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50 JahreWasserwerk Auchel in Reichshof-Brüchermühle feiert runden Geburtstag

4 min
Wasserwerksmeister Mathias Pack zeigt den Filtereinlauf.

Wasserwerksmeister Mathias Pack zeigt den Filtereinlauf.

Das Werk in Brüchermühle, am Fuße der Staumauer der Wiehltalsperre, besteht seit 50 Jahren. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen.

In diesem Jahr feiert das Wasserwerk Auchel am Fuße der Staumauer der Wiehltalsperre sein 50-jähriges Bestehen. Gemeinsam mit dem rund 20 Jahre älteren Wasserwerk Erlinghagen, das sein Rohwasser aus der Genkeltalsperre bezieht, liefert es jährlich rund 25 Millionen Kubikmeter Trinkwasser. Damit versorgt der Aggerverband rund 500.000 Menschen in einem Gebiet von rund 1100 Quadratkilometern.

Bevor jedoch das Wasserwerk Auchel im September 1975 seinen Betrieb aufnehmen konnte, wurde in siebenjähriger Bauzeit die Wiehltalsperre errichtet. Sie wurde 1973 fertiggestellt. Die Kosten beliefen sich damals auf umgerechnet rund 110 Millionen Euro. Diesem Großprojekt mussten elf Dörfer mit rund 450 Einwohnern weichen, heute werden sie als die „versunkenen Dörfer“ bezeichnet. Nur von Auchel ist etwas geblieben – der Name des Wasserwerks.

Vizetalsperrenmeister erläutert, wie das Rohwasser gewonnen wird

Oben auf dem Staudamm und im Entnahmeturm erläutert Vizetalsperrenmeister Alfred Schwarzer, wie das Rohwasser gewonnen wird. Vor dem Turm schwimmt eine automatische Messstation, die zweimal täglich eine Sonde von der Oberfläche bis zum Grund in 50 Metern Tiefe schickt und dabei die Gewässergüte in Meterintervallen ermittelt. Schwarzer betont: „Wir verwenden nur das Wasser aus der Schicht mit den besten Messwerten.“ Die Entnahme steuert er über die Öffnung des passenden Siphons. Insgesamt sechs sind über die Turmhöhe verteilt.

Über zwei 1600 Millimeter dicke Rohre strömt das wertvolle Nass ins Wasserwerk. Dort wird über zwei getrennte Turbinen zunächst Strom erzeugt. Eine Leitung fließt sofort in die Wiehl, die andere führt in die Trinkwasseraufbereitung. Wasserwerksmeister Mathias Pack erklärt, dass das Wasser zu Beginn durch Reaktoren zur Ausflockung von Trübstoffen fließt. Ursprünglich waren es zwei, Anfang der 90er Jahre ist ein Schrägplattenfilter hinzugekommen.

Wasserwerksmeister Mathias Pack zeigt die Pumpenhalle.

Wasserwerksmeister Mathias Pack zeigt die Pumpenhalle.

Anschließend läuft es durch zwei Quarzkiesfilter. Nach dem ersten hat es bereits Trinkwasserqualität. „Danach kommt noch der zweite als Polizeifilter“, schildert Pack schmunzelnd. Der sei zwar nicht unbedingt erforderlich, er verbessere die Wasserwerte jedoch weiter. Axel Blüm vom Vorstandsbüro des Aggerverbands erklärt nicht ohne Stolz: „Unser Trinkwasser ist eines der besten in ganz Deutschland.“

Das wird durch mehr als zehn große Reinwasserpumpen in 45 Hochbehälter gefördert, wovon es über gut 200 Kilometer Fernwasserleitungen zu den rund 20 Versorgungsunternehmen als Abnehmer fließt. Darunter sind auch Altenkirchen, Lüdenscheid und Meinerzhagen. Aufgrund der großen Entfernungen sei eine geringfügige Chlorung unvermeidlich“, erläutert Pack: „Wir möchten, dass das Wasser absolut keimfrei bei unseren Kunden ankommt.“

Damit es eine möglichst geringe Verweilzeit in den Hochbehältern hat, werden diese computergesteuert befüllt: „Wir achten darauf, dass ein kompletter Austausch innerhalb von 24 Stunden erfolgt.“ Größere Rohrbrüche seien aufgrund der intensiven Wartung sehr selten, weiß Blüm. In den letzten Jahren sei ein großer Teil des Rohrnetzes sicherheitshalber mit einer zusätzlichen Innenschicht ausgekleidet worden. Allenfalls ein größerer Feuerwehreinsatz könne zu einem rapiden Absinken des Wasserstands in den Hochbehältern führen. Doch selbst damit käme die Leitstelle im Obergeschoss des Wasserwerks Auchel gut klar und könne schnell ausgleichend reagieren.

Abwassermeister Marco Burbach sitzt in der Leitstelle.

Abwassermeister Marco Burbach in der Leitstelle.

Dort demonstriert Abwassermeister Marco Burbach, wie die Anlagen des Aggerverbands zentral gesteuert werden. Auf drei nebeneinander angeordneten, riesigen Wandtafeln sind sämtliche relevanten Durchflussmengen, Füllstande und Wasserwerte sowohl von den Wasserwerken Auchel und Erlinghagen als auch von dem gesamten Leitungsnetz mit den Hochbehältern ablesbar und auch steuerbar.

Seit Anfang des neuen Jahrtausends hat eine Prozessdatenverarbeitung diese Aufgaben parallel übernommen. Axel Blüm berichtet, dass es Überlegungen gegeben habe, danach die alten Tafeln außer Betrieb zu nehmen, doch das sei auf heftigen Widerstand bei der Belegschaft gestoßen: „Diese komplette Übersicht ist einfach genial.“

Im Besprechungsraum zeigt Mathias Pack an einem Modell, dass das Wasserwerk Auchel ursprünglich doppelt so groß geplant gewesen sei, doch vorerst nur die eine Hälfte von zwei identischen Anlagen realisiert wurde: „In den 70er Jahren lag der tägliche Wasserverbrauch pro Person bei 180 Litern, ein Gutachten hat 250 Liter für die Jahrtausendwende prognostiziert.“

Daher sei eine Aufstockung der maximalen Liefermenge des Wasserwerks von 4000 Kubikmetern am Tag auf das Doppelte vorgesehen gewesen. Tatsächlich habe sich aber die Wasserverbrauchsmentalität der Menschen geändert und auch die „Weiße Ware“ sei sehr viel sparsamer geworden: „Seit einigen Jahren liegt der tägliche Verbrauch bei 125 Litern.“

Anlässlich des Jubiläums hat der Aggerverband interessierte Bürger am kommenden Sonntag zu Sonderführungen durch den Damm und das Wasserwerk eingeladen. Alle Führungen sind jedoch bereits ausgebucht.