JugendarbeitChristian Büscher ist neuer Streetworker für Oberbergs Süden

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Ein junger Mann steht vor einem Transporter.

Mobiler Jugendtreff: Streetworker Christian Büscher ist mit einem weißen Bus unterwegs.

Ohne fahrbaren Untersatz geht es nicht im weitläufigen Südkreis. Christian Büscher lädt zum Chillen und Plaudern im weißen Bus ein.

Niemals Kinder und Jugendliche in der Dunkelheit ansprechen. Für Christian Büscher ist das so etwas wie eine goldene Regel. Das mache nämlich Angst. Und Angst möchte der neue Streetworker für Waldbröl, Morsbach und Reichshof nun wirklich nicht verbreiten, im Gegenteil. „Es braucht viel Fingerspitzengefühl, um Vertrauen aufzubauen“, betont der 42-Jährige. Im Oktober hat Büscher seine neue Stelle angetreten – er arbeitet für den Waldbröler Verein Outdoor Oberberg, dieser wiederum hat im April vergangenen Jahres vom Oberbergischen Kreis den Auftrag erhalten, die Jugendarbeit an der frischen Luft zu übernehmen. Seit dem 1. Januar 2012 bereits sind Streetworkerinnen und Streetworker im Süden des Kreises unterwegs.

Gerade hat Christian Büscher den weißen Ford-Bus auf dem obersten Parkdeck des Waldbröler Rewe-Marktes an der Gerberstraße abgestellt. Jetzt macht er es darin gemütlich, klappt den Tisch aus, öffnet einladend die Schiebetüren, wartet. „Das Parkhaus ist bei Jugendlichen beliebt, um abzuhängen“, erklärt Büscher. „Und bei Regen verkrümeln sie sich gern im Treppenhaus gegenüber.“ Das Parkdeck sei also „strategisch günstig“, um mit den Teenagern ins Gespräch zu kommen, sagt der Waldbröler, der zum Diakon geweiht worden ist und 14 Jahre für die Evangelische Kirchengemeinde am Waldbröler Wiedenhof gearbeitet hat – in der Jugendarbeit und in der Vorbereitung auf die Konfirmation etwa.

Bald weitere Kollegin im Reichshof

„Dann wollte ich einen neuen Arbeitsbereich kennenlernen“, sagt der Streetworker. Anzutreffen ist er vor allem in Waldbröl und Morsbach, noch in diesem Monat soll eine Kollegin von Outdoor Oberberg zudem Reichshof übernehmen. Ebenfalls zum Team gehört Johannes Imhäuser (37), der vor einem Jahr die Nachfolge von Streetworker Jörn Hägele angetreten hat, nachdem dieser die Leitung des Jugendzentrums in Nümbrecht übernommen hatte. Elf Jahre hatte Hägele im Kreissüden ein offenes Ohr.

Christian Büscher weiß, dass es neben dem Feingefühl auch viel Geduld braucht, um junge Menschen zu erreichen. Planbar sei sein Alltag also nicht, sagt er. Steht der Bus, dann bricht Büscher oft zu Fuß auf und macht sich in Waldbröl auf den Weg in den Königsbornpark, zum Promenadenweg unterhalb des Schulzentrums oder zum Sportplatz in Eichen. „Da sind immer Kinder und Jugendliche“, sagt Büscher, der alle Schulen in der Marktstadt und der Nachbargemeinde Morsbach besuchen will, um sich vorzustellen. Ziel sei es, künftig feste Orte zu festen Zeiten mit den beiden Bussen des Vereins anzusteuern.

Drogen sind nicht nur in Waldbröl ein Thema

Seine Aufgaben beschreibt er mit denen eines Vertrauenslehrers: „Ich höre zu, wenn Kinder und Jugendliche ihr Herz ausschütten wollen, lasse mir Probleme schildern und biete Hilfe an bei der Suche nach Lösungen.“ Natürlich gelte auch für ihn die Schweigepflicht. „Ich mag es sehr, wenn ich ein kleines bisschen mehr Sicherheit im Leben geben kann.“ Überhaupt reize ihn die Vielfalt seiner neuen Arbeit.

Manche der Kontaktsuchenden haben Probleme und Schwierigkeiten zu Hause, oft mit den Eltern. „Leider kommen sie ohne Probleme an Alkohol, auch andere Drogen sind ein großes Thema.“ Und auch die Einweg-E-Zigarette stehe gerade hoch im Kurs.

Manchmal, sagt Christian Büscher, reiche es schon, wenn ein Erwachsener mit ihnen spielt. „Neulich haben drei Jungs in meinem Bus gesessen und wir haben Karten gezockt.“ Ein Fußball, ein Basketball und ein Skateboard sind an Bord, auch hat der Bus Anschlüsse, an denen Jugendliche das Smartphone auftanken können. „Bei der Gestaltung der Freizeit oder der Ferien zu helfen, das ist eine meiner weiteren Aufgabe.“ Daher unterstütze er das Team des Morsbacher Jugendzentrums Highlight, wenn dort das Ferienprogramm startet.

Dass der gebürtige Ennepetaler auch handwerklich nicht ungeschickt ist, liegt daran, dass er einst den Beruf des Elektronikers erlernt hat, bevor die theologische Ausbildung und die zum Erlebnispädagogen folgten. „Prädikant bin ich heute noch“, sagt Büscher.

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