius ein gangbarer Weg: Er möchte dem Rat für die nächste Haushaltsperiode vorschlagen, eine entsprechende Stelle zu schaffen, die die Feuerwehr bei der technischen Gerätepflege unterstützt, sagte er auf Nachfrage.

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Die Verfasser der Fortschreibung schlagen auch ungewöhnliche Wege vor, etwa das Anbieten kostenloser Co-Working-Arbeitsplätze für Feuerwehrangehörige in den Feuerwehrgerätehäusern, die dort statt im Homeoffice ihrer Erwerbsarbeit nachgehen können. Und: Es solle mit Unternehmen im Einzugsgebiet, die viele Feuerwehrangehörige, teils auch aus anderen Gemeinden, beschäftigen, kooperiert werden – auch mit anderen Gemeinden. „Daher sollten die Gespräche vor allem mit der Stadt Wiehl sowie den Unternehmen Kampf und Sarstedt zwingend fortgeführt werden und weitere Unternehmen angesprochen werden“, heißt es in der 127-seitigen Fortschreibung.

Anschaffung einer eigenen Drehleiter?

Generell gelte es, das Ehrenamt attraktiver zu machen, findet der Bürgermeister. Für die Feuerwehr bedeute das, ihr die bestmöglichen Werkzeuge an die Hand zu geben. Dazu gehört seines Erachtens auch die Anschaffung einer eigenen Drehleiter für die Nümbrechter Wehr. „Das werde ich dem Gemeinderat vorschlagen, denn von der Notwendigkeit bin ich absolut überzeugt“, sagt Redenius mit Verweis auf den Großbrand am Erlenweg vor zwei Jahren, als die Nümbrechter Wehr Unterstützung der Drehleitern aus Wiehl und Waldbröl bekam.

Auch die Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplanes legt nahe, dass die Anschaffung eines eigenen „Hubrettungsgerätes“ – also zum Beispiel einer Drehleiter – Not tun könnte. Denn feuerrot als Priorität 1 hinterlegt ist nicht nur die Aufgabe, personell aufzurüsten, sondern auch eine Überprüfung bis spätestens Mitte 2023, welche Gebäude nicht durch die vorhandenen Leitern (vierteilige Steck- oder dreiteilige Schiebeleitern) von Rettern angeleitert werden können. Die neu entstehende Feuerwache an der Gouvieuxstraße soll bereits mit einem Stellplatz für eine Drehleiter ausgestattet werden, so Redenius. Als weitere Investitionen in die Feuerwehr nennt er u.a. ein neues Einsatzfahrzeug für die Löschgruppe Bierenbachtal (300 000 Euro) und neue Schutzkleidung (285 000 Euro).

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Redenius nutzte die Gelegenheit, sich bei der Wehr zu bedanken. „Wir wissen, was wir an Ihnen haben, wir schätzen Sie sehr und wissen, welchen Einsatz sie leisten“, sagte er in Richtung Leiter der Feuerwehr, Gemeindebrandinspektor Udo Müller. Die Fortschreibung wurde vom Studiengang Rettungsingenieurwesen der TH Köln unter umfassender Beteiligung von Feuerwehr und Politik erstellt.

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