Kein MusterPolizeiexperte nimmt Stellung zu hoher Zahl an tödlichen Unfällen in Oberberg

Lesezeit 3 Minuten
Ein Großaufgebot an Rettungskräften ist nach einem tödlichen Verkehrsunfall in er der Nacht auf der Gummersbacher Westtangente im Einsatz.

Bei diesem Unfall auf der Westtangente wurden im Oktober zwei Fahrzeuginsassen tödlich und sechs weitere schwer verletzt.

Im Oberbergischen Kreis sind im vergangenen Jahr 16 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen, das sind doppelt so viele wie im Vorjahr.

16 Menschen sind bei Unfällen auf Oberbergs Straßen im vorigen Jahr ums Leben gekommen. Das ist eine Verdopplung im Vergleich zum Jahr 2022. Die Zahl der Schwerverletzten sank dagegen auf 871 und damit auf die zweitniedrigste Zahl seit Bestehen des Kreises. Nur im Corona-Jahr 2021 gab es weniger Schwerverletzte. Doch wie kommt es zu einer solch hohen Zahl von tödlich Verletzten? Gibt es ein Muster bei den Unfällen, lag es an überhöhter Geschwindigkeit, den Wetter- oder den Straßenverhältnissen? Oder gibt es andere Erkenntnisse?

Zuständig für Unfälle, ihre Erfassung, die Analyse und die Prävention ist bei der Polizei Oberberg die Direktion Verkehr. Und der Erste Polizeihauptkommissar Michael Greb ist ihr Chef. Die 16 Verkehrstoten sind für ihn 16 zu viel. Aber eine konkrete Ursache, warum es 2023 so viele Verkehrstote bei insgesamt deutlich weniger Unfällen mit Schwerverletzten gab, hat die Polizei bei ihren Analysen der Unfälle nicht ausmachen können.

Auffällig, dass es in Oberberg einige Unfälle mit mehreren Toten gab

Auffällig war, dass es einige Unfälle mit mehreren Toten gab. Dazu zählt der Unfall am 12. Dezember in Reichshof-Schemmerhausen auf der Landesstraße 148, bei dem drei Menschen starben. Wie es zu diesem Unfall kam, wird wohl nicht mehr geklärt werden. Die Ärzte vor Ort hätten keine Hinweise auf einen internistischen Notfall des Fahrers gesehen, eine Obduktion habe es nicht gegeben. Die müsse von der Staatsanwaltschaft angeordnet werden, wenn es sich um eine Straftat handeln oder eine überlebendes Opfer Schadensansprüche haben könnte.

Porträt von Michael Greb, Leiter Verkehrsdirektion der Kreispolizei.

Michael Greb, Leiter Verkehrsdirektion der Kreispolizei.

Für die polizeiliche Arbeit, insbesondere die Prävention, sei es natürlich wünschenswert, die Unfallursachen zu kennen, für die betroffenen Angehörigen meistens auch, sagt Greb.

Die häufigen Unfallursachen wie überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit, Drogen, Alkohol oder die Missachtung von Vorfahrtsregelungen könnten bei den tödlichen Unfällen im Jahr 2023 ausgeschlossen werden. „Es waren atypische Unfälle für Oberberg“, sagt der Direktionsleiter. Die meisten Unfälle hätten sich nicht, wie es sonst meist der Fall sei, auf Landstraßen ereignet. Glücklicherweise habe es auch keinen tödlichen Motorradunfall gegeben. Das sei erfreulich, ob das ein neuer Trend oder nur eine Ausnahme, werde sich erst langfristig zeigen.

Seit 1975 werden die Unfallzahlen im Oberbergischen Kreis erfasst. Und der Trend ist eindeutig, die Zahlen gehen stetig nach unten. Wurden 1976 noch 68 Verkehrstote und 1749 Schwerverletzte registriert, waren es nach dem vorläufigen Ergebnis für 2023 noch 16 Tote und 871 Verletzte. Auffällig ist aber, dass es wie im Vorjahr wieder einen sprunghaften Anstieg bei der Zahl der tödlichen verunglückten Verkehrsteilnehmer gab. So stieg die Zahl von 7 (im Jahr 2018) auf 14 (2019) und von 7 (2020) auf 13 (2021).

Eine Unfallursache tritt immer stärker in den Fokus, berichtet Greb: Die Ablenkung durch digitale Geräte wie Handy, Tablet oder auch das Navigationsgerät. Oft lässt sich nur vermuten, dass die Bedienung der digitalen Geräte Unfallursache war.


Black Box

Einen besseren Aufschluss über die Unfallursachen soll die Black Box (Event Data Recorder) ermöglichen, die ab Juli 2024 bei Neuwagen Pflicht ist. Sie zeichnet etwa Geschwindigkeit, Bremsstatus, Lenkwinkel, ABS oder Stabilitätskontrolle auf. Bei einem Unfall werden die Veränderungen der Geschwindigkeit in Längs- und Querrichtung festgehalten.

KStA abonnieren