Café KremerPächterin will Waldbröler Lokal an Genossenschaft übergeben

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Elke Kremer steht in ihrem Café und hät einen Schokoladenkuchen in der Hand.

Schweren Herzens schließt Elke Kremer ihr Café im Stadtzentrum von Waldbröl. 

Steigende Stromkosten, höhere Preise bei Lebensmitteln, der neue Mindestlohn: Elke Kremer zieht die Notbremse. „Es geht einfach nicht mehr“, sagt die Inhaberin von Café Kremer. Am Sonntag, 20. November, will die 56-Jährige zum letzten Mal Kaffee und Kuchen servieren und dann die Türen des Cafés an der Waldbröler Hochstraße schließen – aber nicht für immer: „Das Café soll in die Verantwortung einer neuen Genossenschaft übergehen“, erklärt Kremer.

Leicht fällt es ihr nicht, über dieses Vorhaben zu sprechen – zu viel Herzblut steckt in der urigen Gaststätte, die Elke Kremer und ihr Ehemann Gerd am 20. Februar 2020 eröffnet haben. „Wir dachten damals, dieses Datum bringt uns Glück.“

Erstes Informationstreffen zur Gründung

Mitglieder der Genossenschaft aus Hülsenbusch haben ihr Kommen zugesagt, wenn Elke Kremer zu einem ersten Informationstreffen vor der Gründung einer Café-Genossenschaft einlädt. Dieses ist geplant für Montag, 7. November, um 19 Uhr im evangelischen Gemeindehaus, Wiedenhof 12a. Fragen dazu beantwortet Kremer per E-Mail.

Besonders hofft die Noch-Pächterin auf Vereine und Waldbröler Institutionen, etwa die Feuerwehr, die dann in dem Café auch eine Versammlungsstätte finden könnten. Dieses hat eine Nutzfläche von etwa 150 Quadratmetern.

Es gibt 45 Plätze innen und 25 weitere draußen auf der Terrasse an der Hochstraße. „Auch könnten hier Kulturveranstaltungen stattfinden“, überlegt Elke Kremer, die gerade an einem Businessplan tüftelt. In Betrieb gehen soll das Genossenschaftscafé im Frühjahr. (höh)

Unglück bringt es jedenfalls nicht. Denn trotz aller Widrigkeiten in den Corona-Jahren und der Folgen erfreut sich das neue Café rasch wachsender Beliebtheit, schnell wächst der Kreis der treuen Stammgäste.

In der ersten Wochenhälfte ist zu wenig los

Und auch heute brummt der Betrieb an den Markt-Donnerstagen, an den Wochenenden und besonders sonntags, wenn Elke Kremer zum Brunch einlädt. „Aber dazwischen ist so wenig los, dass es sich nicht lohnt, dass wir keine Rücklagen bilden können“, berichtet Elke Kremer. „Die steigenden Ausgaben geben uns den Rest – und das bei Arbeitstagen von zehn bis 14 Stunden.“

Den Stammgästen aber will eine Schließung so gar nicht schmecken. „Zum Glück gibt es gute Beispiele aus Hülsenbusch und Bergneustadt, wie es doch gehen kann“, betont Anne Pampus (64), die auch weiterhin Appetit hat auf Kremers Torten und Kuchen. Also ergreift die Waldbrölerin die Initiative, begeistert die Café-Pächterin für das Modell einer Genossenschaft.

Es gibt funktionierende Vorreiter im Oberbergischen

In Bergneustadt trägt eine solche Gemeinschaft seit August 2020 den Jägerhof in der Altstadt, in Gummersbach-Hülsenbusch ist die frühere Dorfkneipe Jäger bereits seit Juli 2014 in den Händen vieler Eigentümerinnen und Eigentümer. „Zurzeit hat die Kneipen-Genossenschaft 230 Mitglieder“, sagt die Vorsitzende der Dorfgemeinschaft, Heike Brand.

Sie macht Elke Kremer und Anne Pampus Mut: „Gerade im ländlichen Raum und gerade in der Gastronomie hat dieses Prinzip der Solidarität eine hervorragende Perspektive – wenn es ein fundiertes Konzept und ausreichend Leute gibt, die anpacken wollen“, führt Brand aus. Denn Arbeit gebe es reichlich: „Wir stemmen den Thekenbetrieb an fünf Tagen in der Woche mit etwa 50 Kräften.“

Hülsenbuscher Dorfgaststätte ist bundesweit Vorbild

Weil die Hülsenbuscher Dorfgaststätte so gut läuft, macht sie bundesweit Schule. Brand: „Immer wieder sind Mitglieder von uns unterwegs, um bei Gründungen von Genossenschaften zu beraten, zu helfen.“ Und natürlich komme ihre Genossenschaft auch gern in die Marktstadt. „Am Ende aber sind die Menschen immer das Wichtigste“, sagt Brand.

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Dort freut sich Elke Kremer, dass sie auf diese Unterstützung ebenso zählen kann wie auf die des Hausbesitzers. „Der möchte ebenfalls, dass das Café bleibt“, schildert Kremer. Sollte dies gelingen, wäre die Waldbrölerin aber nur zu Beginn mit von der Partie.

„Ich brauchte für mich selbst einen sicheren Weg – zum 1. Januar trete ich eine neue Arbeitsstelle an“, verrät sie. „Ich schließe allerdings nicht aus, dass ich später hinter den Kulissen einsteige.“ Und natürlich werde sie ihren Nachfolgern jegliche Rezepte anvertrauen.

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