Beschlossene SacheMüllentsorgung in Oberberg wird nicht teurer

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Ein Berg an ausgedientem Hausrat, wie Waschmaschiene, Kühlschrank, Schränke und Matratzen liegen am Wegrand.

Die Menge des ausgedienten Hausrats (hier in Drabenderhöhe) hat nach dem Entrümpelungsboom 2021 wieder etwas abgenommen. Ein neues Sofa muss man sich auch leisten können.

Für die Bürgerinnen und Bürger im Oberbergischen gibt es eine gute Nachricht. Zumindest die Kosten für die Müllentsorgung werden im kommenden Jahr nicht, beziehungsweise minimal in die Höhe gehen. 

Immerhin: Die Müllentsorgung wird nicht auch noch teurer. Die Verbandsversammlungen des Abfallsammel- und -transportverbands Oberberg (Asto) und des Bergischen Abfallwirtschaftsverbands (Bav) haben beschlossen, die Gebühren im kommenden Jahr nicht (Asto) oder nur minimal (Bav) zu erhöhen. Hilfreich waren bei der Kalkulation die deutlich höheren Einnahmen für Papiermüll aus dem Dualen System, berichtete Asto-Geschäftsführer Burkhard Rösner am Montag bei der Verbandsversammlung, in der die meisten oberbergischen Kommunen vertreten sind.

Mehr Geld für Pappe

Durch den boomenden Onlinehandel ist der Anteil der Pappverpackungen am Papiermüll deutlich gestiegen. Nach langwierigen Verhandlungen mit Vertretern des Dualen Systems zahlen die Hersteller dieser Verpackungen jetzt einen entsprechend höheren Beitrag zur Entsorgung. Statt 484.000 Euro bekommen die Müllentsorger 794.000 Euro und konnten damit die höheren Treibstoffkosten, die ihnen die Abfuhrunternehmen in Rechnung stellen, weitgehend kompensieren.

Der Asto will das übrige Defizit mit der Rücklage ausgleichen. Im Corona-Jahr 2021 seien Menge und Entsorgungskosten von Sperrmüll und Elektroschrott sprunghaft angestiegen, weil viele Leute nun Muße hatten, Keller und Dachboden zu entrümpeln, sagt Asto-Chef Burkhard Rösner. Im laufenden Jahr habe sich das radikal geändert – offenbar, weil es den Leuten an Geld fehle, sich neue Möbel und Fernseher anzuschaffen: „Der Sperrmüll ist ein Wohlstandsindikator.“

Wertstoffhof als Alternative

Wer nicht warten möchte, bis der Sperrmüll abgeholt wird, hat mit dem neuen Wertstoffhof nun auch in Bergneustadt eine Möglichkeit, ihn selbst abzuliefern. Für die Bewohner der Bav-Kommune Reichshof ist der Service dort kostenlos, die Bergneustädter selbst müssen dafür bezahlen. 420.000 Euro müsste der Asto aufbringen, um allen seinen Mitgliedskommunen kostenlose Wertstoffhöfe zu bieten.

Rösner sieht Gesetze zur Müllvermeidung mit Skepsis

Davon hält Geschäftsführer Rösner nichts. „Wir haben ein gutes Abfuhrsystem. Es ist fairer, wenn derjenige, der dennoch einen Wertstoffhof in Anspruch nimmt, auch dafür bezahlt.“ Den Hinweis, dass kostenlose Abgabe zu weniger wilder Müllentsorgung führt, lässt Rösner nicht gelten: „Den Leuten, die ihr Zeug in die Landschaft schmeißen, ist es völlig egal, ob es Bringhöfe gibt.“

In diesem Zusammenhang beurteilt der Experte auch die neuen Gesetze zur Müllvermeidung mit Skepsis. Das Bundesgesetz gegen Einwegkunststoff sei ein bürokratischer Moloch: „Und für den Bauhof, der den Abfall von der Straße aufsammelt, spielt es keine Rolle, ob er aus Plastik oder Bambus ist.“

Was als Sperrmüll abgefahren wird, sei nicht mehr brauchbar

Dass das Land NRW den Müllentsorgern die sogenannte Vorbereitung zur Wiederverwertung aufbürden möchte, sei realitätsfern. Was als Sperrmüll abgefahren wird, sei in der Regel nicht mehr nutzbar, sonst hätte es der Eigentümer im Internet verkauft oder ein Schrottsammler mitgenommen. Selbst in den Sozialkaufhäusern lande viel Hausrat, der nicht vermittelbar ist, weiß Rösner. „Nicht jeder Flachbildschirm, der an der Straße steht, ist kaputt und wäre also wiederverwendbar – aber die Auflösung ist nicht mehr gut genug und es will ihn keiner haben.“

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