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VersorgungAus zwei Apotheken wird in Bielstein eine

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Drei Personen an einem Medikamentenschrank.

Fragen Sie Ihren Arzt – oder Ihre Apothekerin Eva Ausbüttel (M.), heißt es künftig in Bielstein. Ulrike Horwarth und Hans Georg Bauer hören auf.

In der Wiehler Ortschaft Bielstein kann man beobachten, wie sich die ländliche Arzneimittelversorgung verändert.

Jahrzehntelang gab es an der Wiehl-Bielsteiner Einkaufsstraße in nur 60 Metern Entfernung zwei konkurrierende Apotheken. Zum Jahreswechsel werden diese mit allen Mitarbeitern zusammengelegt, und zwar unter neuer Leitung: Wer Herztabletten, Schmerzsalbe oder Nasenspray braucht, kann sich künftig vertrauensvoll an Eva Ausbüttel (30) wenden.

Ulrike Horwath (64), Betreiberin der Bergischen Apotheke, und Hans Georg Bauer (74) von der Adler-Apotheke gehen in den Ruhestand. Letztere wird ab 1. Januar zunächst geschlossen, der komplette Betrieb in die Bergische Apotheke verlagert. Nach einer dreimonatigen Renovierung zieht das Team dann in die Räume der Adler-Apotheke ein, das Ladenlokal der Bergischen Apotheke bekommt einen neuen Zweck.

Die Apotheke bekommt einen neuen Namen

Wie die Apotheke künftig heißen wird, weiß Eva Ausbüttel noch nicht – auf jeden Fall wird es ein neuer Name sein, um keinen der beiden Vorgängerbetriebe zu bevorzugen. Hans Georg Bauer kann sich zumindest darüber freuen, dass die Bielsteiner Apothekentradition (siehe Kasten) an seinem Standort fortgeführt wird. Bauer hat Sinn für die Ortsgeschichte, er ist Vorsitzender des Bielsteiner Heimatvereins. Doch auch die neue Apothekerin folgt einer Tradition.

Eva Ausbüttel entstammt einer Dortmunder Pharmazeutendynastie, die dort sogar ein Apothekenmuseum betreibt. Sie wohnt in Köln-Bickendorf und arbeitet seit zwei Jahren in der Markt-Apotheke ihres Lebensgefährten am Heier Platz in Marienheide, der sie als stiller Teilhaber unterstützt. Moritz Happ ist der Sohn des früheren Inhabers der Apotheke an der Wiehler Bahnhofstraße, Wilhelm Happ.

„Gesamtpaket ist interessant“

Die Wiehler Apothekenlandschaft war Eva Ausbüttel also geläufig, als sie von einer Agentur auf die Bielsteiner Betriebe aufmerksam gemacht wurde. Diese hatte zuvor vermittelt, dass beide Apotheken zusammen abgegeben werden. Hans Georg Bauer versucht schon seit mehreren Jahren, seine Nachfolge zu regeln, und hatte erkannt: „Nur das gesamte Paket ist interessant.“

An Kundschaft hat es den beiden Arzneimittelhändlern nicht gemangelt, eher am Fachpersonal. Darum sollen jetzt auch alle 20 Kräfte der beiden Teams gehalten werden. Ein Vorteil der Zusammenlegung liegt im Sparpotenzial bei den Kosten für Miete, EDV und dergleichen. Die Apothekenbranche steht unter wirtschaftlichem Druck, nicht zuletzt wegen der Online-Konkurrenz. Alljährlich schließen in Deutschland mehrere hundert Betriebe, weil Babyboomer in Rente gehen. Ulrike Horwath berichtet, dass die Übergabe an jüngere Hände in Oberberg inzwischen vielerorts gelungen sei.

Auch Eva Ausbüttel scheut nicht die unternehmerische Herausforderung. „Das macht mir Spaß.“ Sie nennt Bielstein „superschön“, sie freut sich darauf, dort einen Beitrag zur wohnortnahen Arzneimittelversorgung im ländlichen Raum zu leisten. „Der Mensch braucht einen Ansprechpartner für sein gesundheitliches Problem. Wir können einen schnellen und niedrigschwelligen Rat geben.“

Vorgängerin Ulrike Horwath gibt ihr die Empfehlung, sich gegen die Kampfpreise des Internets mit Qualität und Geduld in der Beratung zu behaupten. „Man darf den verordnenden Arzt nicht verärgern und den Patienten nicht verunsichern. Im Notdienst habe ich aber auch schon mal eine Stunde lang mit einem Kunden geredet, das macht kein Arzt.“ Auch Hans-Georg Bauer empfiehlt Hingabe an den Job: „Es ist gut, dass es in den Heilberufen noch junge Leute gibt, die nicht nur nach Work-Life-Balance suchen.“


Zur Geschichte

Die Adler-Apotheke wurde bereits 1949 gegründet, und zwar in den Räumen einer früheren Arztpraxis gegenüber der Brauerei. Bei der Namenswahl mag eine Rolle gespielt haben, glaubt Hans Georg Bauer, dass letztere bis 1936 „Adler-Brauerei“ hieß. 1956 übernahm Bauers Vater Fritz die Apotheke, 1978er selbst. Im März 1996 verlegte er den Sitz nach aufwendigem Um- und Ausbau in das heutige Gebäude, zuvor ein Lebensmittelgeschäft.

Nach und nach ließen sich dort auch Ärzte nieder. Die Bergische Apotheke gibt es seit 1990. Sieben Jahre später übernahm die gebürtige Siebenbürgerin Ulrike Horwadt das Geschäft und erhöhte mit durchgehenden Öffnungszeiten die Kundenzahl. Von 2005 bis 2023 unterhielt sie zudem in Drabenderhöhe die Gingko-Apotheke. Einige Jahre lang wohnte sie in Bielstein über der Apotheke, berichtet Horwath. Der Wiehler Kollege Wilhelm Happ habe ihr schon vor 20 Jahren gesagt: „Ihre Apotheke will ich für meinen Sohn.“ Nun übernimmt diese dessen Lebensgefährtin.