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Firmenfeier endet in ZelleAmtsgericht Waldbröl verurteilt Azubi nach Fausthieb

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Das Amtsgerichtsgebäude in Waldbröl.

Das Waldbröler Amtsgericht wird der Angeklagte aus Reichshof bald noch einmal von innen sehen.

Eine wilde Weihnachtsfeier war jetzt Thema am Waldbröler Amtsgericht. Das verurteilte einen Azubi wegen Körperverletzung.

Mit einem Fausthieb ins Gesicht, einer gebrochenen Nase und einer Nacht im Gewahrsam der belgischen Polizei endete am 2. Dezember vergangenen Jahres die Weihnachtsfeier eines oberbergischen Unternehmens in der Nähe von Gent, die den Ausführungen von Beteiligten zufolge zuvor bereits in ein Gelage eskaliert war.

Erst als ich aufwachte, war mir klar, dass ich in einer Zelle war.
Der Beschuldigte vor Gericht

1500 Euro muss jetzt zudem ein heute 22 Jahre alter Auszubildender aus Reichshof berappen, der während einer späteren Taxifahrt nach Ansicht des Waldbröler Schöffengerichts gezielt zugeschlagen hatte. Körperverletzung, so lautete der Schuldspruch des Vorsitzenden Richters Carsten Becker. Adressat jenes Hiebs war ausgerechnet ein heute 19 Jahre alter Kollege aus Eckenhagen, der den Angeklagten davon abhalten wollte, auf den Taxifahrer loszugehen. Kurz zuvor hatte sich der 19-Jährige die einst schiefe Nase richten lassen, nun musste er erneut unters Messer. Die Polizei rückte an, nahm den 22-Jährigen mit. „Erst als ich aufwachte, war mir klar, dass ich in einer Zelle war“, schilderte dieser.

Insgesamt ist der Verurteilte allerdings bald um 4500 Euro ärmer, hat er dem jüngeren Kollegen doch bereits 3000 Euro überwiesen und bei einem versöhnlichen Gespräch auch ein Wiedergutmachungsformular unterschrieben, solche Dokumente findet man heute im Internet. „Damit war die Sache für mich eigentlich erledigt“, erklärte der Geschädigte jetzt dem Schöffengericht – und zog danach seine Anzeige zurück.

Mittlerweile verzichtet der 22-Jährige auf Alkohol

Dieses stellte ein zweites Verfahren gegen den 22-Jährigen ein: Gegen 5.30 Uhr am Morgen des 13. November 2021 soll er auf dem Gelände einer Tankstelle in Gummersbach-Niederseßmar aus Wut eine kleine (und wohl leere) Flasche eines Kräuterlikörs geworfen und damit einen heute 23-Jährigen aus Gummersbach am Kopf getroffen haben. Dieser sprach von einer blutenden Platzwunde.

Weil aber die Erinnerungen der geladenen Zeuginnen und Zeugen entweder vernebelt oder gar nicht mehr vorhanden waren, sprach sich die Staatsanwaltschaft für die Einstellung des Verfahrens aus. Vor Gericht reichten sich die Männer die Hand und der Beschuldigte erklärte sein Bedauern. Dass er etwas geworfen hatte, räumte der Reichshofer indes ein. Er berichtete zudem von seinem Lebenswandel nach erfolgreicher Therapie, seither habe er Alkohol nicht mehr angerührt. „Das war bei der Weihnachtsfeier anders“, sagte er. „Wir waren in einem Hotel, das hatte zwei Bars – es gab unten Alkohol und oben auch.“ Für alles habe der Chef gezahlt. Und obwohl er von Kollegen als „abgeschossen“ bezeichnet wurde, habe er sich einer Gruppe angeschlossen, die im Stadtzentrum weitertrinken wollte und ein Taxi rief. Unterwegs kam es zum Streit.

Mit dem Arbeitgeber sei alles geklärt und aus der Welt geschafft, berichtete der Angeklagte. Die Ausbildung laufe gut. „Ich bin glücklich und will auf dem Weg bleiben, den ich in eingeschlagen habe“, sagte der 22-Jährige. Er wird sich wohl einem Anti-Aggressionstraining stellen müssen.

Denn, so wurde vor Gericht klar, der Reichshofer soll zum Ausrasten neigen, hat er getrunken. Weitere Auflagen machte Richter Becker dem Mann vorerst nicht: Im kommenden Sommer muss er sich in Waldbröl erneut für eine Körperverletzung verantworten. Und dann soll auch über weitere Konsequenzen entschieden werden.

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