HilfstransportFreikirche in Wiehl schickt sieben Transporter in die Ukraine

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In Oberbantenberg packten die Helfer am Dienstagabend sieben Transporter bis unters Dach mit Hilfsgütern.

In Oberbantenberg packten die Helfer am Dienstagabend sieben Transporter bis unters Dach mit Hilfsgütern.

Von Oberbantenberg hat sich der mittlerweile fünfte Hilfsgütertransport in Richtung Ukraine aufgemacht. Die Helfer berichten von ihren Erfahrungen.

„So viel hatten wir noch nie“, staunte Manuel Weber von der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde „Christus für Alle“ (CfA) am Dienstagabend angesichts der Berge von Sachspenden, die am Montag und Dienstag im Gemeindesaal angeliefert worden waren. „Die Autos haben auf der Straße in einer langen Schlange gestanden.“

Kirchen hatten zur Spende von Hilfsgütern aufgerufen

Es ist bereits der fünfte Hilfsgütertransport in die Ukraine, für den die CfA in Kooperation mit anderen evangelischen, katholischen und freikirchlichen Gemeinden kurz vor Weihnachten um Unterstützung gebeten hatte.

Gefragt waren haltbare Lebensmittel, Winterbekleidung, Schuhe, Decken, Hygieneartikel, Verbandsmaterial und Medikamente, aber auch Krücken, Rollstühle und Rollatoren, Kerzen, Taschenlampen, Batterien, Solarlampen, Waschmittel und Werkzeuge. Hinzukommen 30 Stromgeneratoren, die mit Spenden finanziert wurden. „Diesmal sind mehr als zehn Tonnen zusammengekommen“, schätzt Organisator Weber.

Meine Motivation zu helfen wird von Fahrt zu Fahrt größer.
Manuel Weber

Rund 50 Leute sichten und sortieren das angelieferte Material an diesem Abend, verpacken es in Kartons und Tüten und reichen es in einer Kette weiter in die sieben Transporter und vier Anhänger. Unter ihnen sind viele Ukrainer, zu einem Teil Oberberger, doch meist sind es Geflüchtete.

„Wir wissen genau, was gebraucht wird“, sagt Manuel Weber. Der erste Hilferuf aus der Ukraine sei schon Ende Februar vergangenen Jahres – kurz nach dem Ausbruch des Krieges – von Verwandten des Gemeindepastors Waldemar Hübner gekommen. Anfang März sei der erste Konvoi aufgebrochen. Die Fracht geht an befreundete Freikirchen in Wolodymyr und Lwiw, die diese Spenden weiträumig bis an die Front verteilen. Bevorzugt würden Krankenhäuser, Senioren- und Kinderheime sowie Familien. „Meine Motivation zu helfen wird von Fahrt zu Fahrt größer“, sagt Weber.

Das Ausmaß der Not zu erleben, ist zusätzliche Motivation

Beim ersten Mal hätte ein humanitärer Gedanke im Vordergrund gestanden, doch das Ausmaß der Not zu erleben, sei noch etwas ganz anderes. Durch den Kontakt in die Ukraine könne sehr gezielt geholfen werden. Beeindruckend sei anschließend, wenn Fotos von der Verwendung der Sachen geschickt würden: „Dann wissen wir, unsere Hilfe ist angekommen.“

Für die Hinfahrt von etwa 1500 Kilometern rechnet Organisator Weber mit etwa 20 Stunden. Um möglichst ungehindert über die Grenzen nach Polen und in die Ukraine zu kommen, hat er Empfehlungsschreiben der beiden Konsulate in der Tasche. „Dennoch brauchen wir da jedes Mal zwei bis drei Stunden“, berichtet er. Kribbelig werde es an den vielen Checkpoints in der Ukraine: „Es ist ein ganz merkwürdiges Gefühl, im Slalom durch eine Panzersperre zu fahren.“

Am Donnerstagmorgen an der Grenze zur Ukraine

Die Tour ist so geplant, dass die Gruppe am Donnerstagmorgen die Grenze zur Ukraine passiert: „Von 22 bis 6 Uhr herrscht generelle Ausgangssperre.“ Manuel Weber freut sich schon auf die Ankunft in Wolodymyr: „Dort wartet ein großer Kessel Borschtsch auf uns.“

Nach dem Abladen geht es weiter nach Lwiw, von dort aus werden noch einige Frauen und Kinder als Flüchtlinge mit nach Deutschland genommen. Besonders die Rückfahrt sei äußerst anstrengend, schildert Weber: „Wir wechseln uns ständig beim Fahren ab und nehmen extra noch drei Ersatzleute mit.“

Während er laminierte DIN A4-Blätter mit Rot-Kreuz-Flaggen und dem Hinweis „Humanitäre Hilfe für die Ukraine“ in die Fahrzeuge verteilt, macht es sich Dennis Dick schon mal auf dem Fahrersitz bequem. Für ihn ist es das erste Mal, dass er an einem der Hilfsgütertransporte teilnimmt: „Als ich jetzt davon erfahren habe, war für mich sofort klar, dass ich dabei bin.“

Als Missionar der Freudenberger Mission für Süd-Ost-Europa ist er von Börnhausen aus für die Betreuung der Wiehler Flüchtlinge zuständig: „Ich finde es fantastisch, dass sich die Stadt Wiehl bereit erklärt hat, trotz Überfüllung noch zehn weitere Personen aufzunehmen, die wir aus Lwiw mitbringen.“

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