Die FDP Oberberg diskutierte mit kompetenten Gästen über die geplante Krankenhausreform. Man war sich einig: Nicht alle Kliniken werden überleben.
FDP-KreisparteitagAuch in Oberberg werden wohl Kliniken schließen
Wegen der Krankenhausreform muss man sich in Oberberg keine ernsten Sorgen machen. Diese Botschaft hatten die Leiter des Klinikums Oberberg und des Engelskirchener St.-Josef-Krankenhauses für die Mitglieder der oberbergischen FDP. Beim Kreisparteitag am Donnerstag in Wiehl gaben sich sowohl Sascha Klein, Hauptgeschäftsführer des Klinikums Oberberg, als auch Jan-Philipp Kasch, Regionaldirektor der GFO-Kliniken, zuversichtlich, dass ihre Häuser die bevorstehende Bereinigung der stationären Versorgung überstehen.
Landtagsabgeordnete Schneider zu Gast in Oberberg
Die außerordentliche Zusammenkunft war einberufen worden, weil der Kreisverband im Vorfeld der Europawahl 2024 Delegierte zu bestimmen hatte. Inhaltlicher Mehrwert war aber die Gesundheitspolitik. Als Gast begrüßte Kreisvorsitzender Dominik Trautmann die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Susanne Schneider.
Die Abgeordnete aus Schwerte hat unter anderem als examinierte Krankenschwester und Pharmareferentin vorpolitischen Einblick bekommen und lobte die Pläne von NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) zur Spezialisierung der Krankenhauslandschaft. Klinikschließungen würden vor allem das Überangebot in den Großstädten betreffen, die Grundversorgung im ländlichen Raum sei eher unzureichend, wenn man die „sportliche“ Maßgabe voraussetze, dass niemand mehr als 20 Minuten brauchen soll, um die nächste Klinik zu erreichen. „Die Reform ist gut, Städte und Gemeinden müssen aber mitgenommen werden“, forderte Schneider.
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Oberbergische Kreistagsabgeordnete Albowitz-Freytag kritisiert Minister Lauterbach
Ina Albowitz-Freytag, Ehrenvorsitzende der FDP Oberberg und Expertin der Kreistagsfraktion, beschäftigt sich nach eigenen Angaben schon mehr als 40 Jahre lang mit Gesundheitspolitik. „Aber im Moment macht es keinen Spaß.“ Die ungedeckten Kostensteigerungen trieben immer mehr Kliniken in die Insolvenz, Bundesminister Karl Lauterbach sollte sich um den Inflationsausgleich kümmern statt die Strukturreform mit immer neuen Ideen zu stören.
Klinikumschef Klein wollte vor diesem Hintergrund Schließungen auch in Oberberg nicht ausschließen, ohne dass er die Helios-Klinik in Wipperfürth oder das Sana-Krankenhaus in Radevormwald ausdrücklich erwähnte. Er habe überhaupt nichts dagegen, dass ein Überangebot abgebaut wird, sagte Klein in Wiehl, aber bitte nicht als „kalte Strukturbereinigung“ über den Kostendruck, sondern „mit ordnender Hand“ und transparent. GFO-Regionaldirektor Kasch stimmte zu. Er berichtete, dass in Troisdorf zwei konkurrierende Kliniken nur vier Kilometer auseinander liegen.
Sorgen des Waldbrölers Herbert Greb um das dortige Krankenhaus bemühte sich Klinikumsgeschäftsführer Klein zu zerstreuen: „Eine Grundversorgung mit Innerer Medizin und Chirurgie bleibt auf jeden Fall erhalten.“ Für die Behandlung eines Schlaganfalls sei es aber besser, den Rettungswagen für eine zehn Minuten längere Fahrt nach Gummersbach zu schicken. Der Hückeswagener Gerhard Welp ist damit einverstanden: „Als Patient will ich die beste Versorgung, egal wo.“