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Standort BielsteinStadt Wiehl schränkt Zugang zur Gesamtschule leicht ein

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Eine Frau vor einer Pinnwand in der Schule.

Schulleiterin Anja Kottmann und ihr Kollegium bereiten sich auf den Start der Gesamtschule im kommenden Sommer vor.

Wiehler Kinder sollen Vorrang haben, wenn bald die Anmeldung für die neue Gesamtschule startet. Die Stadt hat derweil Investitionen in Höhe von 2,4 Millionen Euro auf den Weg gebracht.

„Wird mein Kind in der neuen Gesamtschule aufgenommen?“ Diese bange Frage, so berichtet Schulleiterin Anja Kottmann, sei ihr und dem übrigen Kollegium häufig gestellt worden, als es vor zwei Wochen in Bielstein einen Tag der offenen Tür gab. Die TOB-Sekundarschule wird im kommenden Sommer zur Gesamtschule aufgewertet, und damit kommt Bewegung in die oberbergische Schullandschaft.

Wer aufgenommen wird und wer nicht, hat der Schulausschuss vergangene Woche in einer Empfehlung für den Stadtrat festgelegt: Wiehler Kinder haben wie versprochen Vorrang. Vier Eingangsklassen à 27 Schülerinnen und Schüler werden eingerichtet. Verwaltung und Politik gehen davon aus, dass sich genügend eigene Kinder anmelden. Auswärtige Kinder werden aber nur abgewiesen, wenn es einen Anmeldungsüberhang gibt. Und nur, wenn in deren Heimatgemeinde eine eigene Gesamtschule zur Verfügung steht, also wie in Gummersbach oder Reichshof.

Ein Junge läuft an einem Eingang vorbei.

Wiehler Kinder haben Vorrang in Bielstein.

Der Name „TOB“ und das Logo, kündigt Schulleiterin Kottmann an, sollen übrigens erhalten bleiben und kenntlich machen, dass sich die neue Schule weiterhin der „technisch orientierten Bildung“ besonders verpflichtet fühlt. Damit will sich die Gesamtschule zugleich vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium abgrenzen. Schon jetzt können Eltern und Schüler Beratungsgespräche zum Start des Anmeldeverfahrens Anfang Februar vereinbaren.

Im Sommer seid Ihr Gesamtschüler und habt nichts gemerkt.
Anja Kottmann zu ihren Schülerinnen und Schülern

Derweil hat die Renovierung und Modernisierung begonnen (siehe Kasten). An den äußerlichen Veränderungen werden die Schülerinnen und Schüler am ehesten merken, dass etwas Neues beginnt. Schulleiterin Anja Kottmann erläutert: „Wir arbeiten ja jetzt schon nach dem Gesamtschullehrplan, für die Schüler ändert sich nichts.“ Sie habe den jungen Leuten darum auch gesagt: „Im Sommer seid Ihr Gesamtschüler und habt nichts gemerkt.“

Anja Kottmann (56) kam 2016 als didaktische Leiterin nach Bielstein, nachdem dort Haupt- und Real- zur Sekundarschule zusammengeführt wurden. Die gebürtige Kölnerin lebt in Bergisch Gladbach, hat ihre schulische Karriere aber einst im Oberbergischen gestartet, nämlich in der Ründerother Hauptschule. Danach sammelte sie unter anderem Erfahrungen in einer Realschule und als Fachleiterin in Köln und Leverkusen.

Bielsteiner Schule behält auch ihr Logo

Kottmann erinnert daran, dass es bereits zum Wesen der Sekundarschule gehört, dass den Schülern der Weg zum Abitur offen steht. Bei entsprechenden Schulnoten wechseln sie   zum Gymnasium und erlangen dort nach 13 Schuljahren die Hochschulreife. Die kleine „13“ im alten und neuen Logo der Bielsteiner Schule verweist schon jetzt nicht nur auf das Gründungsjahr, sondern auch auf diese ehrgeizige Perspektive.

Iris Krebs, die als Abteilungsleiterin bisher und künftig für die Jahrgänge 8 bis 10 zuständig ist, betont umgekehrt: „Nicht jedes Kind muss Abitur haben. Bei uns wird man weiterhin alle Abschlüsse machen können. Diese sind alle etwas wert und führen zu einem Ausbildungsplatz.“

Ein Schild weist den Weg "Zur Realschule".

Die Stadt hat mit einer umfangreichen Sanierung der Gebäude begonnen, die einst als Haupt- und Realschule errichtet wurden.

Der Wechsel zum Gymnasium sei von vielen Schülern und Eltern als „Bruch in der Lernbiographie“ empfunden worden, sagt Kottmann. Darum habe sich der starke Elternwille entwickelt, auch den Bielsteiner Schülern einen geraderen Weg zum Abi zu eröffnen. „Die Jugendlichen sind ohnehin in einer schwierigen Lebensphase, warum müssen sie dann auch noch das Schulsystem wechseln?“

Darum wird es bald eine elfte Jahrgangsstufe geben. Die Schulleiterin betont aber besonders, was sich nicht ändert: die frühe Berufsorientierung, die enge Vernetzung mit mehr als 100 lokalen Unternehmen und der Technik-Schwerpunkt in allen Fächern. Und sei es im Literatur- oder Ethik-Unterricht, wie die gelernte Lehrerin für Deutsch und für evangelische Religion versichert. Zur technischen Bildung gehöre eine Ausstattung mit 3D-Drucker, Plotter und anderen Geräten, die auch Fachleute begeistere: „Da sieht man gleich, hier werden nicht nur Vogelhäuschen gebaut.“

Die nun anstehenden Investitionen sollen dazu dienen, diese Standards auch für die neue Oberstufe zu gewährleisten. Derweil bildet sich das Kollegium fort und sieht sich bei Hospitationen in Köln und Bergisch Gladbach andere Schulen an. Unter den 65 Bielsteiner Lehrkräften haben einige schon jetzt die Befähigung für die Oberstufe. Wie viele noch dazukommen, bespreche man derzeit mit der Bezirksregierung, sagt Anja Kottmann. An Bewerbern werde es nicht mangeln, ist sie überzeugt: „Es ist eine tolle berufliche Chance, den Aufbau der Oberstufe mitzugestalten.“


Stadt investiert 2,4 Millionen Euro

Technische Bildung erfahren die Bielsteiner Kinder in den nächsten Monaten auch als Zuschauer der umfangreichen Renovierung ihrer Schule. Derzeit werden bereits die Toiletten im oberen Gebäudeteil saniert. Die Stadt investiert zwei Millionen Euro in die Gebäudesubstanz, dazu kommen weitere 410.000 Euro für die Ausstattung.

Nach der Gerichtsentscheidung für die Gesamtschule wurden alle Bremsen gelöst und Mittel angemeldet. Fachbereichsleiter Tim Vogel betont, dass es sich überwiegend um Baumaßnahmen handelt, die ohnehin fällig wären, etwa die Erneuerung der Fenster.

Anbauten sind nicht erforderlich, Platz gibt es genug. Als es in Bielstein noch eine Haupt- und eine Realschule gab, wurden dort zeitweise bis zu 1200 Schüler unterrichtet, doppelt so viele wie heute.