Wehrführer schmeißt hinDifferenzen in Reichshof zwischen Feuerwehr und Gemeinde

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt die Geehrten bei der Jahresdienstbesprechung der Feuerwehr Reichshof.

Bei der Jahresdienstbesprechung ehrten Christoph Dick (r.) und Bürgermeister Rüdiger Gennies (mit rotgestreifter Krawatte) langjährige Mitglieder der Feuerwehr.

Paukenschlag bei der Jahresdienstbesprechung der Feuerwehr Reichshof: Wehrführer Christoph Dick schmeißt hin und kritisiert die Verwaltung.

Ein Paukenschlag hat die Jahresdienstbesprechung der Freiwilligen Feuerwehr Reichshof am Sonntagvormittag im Kulturforum der Gesamtschule erschüttert: Christoph Dick, Leiter der Reichshofer Wehr, erklärte seinen sofortigen Rücktritt.

Die Begründung lieferte er erst ganz am Ende der Versammlung nach. Es sei das erste Mal in der Geschichte der Reichshofer Feuerwehr, dass ein Wehrführer sein Amt vorzeitig niederlegt, sagte Dick. Wegen Differenzen zwischen Feuerwehr und Verwaltung sehe er sich aber nicht mehr in der Lage, diese Tätigkeit weiter auszuüben. Wie zu erfahren war, hat es offenbar unter anderem Probleme mit der Unterstellung von Fahrzeugen gegeben, außerdem Schwierigkeiten seitens des Rathauses mit der Installation bereits angeschaffter Geräte. Dick sagte wörtlich: „Die Verwaltung muss sich aus der Komfortzone bewegen.“

Bisheriger Stellvertreter soll neuer Wehrführer werden

Neuer Wehrführer soll sein bisheriger Stellvertreter Sascha Frede werden, unterstützt von seinem Kollegen André Hombach. Das Leitungsteam verstärkt Markus Bechstein als neuer Vizewehrführer. Bislang hat er die Einheit Mittelagger geleitet und wurde am Sonntag aus diesem Amt verabschiedet.

Christoph Dick ist seit 32 Jahren Mitglied der Feuerwehr und hat alle Positionen von der Jugendfeuerwehr an durchlaufen, bis er vor fünf Jahren Wehrführer wurde. Er richtete Kritik auch an die eigenen Reihen, deren Leitungen besser zusammenarbeiten müssten: „Die Feuerwehr muss über ihren eigenen Schatten springen.“

Bürgermeister Gennies betont Unentbehrlichkeit der Feuerwehr

Bürgermeister Rüdiger Gennies hatte in seinem Grußwort Dicks Rücktritt nicht kommentiert. Er betonte die Unentbehrlichkeit der Feuerwehr in den 106 Ortschaften der Gemeinde bei Gefahrenabwehr, Lebensrettung und technischer Hilfe. Dabei sei die ehrenamtliche Tätigkeit   immer anspruchsvoller geworden. Gennies begrüßte die Verbesserung des Katastrophenschutzes mit der Einrichtung mehrerer Anlaufstellen   für die Bürger. Für ihre Arbeit sei die Feuerwehr auf moderne Ausrüstung angewiesen, wofür die Gemeinde von 2023 bis 2026 rund 1,4 Millionen Euro bereitstelle. Gut eine Million jährlich koste der laufende Feuerwehrbetrieb.

Nach einem Beitrag des Musikzuges Bergerhof schilderte Christoph Dick in seinem letzten Jahresbericht, dass die mit 616 Mitgliedern zweitgrößte oberbergische Feuerwehr im vergangenen Jahr 344 Einsätze hatte, darunter etwa 100 Brände und neben einigen Fehlalarmen gut zweihundertmal technische Hilfe. Gemeindejugendfeuerwehrwart Maik Bourbones freute sich über den ersten Platz einer Gruppe beim Ablegen der Leistungsspange und das engagierte Interesse der 143 Mitglieder in der Kinder- und Jugendfeuerwehr: „Das sind unsere Aktiven von morgen.“

Für langjährigen Dienst im Ehrenamt erhielten folgende Kameraden das Feuerwehrehrenzeichen: Sven Baumann, Axel Becher, Andre Hombach, Thomas Hombach, Gregor Knaupe, Georg Neumann, Oliver Rau und Rüdiger Schöler (35 Jahre, Gold); Jens Aßmann, Bastian Hammer, Florian Hammer, Martin Hammer und Fabian Hardenbicker (25 Jahre, Silber).

Für langjährige Mitgliedschaft wurden außerdem ausgezeichnet: Egon Braun und Fritz Mühlenschläder (für 70 Jahre); Karl-Josef Fassbender, Volker Hammer, Luger Hardenbicker, Wolfgang Jaques und Rudi Merzhäuser (50 Jahre); Thomas Augustat, Horst Bochinsky, Thomas Heckener und Roger Rentschler (40 Jahre); Yves Chomse, Marius Junge, Nicolas Köster, Heiko Krämer, Sam Kubeneck, Nils Möschter, Max Oeler, Max Seidel, Sascha Spaniel, Rafael Szerementa, Manuel Woggon und Lukas Zittlau (10 Jahre).

KStA abonnieren