Oberberg geht SonderwegSchleppender Anlauf für Test-Shopping

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Einlass nur mit Test-Nachweis: Elke Geldmacher von der Mayerschen fragte jeden Kunden nach der Shopping-Lizenz – doch bis zur Mittagszeit hatte die niemand. Hierhin und zu vielen anderen Geschäften kamen die Kunden nur, um Bestelltes an der Tür abzuholen.

Einlass nur mit Test-Nachweis: Elke Geldmacher von der Mayerschen fragte jeden Kunden nach der Shopping-Lizenz – doch bis zur Mittagszeit hatte die niemand. Hierhin und zu vielen anderen Geschäften kamen die Kunden nur, um Bestelltes an der Tür abzuholen.

Oberberg – Eine Lizenz zum Shoppen braucht Ismail Iman zwar nicht, aber eine für ihren Termin im Nagelstudio. Am Montag hat sich die 37-Jährige aus Lindlar in der Menschenschlange vor dem Testzentrum im Restaurant des Gummersbacher Kinos eingereiht, um sich noch schnell einen hoffentlich negativen Virus-Nachweis zu holen. Der ist seit Wochenbeginn Voraussetzung, um viele Geschäfte betreten zu können – auch Nagelstudios.

Sonderweg für den Kreis

Denn während andere Kreise und Städte mit hoher Inzidenz die Corona-Notbremse gezogen haben und viele Geschäfte wieder für den Kundenverkehr schließen mussten, geht Oberberg einen Sonderweg: Der Kreis macht von der Option Gebrauch, dass Kunden mit einem tagesaktuellen negativen Test weiterhin shoppen gehen können.

Damit ist es etwa Buchhandlungen, Reisebüros und Modegeschäften erlaubt, nach wie vor Kunden einzulassen. Ausgenommen von der Schnelltest-Beschränkung sind Lebensmittelläden, Drogerien und andere Geschäfte, die den täglichen Bedarf decken und eh öffnen dürfen. Auch bei Friseuren braucht’s den Test nicht.

Wocheninzidenz steigt leicht

Dass Mutanten zu den derzeit hohen Fallzahlen führen, ist klar. Wie viele der aktuellen Fälle auf Virusvariationen zurückgehen, hat der Kreis aber am Montag nicht mitgeteilt. Künftig würden die Mutationszahlen nur noch einmal pro Woche, voraussichtlich mittwochs, veröffentlicht. Darauf hätten sich die Kreise im Rheinland geeinigt, der besseren Vergleichbarkeit wegen.

Bis Montag (0 Uhr) stieg die Wocheninzidenz leicht auf einen Wert von 159,5.Es wurden 16 weitere Betroffene erfasst, zugleich galten 82 zuvor positiv Getestete als genesen. 470 Menschen galten als infiziert, das sind acht weniger als am Montag der Vorwoche. Von den 49 Infizierten im Krankenhaus werden sieben beatmet. (ag)

Allerdings schien sich die neue Regelung bis Montag noch nicht überall herumgesprochen zu haben. Zumindest herrschte in der Einkaufsstadt Gummersbach deutlich weniger Andrang als noch in den beiden Vorwochen, als Geschäfte ihre Kunden ohne Schnelltest-Nachweis einlassen durften. „Vielleicht denken die Leute, dass auch bei uns in Oberberg die Läden wieder geschlossen haben?“, vermutete die Verkäuferin eines Damenmodeladens an der Kaiserstraße, die bis zur Mittagsstunde noch keine einzige Kundin im Geschäft begrüßen konnte.

Schleppender Anlauf

Auch im „Modewerk Andrea Jahn“ wartete Filialleiterin Gunda Herold noch auf die erste Einkäuferin mit Corona-Test. „Wir müssen jetzt schauen, ob die Möglichkeit angenommen wird“, sagte Herold: „Vielleicht wissen viele auch noch nicht, dass für den Einkauf ein Selbsttest nicht ausreicht, sondern es einen Nachweis von einem der offiziellen Testzentren braucht.“ Deren Zahl war bis zum Wochenende auf mehr als 100 angewachsen, wie der Kreis berichtete. Bei der Mayerschen Buchhandlung hatte Filialleiterin Elke Geldmacher schon damit gerechnet, dass die Einkaufswoche unter neuen Bedingungen schleppend anlaufen würde. Auch sie hatte noch keinen Kunden mit Testergebnis.

Im Forum waren zwei Mitarbeiter des Ordnungsamtes unterwegs und erkundigten sich in den Geschäften nach den Hygienekonzepten. „Alles wunderbar“, zog eine Mitarbeiterin Zwischenbilanz: „Wir haben keine Verstöße festgestellt.“ Ohnehin warteten die meisten Verkäufer dort auf Kunden. Saturn-Chef Thomas Löwe hatte bis zur Mittagszeit schon mehr als 20 Menschen abweisen müssen, die seinen Elektronikmarkt betreten wollten – ohne Test-Nachweis. Nur acht konnte er reinlassen.

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