Franz BellinghausenDas hat der neue Vorsitzende der Kreisbauernschaft geplant

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Großen Respekt zollt Franz Bellinghausen seinem Vorgänger im Amt des Chefs der Kreisbauernschaft, Helmut Dresbach.

Großen Respekt zollt Franz Bellinghausen seinem Vorgänger im Amt des Chefs der Kreisbauernschaft, Helmut Dresbach.

Haus Ley – Wenn die Corona-Krise etwas Gutes haben könnte, dann vielleicht, dass die Oberberger Lebensmittel aus Familienbetrieben in der Nachbarschaft mehr zu schätzen lernen, überlegt Franz Bellinghausen, und er ergänzt: „Und dass sie dann auch bereit sind, vernünftige und gerechte Preise dafür bezahlen, sodass ein Familienbetrieb davon leben und die Rechnungen begleichen kann.“

Der 54 Jahre alte Landwirt lebt auf Haus Ley in Engelskirchen, seit zwölf Jahren hat er das Amt des Ortslandwirts inne und jüngst ist Bellinghausen zum Vorsitzenden der Kreisbauernschaft Oberberg gewählt worden. Er weiß, dass ihm sein Vorgänger, der heute 71 Jahre alte Helmut Dresbach aus Waldbröl-Thierseifen, große Fußstapfen hinterlassen hat. „Ob ich diese füllen kann, wird die Zeit zeigen“, sagt Bellinghausen, der mit großem Respekt von Dresbachs Arbeit spricht und diese fortsetzen will.

„Auch wenn zum Beispiel das Thema Düngeverordnung eigentlich erledigt ist, so müssen wir es noch nicht ganz abhaken: Vielleicht können wir Landwirte wenigstens sinnvolle Milderungen für uns erreichen.“

Franz Bellinghausens Vater ist Landwirtschaftsmeister

Franz Bellinghausen selbst ist Landwirt in vierter Generation, seine Töchter Anna (21) und Katharina (24) sind ihm bereits gefolgt und haben dieselbe Ausbildung absolviert. Vater Franz ist zudem Landwirtschaftsmeister und es freut ihn, dass die Arbeit auf dem Gelände der früheren Wasserburg Haus Ley weitergeht. „Auch wenn ich versucht habe, meinen Töchtern diesen Beruf auszureden“, bekennt Bellinghausen, der mit Ehefrau Ursula 130 Hektar beackert.

Familienbetrieb auf Haus Ley: (v.l.) Anna, Franz, Ursula und Katharina Bellinghausen.

Familienbetrieb auf Haus Ley: (v.l.) Anna, Franz, Ursula und Katharina Bellinghausen.

Das Ehepaar hütet 130 Milchkühe und deren Nachwuchs, auf 13 Hektar baut Bellinghausen Futtermais für die Tiere an. „Meine Urgroßeltern kamen als Pächter auf dieses Gehöft, 1932 konnte die Familie Haus Ley kaufen.“ Wann die alte Wehranlage errichtet wurde, wisse man nicht so genau. „Aber im Keller haben wir eine Inschrift gefunden: Diese verweist auf das Jahr 1589.“

Er sei Landwirt mit Leib und Seele, verrät Bellinghausen. Die Vielfalt, die Arbeit mit Tieren und ebenso mit Maschinen, die Technik und nicht zuletzt die große Selbstständigkeit schätze er an seinem Beruf sehr. „Und auch, dass ich jeden Tag draußen in der Natur sein darf.“ Haus Ley liegt unterhalb der Ortschaft Bellingroth. Wer Bellinghausens Weiden erreichen viel, braucht mächtig Puste, wird aber mit weiten Ausblicken ins Oberbergische prompt belohnt.

Bellinghausen fürchtet um die Vielfalt der Landschaft

Dass dort der Wolf wieder heimisch wird, das gefällt dem neuen Chef der Kreisbauernschaft nicht unbedingt. Zwar würde er das Wildtier niemals zum Abschuss freigeben. „Doch sollte sich im Oberbergischen ein Rudel niederlassen, so sollten die Zahl und die Vermehrung der Tiere beobachtet und auch kontrolliert werden“, führt Bellinghausen aus. „Ein Rudel werden wir sicher bald bekommen.“

Würde es keine Kontrolle geben, so fürchte er um die Vielfalt der Landschaft: Seine Kollegen könnten die Pflege kleinerer Wiesen und Weiden aufgeben, wenn ihre Tiere dort gerissen würden, überlegt der Engelskirchener. „Denn wir können nicht jede Fläche schützen. Also wäre diese aufzugeben eine Möglichkeit, dann aber drohen diesen Flächen die Verbuschung oder Verwaldung.“ Und damit ginge der Natur vieles verloren, sagt Bellinghausen, der für seine neue Aufgabe auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit mit der Biologischen Station, dem Oberbergischen Kreis und Oberbergs Kommunen bauen möchte.

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Er und seine Töchter hoffen, dass die Corona-Krise keine Schulabgänger nun veranlasst, den Berufswunsch Landwirt aufzugeben. „Jetzt sind Gaststätten, Kantinen und Mensen geschlossen und die Menschen spüren, dass ein Kotelett nicht vom Himmel fällt“, schildert Franz Bellinghausen. Und seine Tochter Katharina findet, dass faire Preise für regionale Lebensmittel jungen Leuten ein Ansporn für den Einstieg in diesen Beruf sein können. „Und sie sind auch die Wertschätzung dafür, dass wir selbst sonntags und an Feiertagen um fünf in der Frühe aufstehen.“

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